Eine Musikbrücke zum Gedenken
7. Mai 2020Der 8. Mai ist ein besonderes Datum: An diesem Tag erinnert sich die ganze Welt, ganz besonders aber Deutschland und Russland, an die Befreiung vom Nationalsozialismus. Das Datum steht für einen Neuanfang in der Nachkriegs-Geschichte Deutschlands und Europas, aber auch für die Versöhnung zwischen den früheren Gegnern.
Ein sehr besonderes Gedenkkonzert
In diesem Jahr sollte mit großen Feierlichkeiten und Konzerten gemeinsam dem Ende des Zweiten Weltkrieges gedacht werden: Unter anderem mit einem symphonischen Konzert unter Beteiligung junger Musikerinnen und Musiker der Deutsch-Russischen Musikakademie und von internationalen Solisten, aufgeführt in Berlin, Moskau und Sankt Petersburg.
Die Musikakademie bringt seit vielen Jahren Nachwuchskünstler aus beiden Ländern in Symphonieorchestern und Kammermusik-Ensembles zusammen. Aber wie so viele für 2020 geplante Großereignisse musste auch dieses wegen der Corona-Pandemie abgesagt werden. Die Künstler und Veranstalter fanden dennoch mit Unterstützung der DW und anderen Partnern einen Weg, wenngleich schon keinen Ausgleich zu schaffen, dann zumindest ein wichtiges Zeichen zu setzen: mit einem Videokonzert.
Musikalische Brücke zwischen Russland und Deutschland
Spitzenmusiker spielten in der Staatlichen Philharmonie Moskau, in den Konzertsälen des Mariinski-Theaters in Sankt Petersburg und im Konzerthaus am Gendarmenmarkt in Berlin. Gedreht wurde in den drei Städten – in leeren Sälen und unter höchsten Sicherheitsvorkehrungen ohne Publikum – aber für das umso größere internationale Publikum der Deutschen Welle, die die musikalische Brücke zwischen den beiden Ländern als TV-Sender mit eingerichtet hat.
Die Sendungen laufen in den TV-Programmen "DW Deutsch" und "DW English" unter dem Titel "8. Mai 2020: Musikbrücke Russland – Deutschland" ("May 8, 2020: Building A Bridge of Harmony Between Russia and Germany"). Die "Musikbrücke" ist auch über den YouTube-Kanal "DW Classical Music" sowie über die Websitesdw.com/kultur und dw.com/culture zu hören und zu sehen.
Der Konzertmitschnitt wird zudem vom russischen Sender"TV Kultura" ausgestrahlt und auf den Plattformen der Moskauer Philharmonie und des Mariinski Theaters gestreamt.
Große Unterstützung in beiden Ländern
Das Projekt fand breite Unterstützung sowohl bei den Künstlern als auch auf offizieller Regierungsebene. Es steht unter der Schirmherrschaft der Außenminister von Deutschland und Russland, Heiko Maas und Sergej Lawrow. Beide Politiker meldeten sich mit Grußbotschaften zu Beginn des außergewöhnlichen Musikprogramms zu Wort.
"Das Erinnern an das Ende des Zweiten Weltkrieges vor 75 Jahren fällt in schwierige Zeiten", unterstrich Heiko Maas. "Gedenkveranstaltungen wurden abgesagt oder können nur digital stattfinden. Und viele der Überlebenden können in diesen Tagen noch nicht einmal ihre Nächsten treffen. Umso mehr freue ich mich, Sie zu diesem besonderen Konzert herzlich begrüßen zu dürfen."
Sein russischer Amtskollege Lawrow sieht das Ziel der länderübergreifenden Kooperation darin, "in der gegenwärtigen schwierigen Zeit, in der Menschen aufgrund der Coronavirus-Pandemie zwangsweise getrennt sind, sich durch die Kunst gemeinsam zu erinnern an den Sieg über den Nationalsozialismus".
"Wir freuen uns sehr, dass wir in Zeiten, in denen auch das Kulturleben weltweit stark eingeschränkt ist, ein solches neu produziertes Angebot hochwertiger Konzerte zu diesem bedeutenden Anlass machen können", sagt auch Rolf Rische, der Kulturchef der Deutschen Welle, zum Projekt "Musikbrücke".
Zusammenstehen in schwierigen Zeiten
"Als klar wurde, dass das von uns geplante große symphonische Programm unter Beteiligung von jungen Musikern der Akademie nicht möglich sein wird, wurde uns sofort klar: Wir dürfen das Projekt zu einem so wichtigen Datum nicht einfach fallen lassen. Wir müssen nur ein neues Format finden, das uns dennoch zusammenbringt, wenn auch nur im virtuellen Rahmen", berichtet Projektleiter Nikolaus Rexroth. "Dass dieses Riesenprojekt in einer so unglaublich kurzen Zeit umgesetzt wurde, liegt einzig an der aktiven Unterstützung der Künstler, der zahlreichen Partner in Deutschland und Russland und auch der Politik."
Besonders freut man sich auf Beiträge aus Moskau und Petersburg, obwohl der Schwerpunkt musikalisch in Berlin liegt: "Angesichts der besonders schwierigen aktuellen Situation in Russland ist es fast ein Wunder und großes Glück, dass wir dieses Material bekommen haben", freut sich Rexroth.
Auf dem Programm der virtuellen Konzerte stehen Werke russischer wie deutscher Komponisten: Pjotr Tschaikowski, Dmitri Schostakowitsch, Igor Stravinski, Johann Sebastian Bach, Ludwig van Beethoven und Wolfgang Amadeus Mozart. Aber auch Werke, die Bezug nehmen auf vergangene Krisen und Kriege dieser Welt, wie etwa "Quatuor pour la fin de temps" von Olivier Messiaen. Der große französische Komponist schuf es während seiner Inhaftierung in einem Kriegsgefangenenlager während des Zweiten Weltkriegs.
Renommierte und junge, unbekanntere Künstler aus beiden Ländern sind mit dabei: Neben den Pianisten Martin Helmchen und Denis Mazujew oder der Violinistin Antje Weithaas treten junge Künstler auf, die bereits an Projekten der "Russisch-Deutschen Musikakademie" teilgenommen haben.
DW-Ausstrahlungen am 08.05. 2020:
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Fr 08.05. 12:45 UTC / 14:45 MESZ
Fr 08.05. 19:30 UTC / 21:30 MESZ
Sa 09.05. 02:00 UTC / 04:00 MESZ
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