Mit Kopftuch auf Jobsuche
29. Juli 2007Die 32-jährige Muslimin Elif Saat darf sich zu den wenigen Glücklichen zählen. Obwohl sie ein Kopftuch trägt, arbeitet sie schon lange bei der Duisburger Postbank als Finanzmanagerin. Als sie ihren Job antrat, war ihre Kopfbedeckung kein Hindernis. "Entscheidend war damals ganz einfach die Kompetenz. Ich habe in den dreizehn Jahren meines Berufslebens keine negativen Erfahrungen gemacht", sagt Elif Saat. Sie ist eine von mehr als 1,6 Millionen muslimischen Frauen in Deutschland und praktiziert ihren Glauben strikt. Die Finanzmanagerin gehört zu den gebildeten muslimischen Frauen, die gerne und selbstbewusst über das Kopftuch sprechen.
Traumberuf Lehrerin unerreichbar
Doch nicht allen muslimischen Frauen geht es so gut wie Elif Saat. Acht Bundesländer, darunter Bayern, Baden-Württemberg, Hessen und Nordrhein-Westfalen, haben ein Kopftuchverbot für Musliminnen in Erziehungsberufen eingeführt. Für Zehra Yilmaz war das eine persönliche Tragödie. Sie hat Germanistik, Englisch, Erziehungswissenschaften und evangelische Theologie studiert und wollte in ihrem Trauberuf als Lehrerin arbeiten. Sie ist überzeugt: "Mit solchen Gesetzen spielt man den Fundamentalisten in die Hände." Von ihren Eltern sei sie modern erzogen worden, ihre Mutter habe kein Kopftuch getragen, erzählt sie. Den Islam habe sie neu für sich entdeckt, seit dem Studium trage sie ein Kopftuch. "Ich habe nicht angenommen, dass mein Glaube oder meine Kopfbedeckung irgendwie meine berufliche Karriere behindern würden."
Probleme bei der Stellensuche
Heute arbeitet Yilmaz nicht in einer Schule, sondern in einer Begegnungsstätte im Duisburger Stadteil Marxloh. Dort begegnet sie jeden Tag jungen muslimischen Frauen, die trotz einer guten Ausbildung keine Arbeit finden können.
Auch Shikshan Aydin bekam Probleme, weil sie auf das Kopftuch nicht verzichten wollte. Als sie im Arbeitsamt eine Umschulung machen wollte, wurde sie gefragt, ob sie das Kopftuch nicht ablegen könne, weil es die Suche nach einer Stelle erschwere. Doch das lehnte Aydin ab. "Dann haben sie mich den ganzen Tag getestet. Ich war gut und habe letztendlich einen Umschulungsplatz bekommen."
Ausgrenzung und Rückzug
Vorurteile gegen das Kopftuch bestärken bei vielen Musliminnen das Gefühl, gesellschaftlich ausgegrenzt zu werden. Solchen Erfahrungen folgt oftmals ein Rückzug der jungen Frauen aus der Gesellschaft, sagt Zehra Yilmaz.
Dabei stellte die Konrad-Adenauer-Stiftung in einer Meinungsumfrage im vergangenen Jahr fest, dass 90 Prozent der traditionell verhüllten Musliminnen in Deutschland in fast jeder Hinsicht genauso denken wie durchschnittliche deutsche Frauen. Die Mehrheit von ihnen hält nichts vom Hausfrauendasein und legt großen Wert auf berufliche Selbstverwirklichung.