Mordvorwurf nach Angriff auf US-Zeitung
29. Juni 2018Reporter Phil Davis schrieb im Kurzbotschaftendienst Twitter, ein "Bewaffneter" habe "durch die Glastür ins Büro geschossen und das Feuer auf mehrere Mitarbeiter eröffnet". Zum Schluss lagen fünf Tote in der Lokalredaktion der "Capital Gazette" in Annapolis im US-Bundesstaat Maryland. Bei dem Blutbad wurden zudem zwei weitere Menschen verletzt, wie die Polizei mitteilte.
Der mutmaßliche Täter sei festgenommen worden. Er wurde als der 38-jährige Jarrod R. identifiziert. Der Mann wird des fünffachen Mordes beschuldigt. Er habe so viele Menschen wie möglich töten wollen. Seine Tatwaffe, eine Flinte, habe er legal erworben, teilte Polizeichef Timothy Altomare vor der Presse mit.
In Medien ist von einem zähen, nahezu obsessiven Konflikt des Angreifers mit dem Blatt in Annapolis und einem verbissenen Rechtsstreit die Rede. Auch die Zeitung "The Baltimore Sun", zu der die "Capital Gazette" gehört, berichtete von einem langen Streit des Angeklagten mit der Redaktion. Auslöser waren demnach Berichte und ein Kommentar aus dem Jahr 2011 über ihn wegen Belästigungsvorwürfen. Gegen die Zeitung habe es Drohungen im Internet gegeben, sagte Polizeisprecher Bill Krampf.
Bei den Toten handele es sich um vier Journalisten - drei Männer und eine Frau - sowie um eine Vertriebsmitarbeiterin, teilten die Justizbehörden mit. Die Zeitungsredaktion befindet sich in einem mehrstöckigen Bürogebäude in Annapolis, der Hauptstadt von Maryland, unweit Washington. 170 Menschen seien aus dem Gebäude, in dem sich mehrere Unternehmen befinden, in Sicherheit gebracht worden, sagte Krampf.
Die "Capital Gazette" zählt zu den ältesten Tageszeitungen in den USA. Der Gouverneur des Bundesstaates Maryland, Larry Hogan, zeigte sich betroffen. "Ich war völlig bestürzt, als ich von dieser Tragödie in Annapolis erfuhr", schrieb er auf Twitter.
Trotz des Angriffs erschien die Zeitung am Freitag. Einige Journalisten arbeiteten nach der Tat mit ihren Laptops auf einem Parkdeck. Der Andruck wurde nach hinten verschoben. "Ich weiß nicht, wie viele Seiten es geben wird, aber wir arbeiten zu dritt", sagte der Reporter Chase Cook.
SC/jj (APE, afp, dpa)