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Politik

Moria: 12.000 Menschen und ein Corona-Fall

2. September 2020

Ausgelegt wurde das Flüchtlingslager Moria auf der griechischen Insel Lesbos einst für 2800 Menschen, viereinhalbmal so viele drängeln sich dort. Der bekannt gewordene Corona-Fall könnte unabsehbare Folgen haben.

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Griechenland Überfülltes Camp "Moria" auf Lesbos
Bild: picture-alliance/dpa/A. Tzortzinis

Im hoffnungslos überfüllten Flüchtlingslager Moria auf der griechischen Insel Lesbos gibt es den ersten bestätigten Corona-Fall. Es handele sich um einen 40-jährigen Somalier, der sogleich ins Krankenhaus eingeliefert worden sei, erklärten die Hilfsorganisationen Medico International in Frankfurt am Main und Oxfam in Brüssel. Der Mann sei zuvor vom griechischen Festland in das Lager auf der Insel gekommen.

Ein Vertreter des Migrationsministeriums sagte der Nachrichtenagentur AFP, der Gesundheitszustand des Mannes sei gut. Die Behörden versuchen nun, die Kontakte des Mannes nachzuverfolgen. Zudem wird das Camp bis zum 15. September abgeriegelt. Nur Sicherheitspersonal darf das Gelände nach Fiebermessungen noch betreten.

"Alle Warnungen ignoriert"

Die Infektion komme nicht überraschend, so Medico. "Monatelang wurden die Warnungen von Selbstorganisationen, medizinischem Personal und Hilfsorganisationen vor Ort in den Wind geschlagen."

Die Organisation forderte Alte, Kranke und Verletzte sofort aus dem Lager zu bringen. Zudem müsse die Infrastruktur in Moria verbessert werden, damit alle, die vorerst dort bleiben müssten, sich vor dem Coronavirus schützen könnten. Oxfam hält das andernorts gegen die Pandemie praktizierte Abstandhalten ebenso wie die üblichen Hygienemaßnahmen in dem Lager für unmöglich.

Griechenland Flüchtlingslager Moria
Zu wenige Unterkünfte, zu wenige Sanitäreinrichtungen: Kinder leiden im Lager Moria am meistenBild: picture-alliance/NurPhoto/G. Siamidis

In dem für rund 2800 Bewohner ausgelegten Camp leben 12.700 Menschen unter unwürdigsten Bedingungen. Es gibt weder genug Toiletten oder Duschen noch genügend Wasser. Moria ist das größte Flüchtlingslager in der Europäischen Union. Eigentlich gilt hier bereits ein Lockdown und der Zugang ist strikt eingeschränkt. Allerdings schlafen in Moria viele Asylsuchende in Zelten außerhalb des Camps in einem Olivenhain, wo die Beschränkungen kaum durchgesetzt werden können.

Griechenland ist von der Pandemie nicht so stark betroffen

"Ohne sofortiges und drastisches Eingreifen wird dies in eine katastrophale Gesundheitskrise münden, die den Tod von Hunderten bereits geschwächter Menschen verursachen könnte", so Oxfam.

Es ist nicht der erste Corona-Fall in einem Flüchtlingslager auf den griechischen Inseln: Im August war in einer Unterkunft auf der Insel Chios bei einem 35-Jährigen aus dem Jemen eine Corona-Infektion nachgewiesen worden. In Flüchtlingsunterkünften auf dem Festland wurden bereits mehrere Corona-Infektionen registriert - unter anderem erkrankten im April 150 Menschen in einem Hotel auf dem Peloponnes. Die Ausbreitung des Virus konnte jedoch durch Isolierung der Erkrankten gestoppt werden.

Mit 271 Corona-Todesfällen ist Griechenland von der Pandemie weniger stark betroffen als andere europäische Länder. Allerdings stieg die Ansteckungsrate im August stark an - inzwischen haben sich insgesamt rund 10.500 Menschen mit dem Virus infiziert.

Corona-Angst in Flüchtlingslager

rb/qu (afp, dpa, epd)