Napster versucht Comeback
10. Oktober 2003Musik aus dem Internet – davon will Napster auch in Zukunft leben. Am Donnerstag (9. Oktober 2003) startete eine erste Version von Napster 2.0 für eine begrenzte Nutzerzahl. Angeboten werden rund eine halbe Million Songs, wobei der Nutzer einzelne Titel oder ganze Alben aus dem Internet herunterladen und auf CD brennen kann. Das Ganze hat nur einen Haken: Umsonst ist nichts mehr.
Schnäppchen für Musikfans
Der besondere Reiz der ursprünglichen Napster-Version: Die Musik war kostenlos. Wer seine heimische Musiksammlung aufstocken wollte, konnte seine Musikdateien einfach direkt von Festplatte zu Festplatte mit anderen Nutzern tauschen. Geld floss dabei nicht - vor allem nicht zu den Plattenfirmen.
So freuten sich in den besten Zeiten von Napster weltweit bis zu 60 Millionen Nutzer über den billigen Zugang zur Musik. Napster wurde die erfolgreichste Musiktauschbörse und machte den Collegestudenten Shawn Fanning mit dem Spitznamen "Napster" zum Millionär. Von ihm stammte die Idee der Musik aus dem Internet und er entwickelte dafür die Software.
Musikindustrie wirft Fehdehandschuh
Was des einen Freud, ist des anderen Leid - in diesem Fall litt die Musikindustrie. Die "Online-Piraterie" habe ihr Umsatzverluste in Milliardenhöhe beschert. Um dem Treiben einen Riegel vorzuschieben, verklagten sie Napster wegen Urheberrechtsverletzung. Es folgten Gerichtsverhandlungen und weitere Klagen.
2000 und 2001 mischte der deutsche Medienkonzern Bertelsmann bei Napster mit. Bertelsmann gab der umstrittenen Tauschbörse Darlehen mit dem Ziel, Napster solle sich in eine voll lizenzierte Musiktauschbörse umwandeln. Daraufhin verklagte die Musikindustrie auch Bertelsmann. Vor zwei Jahren kam schließlich das vorläufige Aus für Napster.
Napster wird neu geboren
2002 wechselte Napster für fünf Millionen Dollar den Besitzer. Bis zum 29. Oktober 2003 will der neue Eigentümer, das Softwareunternehmen Roxio, die entgültige Version von Napster 2.0 anbieten. Dann müssen die Nutzer in den USA pro Musiktitel 99 Cent und pro Album 9,95 Dollar berappen. Damit hat sich Napster an den Preisen des Konkurrenten Apple orientiert.
Der Computerkonzern Apple hatte schon im Mai 2003 mit seinem Online-Shop iTunes bewiesen, dass viele Nutzer bereit sind, für Musik aus dem Internet zu bezahlen. Auf diesen Zug will nun auch der US-Internet-Provider AOL aufspringen. AOL plant, im Frühjahr 2004 in Europa einen eigenen Online-Dienst zum Herunterladen von Musik zu starten.
Keine Entwarnung für die Industrie
Auch wenn Napster gebändigt zu sein scheint, die Musikindustrie ist ihre Sorgen noch lange nicht los. Zu ihrem Ärger hat das Beispiel Napster Schule gemacht. Auf neue Musiktauschbörsen tauschen viele Musikfans ihre Musikdateien weiterhin fröhlich und kostenlos im Internet aus.