Mursi wegen Spionage angeklagt
6. September 2014Es ist vom "größten Verrat und Spionagefall in der Geschichte des Landes" die Rede: Der ägyptische Ex-Präsidend Mohammed Mursi muss sich wegen Geheimnisverrats und Gefährdung der nationalen Sicherheit verantworten. Die Staatsanwaltschaft wirft ihm vor, als Staatschef geheime Dokumente an das Emirat Katar weitergegeben zu haben, wie das staatliche Nachrichtenportal Al-Ahram am Samstag berichtet. Ebenfalls angeklagt ist ein enger Vertrauter des Ex-Staatschefs. Ein Termin für den Prozess steht noch nicht fest.
Eine Million US-Dollar für die Dokumente
Nach Angaben der Staatsanwaltschaft soll Mursi die geheimen Papiere dem katarischen Nachrichtensender Al-Dschasira zugespielt haben. Ein Manager des Nachrichtensenders soll an der Übergabe beteiligt gewesen sein, bei der dem Vernehmen nach eine Million US-Dollar floßen.
Die Papiere sollen Angaben zu Waffendepots des ägyptischen Militärs sowie zur Innen- und Außenpolitik des Landes enthalten haben. Die Zuspielung der Dokumente geschah, als der Protest gegen den damaligen Präsidenten Mursi auf den Straßen Ägyptens an Intensität gewann. Die anhaltenden Demonstrationen führten schließlich dazu, dass das ägyptische Militär im Juli 2013 putschte und Mursi des Amtes enthob.
Al-Dschasira verboten, Katar im Visier der Ermittler
Der Ex-Präsident sitzt seit dem Putsch in Haft. Er befindet sich in drei weiteren Justizprozessen, unter anderem wird ihm vorgeworfen, an einem aus dem Ausland orchestrierten Staatsputsch beteiligt gewesen zu sein und Demonstranten zu Gewalt angestiftet zu haben.
Der ägyptische Staat verfolgt die Muslimbrüder seit dem Putsch mit großer Härte. Im Zuge dieser Verfolgung geriet auch die Berichterstattung von Al-Dschasira in die Kritik. Der Nachrichtensender ist seit August 2013 in Ägypten verboten, zahlreiche Al-Jazeera Journalisten wurden zu langjährigen Haftstrafen verurteilt. Der katarische Sender bestreitet allerdings, positiv über die Muslimbrüder berichtet zu haben.
Die neueste Anklage gegen den Ex-Präsidenten nimmt nun auch das Emirat Katar indirekt ins Visier - der Golfstaat gilt als einer der wichtigsten Verbündete der Muslimbrüder. Die Beziehungen zwischen Kairo und Doha sind daher seit Juli 2013 abgekühlt. Das katarische Außenministerium hat sich zu den neuesten Vorwürfen noch nicht geäußert.
zam/fab (ap, dpa, rtr)