NATO schult afghanische Soldaten im Ausland
29. Juli 2021Kurz nach Beendigung ihres Ausbildungseinsatzes in Afghanistan hat die NATO das erste Auslandstrainingsprogramm für einheimische Soldaten gestartet. Nach Informationen der Deutschen Presse-Agentur aus Ankara wurden Angehörige der afghanischen Spezialkräfte für einen Lehrgang in die Türkei geflogen. Dies soll der Auftakt für regelmäßige Ausbildungsangebote außerhalb Afghanistans sein.
Ein NATO-Sprecher in Brüssel bestätigte den Beginn des Trainingsprogramms, wollte sich aus Sicherheitsgründen aber nicht zu Ort und Details äußern. "Neben der fortgesetzten Finanzierung und diplomatischen Präsenz umfasst die weitere Unterstützung Afghanistans durch die NATO auch die Ausbildung afghanischer Spezialkräfte außerhalb des Landes", sagte er. Diese Schulung habe nun begonnen.
"Hart errungene Fortschritte"
Grundlage der fortgesetzten NATO-Unterstützung ist eine Entscheidung von Bundeskanzlerin Angela Merkel und der Staats- und Regierungschefs der anderen 29 Bündnisstaaten. Sie hatten Afghanistan bei einem Gipfeltreffen im Juni zugesichert, auch nach Beendigung des Militäreinsatzes Hilfe zu leisten, "die Sicherheit zu fördern und die hart errungenen Fortschritte der letzten 20 Jahre zu wahren".
NATO-Generalsekretär Jens Stoltenberg hatte diese Linie am Dienstag nach einem Gespräch mit dem afghanischen Präsidenten Aschraf Ghani nochmals bekräftigt. Zugleich räumte er ein, die Sicherheitslage in Afghanistan bleibe eine große Herausforderung. Die Regierungstruppen operieren an ihrer Leistungsgrenze. Wie aus einem Bericht des US-Generalinspekteurs für den Wiederaufbau in Afghanistan (SIGAR) hervorgeht, wird auch die einheimische Luftwaffe zunehmend überbeansprucht.
Bedingt abwehrbereit
Die Einsatzbereitschaft von fünf der insgesamt sieben Flugzeugtypen sei im Juni gesunken. Alle Flugzeugtypen seien mindestens um ein Viertel länger in der Luft, als in ihren planmäßigen Wartungsintervallen empfohlen. Dies falle mit einer Offensive der radikalislamischen Taliban und dem Abzug der US- und NATO-Truppen sowie zahlreicher US-Vertragskräfte zusammen, die die Flugzeuge warteten.
Die Taliban kontrollieren immer größere Teile des Landes. Befürchtet wird, dass sie mittelfristig wieder komplett die Macht übernehmen könnten. Dies dürfte das Ende der mühsam errungenen Fortschritte bei Demokratie und Freiheitsrechten bedeuten. Friedensgespräche zwischen der Regierung und den Islamisten verlaufen äußerst zäh.
Nährboden für Terrorismus
Der NATO-Einsatz am Hindukusch hatte nach den Anschlägen vom 11. September 2001 auf Drängen der USA begonnen. Erklärtes Ziel war es, den Nährboden für Terror, der von dem Land ausgehe, auszutrocknen. In der Folge wurde das Taliban-Regime gestürzt, das sich in den zurückliegenden Jahren etabliert hatte.
In Spitzenzeiten waren mehr als 130.000 NATO-Soldaten in Afghanistan stationiert. Deutschland gehörte zu den wichtigsten Truppenstellern. Die letzten Bundeswehrsoldaten kehrten Ende Juni in die Heimat zurück. Die US-Militärmission soll am 31. August enden. Unklar ist, ob die Vereinigten Staaten danach von ausländischen Stützpunkten aus weiterhin Luftangriffe auf die Taliban starten werden.
jj/pg (dpa, afp)