Mandela und Musik
9. Dezember 2013Das Lied "Nkosi sikeleli Africa – Gott segne Afrika" sang Mandela schon als junger Mann. Seit seiner Entstehung im Jahre 1897 galt es als Hymne der unterdrückten Schwarzen und avancierte später zum Befreiungslied des Afrikanischen Nationalkongresses ANC im Kampf gegen die Apartheid. Es war Mandela, der diese staatliche Politik der Rassendiskriminierung an vorderster Front zum Einsturz brachte. "Ich habe gegen die weiße Vorherrschaft gekämpft und ich habe gegen die schwarze Vorherrschaft gekämpft. Ich bin für die Idee einer demokratischen und freien Gesellschaft angetreten, in der alle Menschen harmonisch zusammenleben", so der charismatische Anführer des ANC und spätere Präsident Südafrikas.
"Wenyukela – lass deinen Geist hoch hinaus fliegen"
Seit 1960 singen die Musiker von Ladysmith Black Mambazo, die mit Mandela befreundeten waren, unverdrossen von Liebe und Harmonie. Liedtexte wie "Wenyukela – lass deinen Geist hoch hinaus fliegen" sind typisch für die gläubigen Sänger, denen jede gewaltsame Auseinandersetzung ein Gräuel ist.
In Südafrikas Welt der Apartheid und der blutigen Fehden wurde der Chor zur Stimme des Friedens. Heute gilt er als ein Stück Nationalgut, denn der Gesang verkörpert die unterdrückten Traditionen des alten Südafrikas. Ladysmith Black Mambazo begleitete Mandela 1993 nach Oslo, als ihm der Friedensnobelpreis überreicht wurde. Und der Chor sang 1994 zu Mandelas Präsidentschaftseinführung.
Rolihlahla, der Unruhestifter
Nelson Mandela erblickte am 18. Juli 1918 im kleinen Dorf Mvezo an den Ufern des Flusses Mbashe das Licht der Welt. Sein Vater nannte ihn "Rolihlahla". Das bedeutet soviel wie Unruhestifter. Rolihlahla war der Erste in der Familie, der schreiben und lesen lernte. In seiner Freizeit hütete er Kühe und Schweine.
Als er in Johannesburg sein Jurastudium begann, begegnete ihm überall die Diskriminierung der Schwarzen. Einmal jagte ihn ein Schaffner als "Kaffer" aus der Trambahn, dann mieden ihn Kommilitonen wegen seiner Hautfarbe. Der Unruhestifter in ihm erwachte, der lange Weg in die Freiheit begann. Nach einer rasanten Karriere in der Befreiungsbewegung Afrikanischer Nationalkongress in den 40er und 50er Jahren wurde der Rechtsanwalt und Revolutionär Mandela 1964 zu lebenslanger Haft auf der Gefängnisinsel Robben verurteilt.
"Free Nelson Mandela!"
"Asimbonanga: Wir haben ihn nicht gesehen!" sangen Johnny Clegg und seine Band Savuka folgerichtig in den nächsten Jahren - und zwar auf Zulu, der Sprache vieler Townships. Die Rede war natürlich von Nelson Mandela. Clegg, der in Johannesburg aufgewachsene Sohn eines Briten und einer Rhodesierin, verehrte den schwarzen Anführer. Und Musik war seine Waffe gegen die Apartheid.
Seine Band bestand aus drei weißen und drei schwarzen Musikern, ein Affront gegen das rassistische Regime, das öffentliche Auftritte immer wieder verbot und die Band mehr als einmal hinter Gitter brachte. Trotzdem durfte Johnny Clegg 1988 nicht am Konzert zu Mandelas 70. Geburtstag im Londoner Wembley Stadion teilnehmen, denn die Musikwelt boykottierte das Apartheidregime und somit alle, die aus Südafrika kamen. Dafür brachte das hochkarätig besetzte Konzert die englische Band The Special AKA mit dem Lied "Free Nelson Mandela!" in die internationalen Charts.
Plädoyer für eine bessere Welt
Und dann war es soweit: Nach 27-jähriger Haft kam Mandela am 11. Februar 1990 aus dem Gefängnis frei. Eine gewaltige Menschenmenge jubelte dem ANC-Führer zu, der sich überwältigt zeigte: "Ich kann meine Gefühle nicht in Worte fassen. Ich war einfach nur zutiefst beeindruckt von dieser Begeisterung."
Nicht zuletzt dank Mandela gehört die Apartheid-Politik der Vergangenheit an. Doch sein Erbe ist in Gefahr: Korruption, Machtkämpfe und Inkompetenz lähmen Südafrika. Nach seinem Tod kommen Mandelas Worte in Erinnerung: "Unser Kampf für Freiheit und Gerechtigkeit war ein gemeinschaftlicher Kampf. Jetzt liegt es in Euren Händen, eine bessere Welt zu schaffen."
Einer der wohl bekanntesten Anti-Apartheidsongs stammt aus der Feder des Guyaners Eddie Grant: "Gimme hope Jo'anna". Grants Jo'anna war keine Frau, sondern die Abkürzung für Johannesburg und stand stellvertretend für das weiße Apartheid-Regime. Grant prangerte die Unterdrückung der Schwarzen an und beschwor bessere Zeiten herauf.