Montserrat Caballé ist tot
6. Oktober 2018Montserrat Caballé gilt als eine der großen lyrischen Stimmen des 20. Jahrhunderts und als die wohl universellste spanische Opernsängerin. Sie war eine Diva, die anderen, wie Maria Callas, Joan Sutherland, Elisabeth Schwarzkopf oder Renata Tebaldi ebenbürtig war - sowohl wegen ihrer stimmlichen Qualitäten als auch wegen ihrer Technik.
Caballé war berühmt für ihr großes musikalisches Repertoire und ihre einzigartige Vielseitigkeit. Einer breiten Öffentlichkeit wurde sie 1992 bekannt, durch eine Zusammenarbeit mit dem inzwischen verstorbenen Sänger der Rockgruppe "Queen", Freddie Mercury. Nach dem großen Erfolg ihres Titels "Barcelona“ wurde der Song als Titelmusik für die Olympischen Spiele 1992 in Barcelona gewählt und brachte sie in die Top-Ten der Pop-Charts. Caballé produzierte später auch mit Musikern wie Bruce Dickinson von der Heavy-Metal Band Iron Maiden oder dem französischen Musiker Johnny Halliday gemeinsame Alben.
Breites Repertoire
Der musikalische Weg der Spanierin begann früh. Montserrat Caballé Folch wurde am 12. April 1933 im Stadtteil Gràcia in Barcelona geboren. Bereits im Alter von sieben Jahren sang Caballé Bachkantaten. Sie wuchs in einer Arbeiterfamilie auf, als Jugendliche musste sie als Näherin in einer Fabrik arbeiten. Ihre Eltern förderten jedoch ihre musikalische Begabung. Mit einem Stipendium konnte sie schließlich Gesang in Barcelona studieren. Ihre Bühnenausbildung schloss Caballé in Mailand ab.
Im Laufe ihrer mehr als 50-jährigen Karriere hatte Caballé mehr als 4000 Auftritte. In den bedeutendsten Opernhäusern und Konzertsälen der Welt stand sie auf der Bühne. Ihr Repertoire war einzigartig: Es umfasste 90 Rollen aus mehr als 40 verschiedenen Opern. Sie galt als die letzte große Operndiva.
Ihr erstes Engagement hatte Caballé im Jahr 1956 am Stadttheater in Basel. Mit der Mimi in "La Bohème" hatte sie dort ihre erste große Rolle. Von 1959 bis 1962 war sie auch am Stadttheater in Bremen tätig und sprach seitdem fließend Deutsch.
Vorwurf der Steuerhinterziehung
Nach Aufnahme mehrerer Platten wuchs ihre Fangemeinde in Spanien, aber auch in Deutschland, Österreich und der Schweiz schnell. Den internationalen Durchbruch in der Klassik schaffte sie 1965 in der Titelrolle von Donizettis "Lucrezia Borgia" in der Carnegie Hall in New York. Im gleichen Jahr führte ihr Weg sie an die Metropolitan Opera in New York, an der sie in der Rolle der Marguerite im "Faust" von Gounod debütierte.
2014 sorgte sie für Schlagzeilen, als die spanische Justiz sie beschuldigte, eine halbe Million Euro Steuern hinterzogen zu haben. Nach Auffassung der Staatsanwaltschaft gab die Sängerin im Jahr 2010 mehrere Konzerte im Ausland und ließ sich das Honorar dafür nach Andorra überweisen. Dabei soll Caballé vorgetäuscht haben, in dem Pyrenäen-Kleinstaat zu wohnen, obwohl sie in Barcelona ansässig war. Die Sängerin wies die Vorwürfe zwar zurück, einigte sich dann aber mit den Behörden auf ein Bußgeld von 240.000 Euro und zahlte die Steuern nach.
Gesundheitlich eingeschränkt
Montserrat Caballé hatte schon länger mit gesundheitlichen Problemen zu kämpfen, die ihre Karriere massiv einschränkten. In den Achtzigern wurde bei ihr ein inoperabler Hirntumor diagnostiziert, der sich aber als gutartig herausstellte. Seitdem hatte Caballé weniger Opernauftritte und veranstaltete kleinere Konzertabende. Im Jahr 2012 wurde sie ins Krankenhaus eingeliefert, nachdem sie einen Schlaganfall erlitten hatte. Die zweifache Mutter und Großmutter konnte seitdem kaum noch gehen und war meist auf einen Rollstuhl angewiesen. Zuletzt trat sie nur noch sitzend auf.
Jetzt ist sie 85-jährig im Hospital de la Santa Creu i Sant Pau in Barcelona gestorben. Die Totenwache für die weltberühmte Opernsängerin findet an diesem Samstag statt. Am Montag soll Caballé bestattet werden, wie die Behörden der katalanischen Metropole mitteilten.
Der spanische Ministerpräsident Pedro Sánchez bedauerte die "traurige Nachricht": "Eine große Botschafterin unseres Landes ist gestorben. Montserrat Caballé, ihre Stimme und ihre Sanftmut werden aber immer bei uns bleiben", erinnerte der sozialistische Politiker an die Opernsängerin. Der katalanische Präsident Quim Torra beschrieb sie als "einzigartige Sängerin in der Welt der Oper" und hob ihre Bedeutung als "Botschafterin Kataloniens" hervor. Das Teatro del Liceo in Barcelona, wo Caballé mehr als 200 Mal auftrat, würdigte sie als "eine der wichtigsten Sopranistinnen der Geschichte."
pgr/AR/cgn (dpa, afp, efe)