Lufthansa-Piloten streiken ab Montag
19. Oktober 2014Wie die Piloten-Gewerkschaft Vereinigung Cockpit mitteilte, seien deutschlandweit alle Passagier-Flüge mit Maschinen für die Kurz- und Mittelstrecke der Airbus 320-Familie, Boeing 737 und Embraer betroffen.
Cockpit beklagt "Blockadehaltung"
Die Gewerkschaft bedauere die Unannehmlichkeiten für die Passagiere. Ziel des Streiks sei ein neuer Tarifvertrag für alle Beschäftigten des Cockpit-Personals. Mit dem Streik protestiert Cockpit gegen die Pläne der Lufthansa-Konzernleitung für eine Ausweitung der Billig-Ableger sowie für die Beibehaltung der Frührentenregelung der Piloten. Sie erlaubt es bisher, ab dem Alter von 55 Jahren in den bezahlten Frühruhestand zu gehen. Der Konzern will die Altersgrenze erhöhen. Cockpit lehnt dies ab. Von den geplanten Änderungen bei der Übergangsrente wären rund 5400 Piloten und Co-Piloten bei den Fluggesellschaften Lufthansa, Lufthansa-Cargo und Germanwings betroffen.
Die Piloten-Gewerkschaft beklagte, die Lufthansa habe ihre Kompromissvorschläge nicht aufgegriffen und mauere. Die Lufthansa müsse ihre "Blockadehaltung" aufgeben. Den Vorschlag der Lufthansa, die Altersgrenze individuell anhand der Dienstjahre eines Piloten festzulegen, wies die Gewerkschaft zurück.
4400 Flüge fielen schon aus
Der Konzern selbst sieht sich wegen der harten Konkurrenz nicht mehr in der Lage, die im Branchenvergleich großzügigen Vorruhestandsregeln zu finanzieren. Die Gewinneinbußen durch die Streiks summieren sich für die Lufthansa bislang auf mindestens 70 Millionen Euro.
Zuletzt hatten die Piloten der Lufthansa-Tochter Germanwings am vergangenen Donnerstag zwölf Stunden lang gestreikt. 100 Flüge wurden gestrichen, 13.000 Passagiere waren betroffen. Seit April mussten nach Angaben der Lufthansa wegen der Pilotenstreiks bereits mehr als eine halbe Million Passagiere von Lufthansa und Germanwings ihre Reisepläne ändern. Rund 4400 Flüge seien gestrichen worden.
Bahnverkehr rollt kommende Woche
Immerhin: Reisende können ab Montag zumindest wieder auf Züge der Deutschen Bahn ausweichen. Ab 4.00 Uhr morgens wird der aktuelle Lokführer-Streik beendet. Auch in der kommenden Woche wird auf den Schienen wohl alles wieder ohne größere Einschränkungen rollen. Im ZDF kündigte der Chef der Gewerkschaft Deutscher Lokomotivführer (GDL), Klaus Weselsky, eine Streikpause "von mindestens sieben Tagen" an.
Weselsky sagte, er bedauere sehr, dass die Reisenden diesem Streik ausgesetzt seien. Aber die Bahn habe die Gewerkschaft zum Arbeitskampf "provoziert und gezwungen". Ein neues Tarifangebot der Bahn hatte die GDL am Freitag zurückgewiesen. Weselsky betonte, die GDL beharre darauf, außer für die Lokführer auch für das übrige Zugpersonal wie etwa Zugbegleiter oder Bordgastronomen zu verhandeln. Das lehnt die Deutsche Bahn ab. Für das übrige Zugpersonal ist bisher die größere Eisenbahn- und Verkehrsgewerkschaft (EVG) zuständig.
Noch ein Tag Streik
Wie schon am Samstag dürften Wochenendpendler und Urlaubsreisende auch an diesem Sonntag wieder auf eine harte Geduldsprobe gestellt werden. Die Lokführer von Fern- und Regionalzügen sowie S-Bahnen wollen ihren Streik wie angekündigt bis zum frühen Montagmorgen (4.00 Uhr MEZ) fortsetzen. Die Deutsche Bahn versucht, ihren Kunden mit einem Ersatzfahrplan so weit wie möglich Planungssicherheit zu geben. Im Fernverkehr soll laut Konzern immerhin noch ein Drittel der Züge fahren.
cw/cr (dpa, afp, rtr)