1. Zum Inhalt springen
  2. Zur Hauptnavigation springen
  3. Zu weiteren Angeboten der DW springen

Nach Spielabbruch neue Rassismusdebatte

20. Dezember 2021

Der erste Spielabbruch im deutschen Profifußball wegen eines rassistischen Vorfalls hat auch die Politik auf den Plan gerufen. Lob gab es für die Entscheidung des Schiedsrichters und die Reaktion des Publikums.

https://p.dw.com/p/44a4E
MSV Duisburg - VfL Osnabrück Spielabbruch wegen rassistischer Äußerung
Schiedsrichter Winter im Gespräch mit Spieler Aaron Opoku (beide re.) Bild: Revierfoto/dpa/picture alliance

Entsetzen über die rassistische Beleidung des Fußballers Aaron Opoku, Verständnis für den Spielabbruch, Lob für die Reaktion vieler Fans - so hat die Politik auf den ersten Spielabbruch  wegen eines rassistischen Vorfalls in der Geschichte des deutschen Profifußballs reagiert. Nachdem am Sonntag beim Drittligaspiel zwischen dem MSV Duisburg und dem VfL Osnabrück nach etwa einer halben Stunde Spielzeit Affenlaute von der Tribüne zu hören gewesen waren, hatte Schiedsrichter Nicolas Winter das Spiel unterbrochen. Die beiden Mannschaften hatten das Feld verlassen. Schiedsrichter Winter hatte dann nach Rücksprache mit Gästestürmer Opoku und beiden Teams die Partie abgebrochen. 

Lob für die Reaktion der meisten Fans

"Im Fußball gilt wie überall sonst in unserer Gesellschaft: Kein Platz für Rassismus! Klare Verstöße brauchen klare Kante", sagte die Integrationsbeauftragte der neuen Bundesregierung, die SPD-Politikerin Reem Alabali-Radovan. Im gleichen Sinne äußerte sich der nordrhein-westfälische Ministerpräsident Hendrik Wüst. "Wenn Menschen in ihrer Würde verletzt werden, kann man nicht einfach wieder anpfeifen. Aaron Opoku hat unsere volle Solidarität", sagte der CDU-Politiker und lobte die Reaktion vieler Fans im Duisburger Stadion.

Sie hatten "Nazis raus" gerufen und dabei geholfen, einen 55-Jährigen als mutmaßlichen Übeltäter zu identifizieren. Die Polizei hat Anzeige gegen den Mann erstattet. "Die Reaktion der großen Mehrheit der Fans im Stadion und der Abbruch des Spiels waren starke Signale gegen Rassismus", so Wüst. Lob gab es auch vom Bundesinnenministerium, das in der Regierung für den Sport zuständig ist. Das Verhalten der meisten Fans sei "vorbildhaft" gewesen, sagte ein Sprecher des Ministeriums: "Das ist etwas, was wir uns in deutschen Fußballstadien wünschen."

Wird das Spiel neu angesetzt?

Der Abbruch der Partie hat auch sportjuristische Konsequenzen. Das Sportgericht des Deutschen Fußball-Bundes (DFB) könnte je nach Bewertung der genauen Umstände das Spiel entweder mit einem Sieg für Osnabrück oder für Duisburg werten. Die dritte mögliche Variante ist, dass der DFB die Partie neu ansetzt. Dafür hatten sich Vertreter beider Vereine direkt nach dem Abbruch ausgesprochen.

Der frühere Nationalspieler und DFB-Botschafter Jimmy Hartwig zeigte sich nicht überrascht von dem Spielabbruch. "Ich habe schon viel früher damit gerechnet", sagte der 67-Jährige. "Schauen wir mal, wie lange es dauert, bis ein Bundesliga-Spiel abgebrochen wird."

sn/jst (dpa, sid)