Polizei durchsucht Filmset
23. Oktober 2021Der tödliche Schuss aus der Requisitenwaffe des Schauspielers Alec Baldwin auf eine Kamerafrau am Set eines Western-Films gibt weiter Rätsel auf. Zu den genauen Umständen des Vorfalls im US-Bundesstaat New Mexico und dem fatalen Projektil gebe es noch immer offene Fragen, teilte die Polizei am Freitagabend mit. Die Ermittler hätten den Drehort durchsucht.
Die "New York Times" zitierte aus einem Polizeibericht, dass ein Regieassistent am Set des Westerns "Rust" eine sogenannte Prop-Waffe mit dem Hinweis an Baldwin übergeben habe, sie enthalte keine scharfe Munition. Doch als der Schauspieler die Waffe am Donnerstag abfeuerte, kam es zur Tragödie: Die 42-jährige Kamerafrau Halyna Hutchins erlitt tödliche Verletzungen, Regisseur Joel Souza (48) wurde ebenfalls getroffen und mit einer Schulterverletzung ins Krankenhaus gebracht. Er konnte aber später entlassen werden, wie US-Medien berichteten.
"Es gibt keine Worte, um den Schock und die Trauer auszudrücken angesichts des tragischen Unfalls, der das Leben von Halyna Hutchins beendet hat", schrieb Baldwin am Freitag auf Twitter. Sie sei zugleich "Ehefrau, Mutter und zutiefst bewunderte Kollegin von uns" gewesen. "Ich kooperiere vollkommen mit der polizeilichen Untersuchung, um herauszufinden, wie diese Tragödie geschehen konnte. Und ich stehe in Kontakt mit ihrem Ehemann, um ihm und seiner Familie meine Unterstützung anzubieten." Der Gedanke an "ihren Ehemann, ihren Sohn und all diejenigen, die Halyna kannten und liebten", breche ihm das Herz.
Bislang keine strafrechtliche Verfolgung
Der Schauspieler wurde bereits von der Polizei befragt. "Er hat Erklärungen abgegeben und die Fragen (der Ermittler) beantwortet", sagte der Sprecher des Sheriffs von Santa Fe, Juan Rios, der Nachrichtenagentur AFP. "Er kam freiwillig und verließ das Gebäude, nachdem er seine Befragung beendet hatte. Es wurde keine Anklage erhoben und es gab keine Festnahmen."
Die Zeitung "Santa Fe New Mexican" veröffentlichte Bilder eines schockiert wirkenden Baldwin auf dem Parkplatz des Sheriffs. Die Zeitung berichtete, ihr Reporter habe den Schauspieler in Tränen aufgelöst gesehen. Ermittler durchsuchten das Filmset. Sie beschlagnahmten neben der Waffe und den Patronenhülsen auch die Kleidung, die Baldwin zum Zeitpunkt des Unfalls getragen hatte.
Der Dreh wurde bis auf Weiteres eingestellt. Die Dreharbeiten zu dem Low-Budget-Western "Rust", bei dem Baldwin auch als Produzent mitwirkte, hatten Anfang Oktober auf der Bonanza Creek Ranch begonnen. Auf dem Gelände nahe einer früheren Goldgräberstadt in der Wüste New Mexicos wurden bereits zahlreiche Filme produziert.
Mangelnde Sicherheitsvorkehrungen
Laut einem Bericht der "Los Angeles Times" vom Freitag sollen sich Mitarbeiter am Set über mangelnde Sicherheitsvorkehrungen und schlechte Bedingungen wie lange Arbeitszeiten beschwert haben. Die Zeitung berichtete unter Berufung auf ungenannte Quellen, mehrere Mitarbeiter der Kamera-Crew hätten wenige Stunden vor dem tödlichen Vorfall aus Protest gegen die Arbeitsbedingungen den Drehort verlassen. Die in Hollywood üblichen Sicherheitsprotokolle seien nicht strikt befolgt worden, hieß es.
Laut der "Los Angeles Times" ist üblicherweise ein Requisiteur oder ein lizenzierter Waffenmeister für die am Set benutzten Waffen zuständig. Zu dessen Aufgaben gehöre es auch, diese mit Platzpatronen zu laden und den Schauspielern und Regieassistenten den Umgang damit zu erklären. Scharfe Munition sei am Set verboten.
as/se (dpa, afp, ape)