Die Märkte nach dem Syriza-Sieg
26. Januar 2015Der Sieg der Linkspartei Syriza im Euro-Krisenland Griechenland wird am Devisenmarkt erst einmal gelassen aufgenommen. Der Kurs des Euro war zwar in den ersten Handelsstunden der Woche für wenige Sekunden unter 1,11 Dollar und damit auf den tiefsten Stand seit 2003 gefallen, konnte sich aber schnell wieder erholen. Zuletzt kostete ein Euro 1,1180 Dollar und damit mehr als am Freitagnachmittag, als der Euro wegen der EZB-Geldpolitik bis auf 1,1115 Dollar abgetaucht war.
Für Entspannung dürfte die Nachricht gesorgt haben, dass Syriza mit ihrem Parteichef Alexis Tsipras die absolute Mehrheit verpasst hat. Zudem signalisierte Tsipras den EU-Partnern noch in der Wahlnacht Gesprächsbereitschaft für eine "gerechte und praktikable Lösung" beim Umgang mit den Schulden und dem Sparkurs. Marktbeobachter erwarten dennoch, dass der Syriza-Sieg den Euro weiter belasten wird. Es sei jedoch nicht davon auszugehen, dass Griechenland die Währungsunion verlässt.
Irritation in Fernost
Die Börse in Tokio hat mit Verlusten auf den Wahlsieg von Syriza reagiert. An der asiatischen Leitbörse sorgt man sich darüber, dass die Linke die Sparmaßnahmen in dem hoch verschuldeten Euro-Krisenland beenden will. Der Nikkei-Index für 225 führende Werte fiel bis zur Handelsmitte um 108,78 Punkte oder 0,62 Prozent und notierte beim Zwischenstand von 17 402,97 Zählern. Der breit gefasste Topix gab bis dahin um 7,39 Punkte oder 0,53 Prozent auf 1395,83 Punkte nach.
Die Wahl galt als Richtungsentscheidung und war in ganz Europa sowie an den internationalen Finanzmärkten mit Spannung erwartet worden. Im Vorfeld war unter anderem über einen Austritt Griechenlands aus dem Euro im Falle eines Syriza-Wahlsieges spekuliert worden. Der Chef des Parteienbündnisses, Alexis Tsipras, hat aber immer wieder versichert, dass er den Euro behalten wolle.
Mahnungen aus Deutschland
Nach dem Wahlsieg der linken Syriza-Partei in Griechenland hat Bundesbank-Chef Jens Weidmann weitere Reformen in dem Euro-Staat gefordert. Das Land sei nach wie vor auf Unterstützung durch ein Hilfsprogramm angewiesen, sagte das EZB-Ratsmitglied am Sonntag in der ARD. "Und das heißt natürlich auch, dass es ein solches Programm nur geben kann, wenn die Verabredungen auch eingehalten werden." Es sei im Interesse der griechischen Regierung, die Strukturprobleme anzugehen.
Konkret nannte Weidmann die Verwaltung, die öffentlichen Finanzen und die Wirtschaft. "Ich hoffe, dass die neue griechische Regierung keine illusionären Versprechungen macht, die sich das Land nicht leisten kann." Ein Schuldenerlass würde ohnehin nur eine kurze Atempause gewähren.
Syriza-Chef Alexis Tsipras will das mit Milliardensummen seiner Euro-Partner und des Internationalen Währungsfonds vor der Staatspleite gerettete Land zwar in der Euro-Zone halten. Allerdings lehnt er die vereinbarten Reformauflagen ab und fordert einen Schuldenschnitt. EU, IWF und Europäische Zentralbank weisen das zurück. Griechenland steht bei seinen Geldgebern mit rund 240 Milliarden Euro in der Kreide.
dk/wen (dpa/afp)