Nepal: Zelte statt Wiederaufbau
Auch ein Jahr nach dem Erdbeben in Nepal hausen tausende Nepalesen in provisorischen Zeltlagern. Von der versprochenen Wiederaufbauhilfe haben diese Menschen noch nichts gesehen.
Wohnen unter Wellblech
Ein Notlager im Zentrum von Bhaktapur. Die Stadt liegt östlich von Kathmandu, etwa eine halbe Stunde mit dem Auto entfernt. Hier sind mehrere kleine Camps übriggeblieben. Diese Wellblechhütten waren nach dem Erdbeben an Menschen mit Behinderungen vergeben worden.
Häkeln gegen die Langeweile
Die Oma der Familie Shyam Krishna Kaslawat hat eine Verletzung am Bein. Dadurch hat die Familie bevorzugt eine der Hütten bekommen. Wie viele andere Frauen in diesem Camp vertreibt sie sich ihre Zeit mit Häkeln. Die Fäden machen sich die Frauen unter anderem aus Plastiktüten.
Kochen ohne Küche
Kanchi Subedi, 63, kommt aus einem kleinen Dorf im Distrikt Sindupalschok, der besonders schwer von den Beben getroffen wurde. Ihre Tochter und ihr Schwiegersohn verdienen einen kleinen Lohn als Tagelöhner auf Baustellen in der Stadt. Die Oma kocht und kümmert sich um ihre Enkel, wenn die nicht in der Schule sind.
"Hausnummer" 338
Jedes Zelt wurde mit einer Nummer versehen. Kanchi Subedi lebt in der 338. Unmittelbar nach dem Beben standen die Zelte dicht an dicht, inzwischen ist etwas Raum dazwischen. Wie viele Zelte verblieben und wie viele davon bewohnt sind, darüber gibt es keine offiziellen Angaben.
Ordnung auf kleinstem Raum
Im Inneren der Zelte ist kaum Platz. Nicht alle Menschen in den Lagern haben Betten. Im zweiten Zelt der Familie von Kanchi Subedi gibt es nur Decken. Auch wenn die Menschen in den Notunterkünften sehr arm sind – die meisten sind in ihren Zelten und Hütten sehr auf Ordnung bedacht.
Lehmfeld statt Sandkasten
Immerhin: Die Enkelkinder von Kanchi Subedi (rechts ihre Enkelin, links ein Nachbarjunge) gehen regelmäßig zur Schule. Aber wenn Samstags schulfrei ist, hängen die Kinder auf dem staubigen Feld ab. Echte Spielmöglichkeiten sind kaum vorhanden.
Improvisiertes Spielzeug
Ein Junge aus der Zeltstadt hat sich vor der Hitze in den Schatten eines Zeltes geflüchtet. In der Hand hält er ein abgesägtes Stück einer Holzpalette. Die Kinder spielen mit allem, was sie in die Finger bekommen.
Schutzlos und verlassen
Das Lager von Chuchepati liegt auf einer Freifläche zwischen zwei Hauptverkehrsstraßen. Hunderte Verschläge aus Planen, Wellblech, Brettern und Pappe stehen ein Jahr nach dem Erdbeben hier noch, Hilfsorganisationen sind keine mehr da. Auf dem Gelände ist nichts, was Schatten bieten könnte. Es ist staubig und dreckig, der Wind weht ungehindert über die Anhöhe.
Abwasch fast ohne Wasser
Abwasch in Chuchepati: Wasser ist in diesen Tagen in ganz Nepal Mangelware. Es ist sehr trocken für diese Zeit des Jahres. Auf dem Feld von Chuchepati gibt es einige Wasseranschlüsse und Wassertanks. Doch das große Wasserprojekt, das unmittelbar nach dem Erdbeben von einer Hilfsorganisation betrieben wurde, ist inzwischen eingestellt.
Warnung vor Menschenhändlern
Im Gemeinschaftszelt haben die Menschen des Lagers aufgeschrieben, was sie brauchen. Außerdem hängt hier eine Warnung vor Menschenhändlern. Nepals Menschenrechtskommission berichtet, dass die Verschleppung von Mädchen und jungen Frauen seit dem Erdbeben zugenommen hat. Sie werden in indische Bordelle verschleppt oder nach China oder Korea verheiratet, wo sie oft wie Sklavinnen gehalten werden.