Naturkatastrophen verschärfen die Armut
14. November 2016Der 190-seitige Weltbank-Bericht zieht ein düsteres Fazit und kommt zu dem Schluss, dass die reellen Kosten der Naturkatastrophen bislang erheblich unterschätzt wurden. Die Studie, die die Situation in 117 armen und reichen Ländern untersuchte, ging bislang von weltweiten Vermögensverlusten von 327 Milliarden Dollar, etwa 304 Milliarden Euro, aus. Der Weltbank zufolge beträgt der finanzielle Verlust real jedoch rund 520 Milliarden Euro jährlich, wenn auch der entgangene Konsum mitberechnet wird. Dies ist der Fall, wenn Menschen beispielsweise durch Naturkatastrophen so arm werden, dass sie kein Geld mehr für ihre Ausbildung oder dringend benötigte Medikamente haben. Aufgrund des Klimawandels dürften diese Zahlen in den kommenden Jahren weiter steigen, warnte der zur UN-Klimakonferenz in Marrakesch veröffentlichte Bericht.
Als Beispiel nennt der Bericht die verheerenden Folgen durch den Zyklon "Nargis" im Jahr 2008 in Myanmar, dem rund 140.000 Menschen zum Opfer fielen. Die UN schätzen die Schäden auf vier Milliarden Dollar. Laut Weltbank liegen die Kosten jedoch viel höher, da etwa die Hälfte der armen Bauern Land und anderes Eigentum verkaufen mussten, um ihre Schulden infolge von "Nargis" zu begleichen und damit noch tiefer ins Elend rutschten.
Der Klimawandel werde die zerstörerische Kraft der Natur weiter verschärfen, warnte Weltbank-Präsident Jim Yong Kim. Die Gefahr sei groß, dass dadurch "Jahrzehnte des Fortschritts im Kampf gegen Armut zurückgedreht" würden. Umso wichtiger sei es, die künftigen Schutzmaßnahmen danach auszurichten, dass vor allem die Armen kommenden Naturkatastrophen besser widerstehen können.
Gezielte Programme
Entwicklungspolitische Programme können nach Ansicht der Autoren der Studie den Menschen beim Umgang mit Naturkatastrophen helfen. So lasse sich schneller finanzielle Hilfe leisten, wenn viele Bürger ein Bankkonto hätten. Auch Frühwarnsysteme, Versicherungen und soziale Sicherungssysteme helfen im Umgang mit extremen Wetterereignissen. Insgesamt lassen sich die Folgen nach Angaben der Experten auf diese Weise um jährlich 100 Milliarden Dollar, zirka 93 Milliarden Euro, abmildern.
cgn/haz (afp, dpa)