Moscheegründerin Ates beschuldigt Türkei
4. Juli 2017Auch in regierungsnahen türkischen Zeitungen werde die von ihr mit gegründete liberale Ibn-Rushd-Goethe Moschee als Teil der verbotenen Bewegung des Predigers Fethullah Gülen dargestellt. "Damit entsteht die Gedankenkette: Gülenisten, Terroristen, vogelfrei", erläuterte Ates.
Nach der Gründung der Moschee Mitte Juni habe sie offene Morddrohungen bekommen, sagte die Anwältin. Sie wird seitdem rund um die Uhr von der Polizei geschützt. In der Berliner Moschee können Männer und Frauen gemeinsam beten.
Grünen-Chef Cem Özdemir warf dem türkischen Präsidenten Recep Tayyip Erdogan vor, ein Klima der Angst unter Türken in Deutschland zu schüren. Das Grundgesetz schütze die Religionsfreiheit. Das müsse die Bundesregierung dem "Operettensultan am Bosporus" auch deutlich machen, sagte Özdemir bei einem Besuch der Moschee.
Scharfe Kritik kam auch vom evangelischen Landesbischof von Berlin und Brandenburg, Markus Dröge: "Die Form, in der Seyran Ates bedroht, beleidigt und diskreditiert wird, ist nicht hinnehmbar", erklärte Dröge. Er sei "erschüttert" darüber, dass die Anwältin wegen der Morddrohungen unter ständigem Polizeischutz stehe. Jeder müsse seine Religion nach eigener Interpretation frei ausüben dürfen. "Auch für das muslimische Leben in Deutschland muss dies gelten", verlangte der Bischof.
uh/fab (dpa, afp)