Nach Geiselnahme in Dresden viele Fragen offen
11. Dezember 2022Dennoch sind nach der Geiselnahme im vorweihnachtlichen Dresden weiter viele Fragen offen. Die Staatsanwaltschaft hat inzwischen die Ermittlungen übernommen. Unklar ist etwa, warum der Täter eine Waffe besaß. Auch dessen Todesumstände sollen untersucht werden. Der 40 Jahre alter Mann hatte am Samstag zunächst seine Mutter getötet, anschließend Räume eines Radiosenders beschossen und sich mit zwei Geiseln in einem Einkaufszentrum in der Innenstadt verschanzt. Beim Zugriff von Spezialkräften der Polizei wurde er dann tödlich verletzt. Die Polizei geht davon aus, dass er psychisch krank war. Die Geiseln blieben körperlich unversehrt.
Täter versucht in Radiosender einzudringen
Erster Tatort war am Samstagmorgen ein Mehrfamilienhaus im Stadtteil Prohlis. Dort tötete der Täter nach Erkenntnissen der Polizei seine 62 Jahre alte Mutter. Gegen 7.20 Uhr fand die Polizei die leblose Frau. Anschließend versuchte er in der Innenstadt mit Waffengewalt beim Sender Radio Dresden einzudringen und gab dabei Schüsse ab. Schon bei dieser Tat hatte er ein neunjähriges Kind einer Bekannten dabei. Nachdem es ihm nicht gelungen sei, in die Räume des Sendes zu gelangen, habe er durch ein Loch in der Tür geschossen, berichtete der Geschäftsführer von Radio Dresden. Die Mitarbeitenden des Senders konnten sich laut Polizeiangaben in Sicherheit bringen.
Dritter Tatort war dann die nahegelegene Dresdner Altmarkt-Galerie. Dort verschanzte sich der Mann mit dem Kind und einer Angestellten als weiteren Geisel im Büro. Laut Polizei wählte er von diesem Büro aus den Notruf. Beamte konnten ständig mit ihm in Kontakt bleiben, wie es hieß. Die Polizeidirektion Dresden forderte daraufhin Spezialkräfte des Landeskriminalamtes Sachsen an und sperrte den Bereich der Altmarkt-Galerie ab. Auch der berühmte Striezelmarkt, einer der bekanntesten Weihnachtsmärkte Deutschlands, wurde geschlossen.
Noch keine Erkenntnisse zum Motiv des Täters
"Im weiteren Verlauf nahmen die Einsatzkräfte Schussgeräusche aus dem Büro wahr und es erfolgte ein vorbereiteter Notzugriff. Dabei mussten die Beamten eine Tür gewaltsam öffnen", teilte die Polizei weiter mit. Beamte hätten dabei ihre Schusswaffe eingesetzt. Auch diesen Hintergrund will die Staatsanwaltschaft prüfen.
Zum Motiv erklärte die Polizei, der Mann sei in seinem psychischen Verhalten sehr auffällig gewesen. Ansonsten sei nichts offenkundig bekannt. "Die Aufarbeitung des Einsatzes und die Ermittlungen werden noch einige Zeit in Anspruch nehmen." Insgesamt seien rund 300 Beamte im Einsatz gewesen.
Sachsens Innenminister Armin Schuster (CDU) und Dresdens Oberbürgermeister Dirk Hilbert (FDP) bedankten sich bei den Einsatzkräften für ihr schnelles und besonnenes Handeln. Er sei entsetzt über die Tat eines vermutlich psychisch verwirrten Einzeltäters und erleichtert darüber, dass die Polizei die beiden Geiseln unverletzt befreien konnte, sagte Schuster.
nob/ww/br (dpa, mdr)