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Mit Macht für Ruhe in Baltimore

29. April 2015

Nach den schweren Unruhen soll eine massive Polizeipräsenz für Ruhe in Baltimore sorgen. Rund 3000 Polizisten und Soldaten der Nationalgarde patrouillieren durch die Stadt, um die Ausgangssperre durchzusetzen.

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Polizisten und ein Panzerfahrzeug in Baltimore (Foto: Reuters)
Bild: Reuters

Einen Tag nach den massiven Ausschreitungen hat in der US-Ostküstenmetropole Baltimore eine nächtliche Ausgangssperre begonnen. Allerdings bewegten sich zunächst noch vereinzelt Menschengruppen in der Stadt. TV-Sender zeigten, wie sich Sicherheitskräfte und Demonstranten gegenüberstanden. Die Sicherheitskräfte riefen die Menschen auf, nach Hause zu gehen. Wenig später ging die Polizei schrittweise gegen die Menschenmenge vor und setzte Pfefferspray ein, berichtete CNN.

Die Polizei von Baltimore sprach über Twitter von aggressiven Kräften, die sich widersetzten, nach Hause zu gehen. Kriminelle hätten an einer Straße ein Feuer entzündet, teilte die Polizei weiter mit. Zunächst wurden aber keine größeren Zwischenfälle gemeldet. Mehr als 1000 Polizisten und 2000 Soldaten sollen die nächtliche Ausgangssperre durchsetzen, die eine Woche lang von 22 Uhr bis 5 Uhr gilt.

"Sinnlose Gewalt"

Präsident Barack Obama sagte, der Gewaltausbruch vom Montag sei nicht zu entschuldigen. Es habe sich nicht um Demonstranten gehandelt, sondern um eine Handvoll Menschen, die wie Kriminelle behandelt werden müssten. "Wenn Menschen Brecheisen nehmen und Türen aufstemmen, um zu plündern, dann demonstrieren sie nicht", sagte Obama bei einer Pressekonferenz. Die "sinnlose Gewalt und Zerstörung" seien "kontraproduktiv".

Allerdings zeigte der Präsident Verständnis für die Sorgen der Afroamerikaner angesichts der jüngsten Fälle tödlicher Polizeigewalt. "Seit den tödlichen Schüssen auf den schwarzen Teenager Michael Brown vergangenen August in Ferguson hätten Polizisten Afroamerikaner aber bei "zu vielen Gelegenheiten" in einer Weise behandelt, die "beunruhigende Fragen" aufwerfe. "Ich glaube, wir als Land müssen in uns gehen", sagte der Präsident.

USA Obama verurteilt Ausschreitungen in Baltimore
Bild: picture alliance/landov

Bei den schwersten Unruhen seit Jahren waren am Montag Gebäude in Flammen aufgegangen und Geschäfte geplündert worden. Die Randalierer in Baltimore hatten die Polizisten mit Steinen und Flaschen angegriffen. Die Polizei teilte mit, dass 144 Autos in Brand gesetzt worden seien. Auch 15 Gebäude hätten gebrannt, bei den Bränden sei ein Mensch lebensgefährlich verletzt worden. Den Angaben zufolge erlitten 20 Polizisten Verletzungen, 235 Menschen wurden festgenommen.

Ein Feuerwehrmann begutachtet den Schaden in einer ausgebrannten Apotheke (Foto: Reuters)
Ein Feuerwehrmann begutachtet den Schaden in einer ausgebrannten ApothekeBild: Reuters

Die Schulen in Baltimore blieben aus Sicherheitsgründen geschlossen. Freiwillige Helfer begannen, nach der Krawallnacht aufzuräumen. "Wir sind hier draußen, damit wieder Normalität einkehrt", sagte die Anwohnerin Maria Ray, die mit Besen und Müllsack auf der Straße stand. "Das ist unsere Nachbarschaft. Das sind unsere Häuser." Auch die Behörden bemühten sich, für Ordnung zu sorgen. Marylands Gouverneur Larry Hogan verhängte den Ausnahmezustand über Baltimore.

Viele Afroamerikaner sehen Gray als das jüngste Opfer in der Serie tödlicher Polizeieinsätze gegen Schwarze. Der junge Mann war am 19. April, eine Woche nach seiner Festnahme, an schweren Rückenmarkverletzungen gestorben. Die genauen Umstände sind noch unklar. Auf Videoaufnahmen ist aber zu sehen, wie Polizisten Gray zu Boden drücken, bevor sie den vor Schmerz schreienden 25-Jährigen zu einem Polizeibus schleifen. Kurz darauf fiel er im Krankenhaus ins Koma.

Zu der Trauerfeier für Gray hatten sich am Montag rund 3000 Menschen in einer Kirche versammelt. "Wir sind hier wegen Freddie Gray, aber wir sind auch hier, weil es viele Freddie Grays gibt", sagte der Anwalt der Familie, William Murphy. Pastor Jamal Bryant hob hervor, dass Grays Angehörige Familie sich gegen Proteste am Tag der Beerdigung ausgesprochen habe. Dennoch kam es nach der Trauerfeier zu den Krawallen.

Über soziale Netzwerke verbreitete Botschaften legten den Verdacht nahe, dass kriminelle Banden hinter den Ausschreitungen stecken. Die Polizei hatte vor den Krawallen erklärt, es gebe "eine glaubwürdige Drohung", dass die Banden eine "Partnerschaft" eingegangen seien, um die Polizei herauszufordern. Baltimore hat mit sozialen Problemen wie Armut, Kriminalität und Obdachlosigkeit zu kämpfen, die vor allem die schwarze Bevölkerung der 620.000-Einwohner-Stadt treffen.

stu/gmf (afp, dpa, rtr)