Nach dem Erdbeben: Marokko braucht Hilfe
Mehr als 300.000 Menschen sind in Marokko von dem Beben betroffen. In zerstörten Dörfern herrschen schlechte Hygienebedingungen und tausende Menschen benötigen für den nahenden Winter wetterfeste Unterkünfte.
Mit Krücken und im Zelt
Mehr als eine Woche nach den verheerenden Erdstößen in Marokko sitzt Hamid ait Fakir mit seinem verletzten Sohn Yahya vor einem Zelt, das ihnen als improvisiertes Zuhause dient. Die beiden leiden wie hunderttausende weitere Menschen unter der Katastrophe. Schlechte Hygienebedingungen, eine mangelnde Versorgung mit frischem Wasser und der nahende Winter können die Probleme verschärfen.
Moschee ohne Minarett
In der Nacht zum 9. September 2023 erschütterte das Beben mit einer Stärke von 6,8 bis 6,9 die Region. Das Epizentrum lag zwischen den beliebten Touristenstädten Marrakesch im Inland und Agadir im Westen Marokkos. Fast 3000 Menschen starben und mehr als 5600 weitere wurden verletzt. Die Kharbouch Moschee in Marrakesch wurde durch das Beben stark beschädigt.
Es fehlen Unterkünfte, Nahrung und Medikamente
Nach UN-Schätzungen sind rund 300.000 Menschen von den Folgen des Erdbebens betroffen. UN-Nothilfekoordinator Martin Griffiths beschreibt die nächsten Schritte damit, "den Überlebenden mit Unterkünften, Nahrungsmitteln und medizinischer Versorgung zu helfen". Angesichts des nahenden Winters brauchen tausende Menschen im Altas-Gebirge schnellstens wetterfeste Unterkünfte.
Kostbares Gut: frisches Wasser
Die Wasserversorgung ist nicht nur in der schwer betroffenen Al-Haouz Provinz schlecht. In vielen Dörfern sind Toiletten und Waschräume zerstört. Ihre Küche verfüge jetzt nur noch über einen Wassereimer mit Seife, berichtet eine Überlebende in Amizmiz. Philippe Bonnet von Solidarités International warnt vor "einer ganzen Reihe von wasserbedingten Krankheiten - von Durchfall bis Cholera".
Suche nach Überlebenden dauert an
Feuerwehrleute suchen in den Trümmern weiter nach Verschütteten. Doch die Chancen, noch Überlebende zu bergen, sinken mit jedem Tag. Internationale Hilfsorganisationen wie das Deutsche Rote Kreuz und die katholische Organisation Caritas drängen das Königshaus in Rabat, mehr internationale Hilfe anzufordern. Bisher können die Organisationen nur über Partner vor Ort Unterstützung leisten.
Es fehlt das Allernötigste
Eine langersehnte Lieferung mit Hilfsgütern und Kleidern erreicht das Dorf Elmekhzen. Ein staatlicher Erdbebenfond wurde eingerichtet, um bis zu 50.000 Haushalte finanziell zu unterstützen. Doch Marokko hat bisher nur wenige, ausgesuchte Staaten um Unterstützung gebeten. Die Vereinten Nationen rechnen dennoch mit einem zeitnahen Hilfeersuchen durch die marokkanische Regierung.
Zeit zu trauern
Die Sorge um Vermisste und Verletzte sowie die Trauer um Verstorbene hinterlässt tiefe Spuren in der Gesellschaft. Weltgesundheitsorganisation, Rotes Kreuz und Roter Halbmond rufen dazu auf, Opfer des Bebens nicht vorschnell und anonym zu beerdigen. Die Angehörigen müssten nach ihrer eigenen kulturellen Tradition um die Verstorbenen trauern können, sonst drohten psychische Langzeitfolgen.
Etwas Ablenkung für Fatim
Viele marokkanische Familien haben alles verloren. Neben Nahrungsmitteln, Kleidern, Medikamenten, winterfesten Unterkünften und sauberem Wasser brauchen sie vor allem Mut, ihr Leben nach der Katastrophe wieder aufzubauen. Fatim ist erst elf Jahre alt und lebt jetzt in Azimzim am Fuße des Atlas-Gebirges in einem Camp. Sie beobachtet mit ihren Freunden, wie ein kleiner Spielplatz errichtet wird.