Modi: Gruppe der G20 wird Afrikanische Union aufnehmen
9. September 2023Die Afrikanische Union wird nach Angaben von Indiens Premierminister Narendra Modi als Mitglied in die G20 aufgenommen. Zum Auftakt des G20-Gipfels in Neu Delhi sagte der Gastgeber, darauf habe sich die Gruppe der führenden Industrie- und Schwellenländer verständigt.
Modi versucht, sein Land als Anführer des globalen Südens zu profilieren. Die Aufnahme der Afrikanischen Union ist für ihn deshalb ein wichtiger Erfolg des Gipfels. Bisher war die Europäische Union mit ihren 27 Mitgliedstaaten die einzige Regionalorganisation, die Mitglied der G20 ist. Der AU gehören alle international anerkannten afrikanischen Länder sowie das völkerrechtlich umstrittene Land Westsahara an. Insgesamt sind es 55 Staaten.
"Es ist eine Freude"
Die AU vertritt die Interessen von rund 1,3 Milliarden Menschen und hat die jüngste und am schnellsten wachsende Bevölkerung der Welt. Schätzungen zufolge könnte Afrika bis 2050 rund 2,5 Milliarden Einwohner zählen. In der EU leben lediglich rund 450 Millionen Menschen. EU-Ratspräsident Charles Michel und EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen begrüßten die Entscheidung. "Es ist eine Freude, die Afrikanische Union als neues G20-Mitglied willkommen zu heißen", sagte von der Leyen.
Zu den G20 gehören bisher - neben der EU - 19 der stärksten Volkswirtschaften der Welt. Die Mitglieder repräsentieren rund 85 Prozent der globalen Wirtschaftsleistung, mehr als 75 Prozent des Welthandels und etwa zwei Drittel der Weltbevölkerung. Die Gruppe ist ein zentrales Forum für die internationale wirtschaftliche Zusammenarbeit, sie beschäftigt sich inzwischen aber auch mit anderen globalen Themen - von der Terrorbekämpfung über den Klimaschutz bis hin zu Kriegen. Vor dem Hintergrund des russischen Angriffskriegs gegen die Ukraine sind die G20-Treffen eines der wenigen verbliebenen Foren, wo der Westen und Russland direkt zusammentreffen.
USA - Indien: "Die wichtigste Beziehung im 21. Jahrhundert"
US-Präsident Joe Biden hat die Beziehungen der USA zum bevölkerungsreichsten Land der Erde weiter gestärkt. Gleich nach seiner Ankunft in Indien wurde der 80-jährige US-Präsident von Premier Narendra Modi in dessen Residenz in Neu Delhi empfangen. Das Treffen fand am Vorabend des G20-Gipfels statt, der inzwischen offiziell begann. Zum Ärger der Medien stellten sich Biden und Modi nicht den Vertretern der Presse.
Zwischen beiden Politikern gebe es eine "unbestreitbare Wärme" und "Vertrauen", sagte ein US-Regierungsvertreter im Anschluss. "Ich glaube, dass die wichtigste bilaterale Beziehung der Vereinigten Staaten im 21. Jahrhundert die mit Indien sein wird."
"Neues Kapitel der bilateralen Zusammenarbeit"
Die beiden Länder vereinbarten eine stärkere Zusammenarbeit in den Bereichen Verteidigung, Raumfahrt und Forschung, wie aus einer gemeinsamen Erklärung hervorgeht. Die US-Handelsbeauftragte Katherine Tai sagte außerdem, die USA und Indien hätten ihren letzten noch offenen Streit bei der Welthandelsorganisation WTO beigelegt. Damit werde "ein neues Kapitel der bilateralen Zusammenarbeit aufgeschlagen", das die Handelsbeziehungen beider Länder "vertiefen" werde.
Beide Seiten hielten die gemeinsamen Werte "Freiheit, Demokratie, Menschenrechte, Integration, Pluralismus und Chancengleichheit für alle Bürger" für entscheidend, heißt es in der gemeinsamen Erklärung weiter. Nach Angaben der US-Regierung weist Biden im Gespräch mit Modi regelmäßig auf die "Bedeutung der Gesundheit der Demokratie" hin. Er tue dies jedoch nicht in einer Weise, die den Eindruck erwecke, ein Land belehre ein anderes. Indien sei dabei, sich zu entwickeln.
Diese Anmerkung zielt wohl auf die erhebliche Kritik in US-Medien, die es vor dem Treffen zwischen Modi und Biden gegeben hatte, weil der Zugang für die Medien stark eingeschränkt wurde. Seit 2014 ist Modi von der hindu-nationalistischen BJP Premierminister des Landes, und in seiner Amtszeit fiel Indien auf Ranglisten zu Demokratie oder Pressefreiheit um mehrere Plätze zurück.
Auch Modi sucht den Schulterschluss
Dessen ungeachtet versuchen die USA offensiv, Indien als wichtigen Akteur im Indopazifik und auf der internationalen Bühne stärker an sich zu binden. Erst vor einigen Monaten hatte Biden Modi als Staatsgast im Weißen Haus empfangen. Es ist das klare Ziel der US-Regierung, dem Machtstreben Chinas in der Region etwas entgegenzusetzen.
Auch Modi, dessen Land traditionell blockfrei ist, sucht verstärkt Beziehungen zu den USA - angesichts sehr angespannter Beziehungen zu Peking. Am Gipfel führender Industrie- und Schwellenländer (G20) werden Chinas Staatschef Xi Jinping und Kremlchef Wladimir Putin nicht teilnehmen.
jj/sti/rb/wa (afp, ap, dpa, rtr)