Kleine Kunstwerke aus Elektroschrott
4. Juni 2015Insekten, Krabbeltiere, Käfer: Diese winzigen Geschöpfe sorgen bei den meisten nicht gerade für positive Reaktionen. Aber die Insekten der britischen Künstlerin Julie Alice Chappell sind anders. Für ihre kleinen Kunstwerke verwendet sie ausgediente Elektronik.
Sich selbst bezeichnet sie als einen "großen Insekten-Fan". Mit den Skulpturen begann Chappell bereits während ihres Kunststudiums vor vier Jahren an der Universität Portsmouth, nachdem sie eine ganze Box voll von gebrauchten Elektronikteilen bekam. Die Drähte und Farben der Komponenten, der Platinen und der ganzen kleinen Einzelteile erinnerten sie an die bunten Körper von Käfern, an deren spindeldürren Beine und Fühler.
Chappell sagt, sie lasse sich bei ihren Entwürfen von alter und neuer Technik inspirieren. Sie nutzt Illustrationen aus Insektenkunde-Büchern, bezieht Muster aus der Natur und die Mathematik mit ein. "Das ist sehr arbeitsintensiv, und jedes Stück dauert eine ganze Weile", so die Künstlerin.
Das Ziel von Chappell ist es, mit ihren Skulpturen auch auf die "Gefahren von Elektroschrott in unserer Natur" aufmerksam machen - und auf unsere Wegwerfgesellschaft.
"Die recycelten Reste des kulturellen Abfalls, die sich durch die Kunstwerke ziehen, wie ein roter Faden, sind eine direkte Auseinandersetzung mit den Exzessen des modernen Lebens und zeigen die Gefahren auf, die durch geplante Obsoleszenz [ein von vornherein eingebautes Verfallsdatum] und Elektroschrott entstehen", sagt Chappell.
Gefahren von Elektroschrott
Im letzten Jahr hat der weltweite Elektroschrott einen Rekordwert von 41,8 Millionen Tonnen erreicht. Und er wächst weiter, so eine neuer Bericht der UN, dem "Global E-Waste Monitor 2014". Der Großteil demnach ist der Abfall aus Küchen, Waschküchen und Badezimmern - etwa Mikrowellen oder Waschmaschinen. Aber auch Handy uns Computer sind ganz vorne mit dabei.
Teilweise wird der Elektroschrott recycelt, aber oft landet er einfach in Deponien oder Verbrennungsanlagen, wo toxische Metalle - wie Quecksilber oder Blei - in die Erde und Luft geraten, was sich wiederum negativ auf die Natur und unsere Gesundheit auswirkt.
Und während große Volkswirtschaften, wie China, Japan, die USA und Deutschland, die schlimmsten Verursacher von solchen Abfällen sind, endet der Müll schließlich doch zu großen Teilen in den Entwicklungsländern, wo die Mittel fehlen, um richtig mit dem Schrott umzugehen.
"Der weltweite Handel mit Elektronik und minderwertiges Recycling hat in Entwicklungsländern wie Guiyu, China, und Agbogbloshie, Ghana, schon zu einer ökologischen Katastrophe geführt, um nur zwei Beispiele zu nennen", heißt es in dem Report.