Mit dem Maya-Zug durch den mexikanischen Regenwald
Mexiko nimmt den ersten, knapp 500 Kilometer langen Abschnitt des Maya-Zugs in Betrieb. Die Regierung verkauft das Megaprojekt als Segen. Kritik von Umweltschützern wird zurückgewiesen.
Bulldozer gegen unberührte Natur
Der "Tren Maya" oder Maya-Zug, gilt als großes Vorzeigeprojekt des linksnationalistischen Präsidenten Andrés Manuel López Obrador. Es handelt sich um eine Bahnlinie von mehr als 1500 Kilometern Länge, die die Touristenstädte an der mexikanischen Karibikküste mit den historischen Maya-Fundstätten auf der Halbinsel Yucatán und dem Süden Mexikos verknüpft.
Erster Abschnitt fertiggestellt
Nach einer Bauzeit von lediglich dreieinhalb Jahren wurde an diesem Freitag der erste knapp 500 Kilometer lange Abschnitt der Trasse eröffnet. Er verbindet San Francisco de Campeche am Golf von Mexiko und den Badeort Cancún an der Karibikküste. Bis Ende Februar ist die Fertigstellung des gesamten Netzes mit seinen 34 Haltestellen in fünf Bundesstaaten geplant.
Tourismus-Tempel im Urwald
Etwa auf halber Strecke des nun fertigen Abschnitts liegt Chichen Itza. Dort besuchen schon jetzt jährlich rund zwei Millionen Menschen den berühmten Maya-Tempel von Kukulcan. Das scheint Präsident López Obrador nicht zu genügen.
Florierende Zeiten
Präsident López Obrador sieht in dem Bahnprojekt nur Positives. Er prophezeit, dass die Zuglinie wirtschaftliches Wachstum und soziale Entwicklung in den Südosten des Landes bringen wird, wo schon jetzt jährlich mehrere Millionen Touristen an den Stränden in Resorts wie dem "Mamita's" (Bild) Urlaub machen. Der Immobiliensektor boomt.
Zerstörte Lebensräume
Umweltschützer schlagen hingegen schon lange Alarm. Die Abholzung entlang der Route sei katastrophal für die Lebensräume von Klammeraffen (Bild), Jaguaren, Roten Aras und anderen Arten.
Gefährdete Cenote-Arten
Auch die Cenotes sind als Lebensräume gefährdet. Mehr als 2000 dieser eingestürzten Höhlen mit Süßwasser darin zählen zum UNESCO Welterbe. Jegliche Verschmutzung könnte das Leben darin bedrohen. Die Gefahr besteht sogar, dass einige Tier- und Pflanzenarten unwiederbringlich aussterben, weil sie endemisch sind. Das heißt, sie kommen ausschließlich hier vor.
Soziale Proteste
Auch Menschenrechtsgruppen und Indigene haben jahrelang gegen den Bau der Bahnstrecke protestiert. Sie befürchten, dass der Bau ohne Rücksicht auf die dort lebenden Menschen durchgezogen wird, dass sie ihrer Lebensgrundlage beraubt und auf den Baustellen ausgebeutet werden.
Bedrohtes Lebensgefühl
Im Dorf Vida y Esperanza (Leben und Hoffnung) sind etwa 300 Menschen von der Baustelle betroffen. Viele Maya-Gemeinden kämpfen seit über zwei Jahren vor Gericht gegen den Bau. Sie sehen ihr Recht auf eine sichere, saubere Umwelt und ihren Zugang zu Trinkwasser verletzt. Zudem, argumentieren sie, hätten sie vor dem Bau konsultiert werden müssen. Die UN-Menschenrechtskommission sieht das ähnlich.
Von der Armee gesichert
Als die Klagen gegen den Maya-Zug zunahmen, machte López Obrador das Projekt kurzerhand zu einer Frage der nationalen Sicherheit und erklärte die Armee dafür zuständig. Mitglieder der mexikanischen Nationalgarde haben die Bauarbeiten seither beschützt. 2800 Nationalgardisten sollen bei der Eröffnung des ersten Abschnitts für Sicherheit sorgen.
Teure Aussicht(en)
Fest steht, der Maya-Zug bringt nicht nur wirtschaftlichen Segen, er hat auch seinen Preis. Die Baukosten des Projekts haben sich seit Baubeginn verdreifacht und liegen bei umgerechnet rund 27 Milliarden Euro. Nicht kalkulierbar sind indes die Kosten für die Umwelt.