Nationalisten marschieren durch Kiew
15. Oktober 2018Ein Meer aus Nationalflaggen, Armee-Uniformen und Rauchbomben dominierten die Innenstadt von Kiew. Dort hatten sich nationalistische und rechtsradikale Gruppen zu einer Kundgebung versammelt, um den "Tag der Verteidiger der Ukraine" zu begehen - seit 2015 ein Feiertag in dem Land.
Mit dabei waren auch Anhänger der deutschen neonazistischen Kleinpartei "Der Dritte Weg" und der NPD-Jugend "Junge Nationalisten", die teilweise Fahnen und Banner trugen. Insgesamt beteiligten sich tausende Menschen an dem Marsch. Offizielle Zahlen lagen der Polizei zunächst nicht vor. Etliche Teilnehmer waren vermummt oder uniformiert, viele entzündeten Leuchtraketen und Rauchbomben.
Erinnerung an umstrittene Ukrainische Aufstandsarmee
Die Sicherheitskräfte waren mit einem Großaufgebot von 6000 Beamten im Einsatz. Die Polizei sprach von einem insgesamt friedlichen Verlauf. Vor Beginn der Demonstration hatten mehrere Menschen versucht, ein Denkmal aus Sowjetzeiten zu zerstören. Russischen Medienberichten zufolge gab es dabei eine Schlägerei mit den Sicherheitskräften.
Die Teilnehmer der Kundgebung erinnerten auch an die Gründung der Ukrainischen Aufstandsarmee (UPA) vor 76 Jahren. Sie entstand in der Westukraine während der deutschen Besatzung, als militärischer Teil ukrainischer Nationalisten. Ihre Kämpfer nahmen 1943 ethnische Säuberungen im Gebiet Wolhynien und Ostgalizien vor. Dabei wurden Zehntausende Polen getötet. Nach Kriegsende kämpften sie bis Anfang der 1950er Jahre vor allem in der heutigen Westukraine gegen sowjetische und polnische Sicherheitskräfte. In einer umstrittenen Entscheidung hatte das ukrainische Parlament die Kämpfer der UPA zu 2015 Unabhängigkeitskämpfern erklärt.
Auch das Religiöse wird politisch
Die Demonstration fand außerdem vor dem Hintergrund der jüngst anerkannten Loslösung der ukrainisch-orthodoxen Kirche von Moskau statt. Das in Istanbul ansässige Ökumenische Patriarchat hatte diesem Schritt am Donnerstag offiziell zugestimmt. Die historische Entscheidung ermöglicht es den Orthodoxen in der Ukraine erstmals seit 332 Jahren, sich der Aufsicht der russisch-orthodoxen Kirche zu entziehen. Die russische Regierung reagierte erbost auf die offizielle Loslösung der ukrainisch-orthodoxen Kirche und sprach von einer "Provokation".
cw/wa (afp, dpa)