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Die Schlacht um Tikrit

30. Juni 2014

Nach der Ausrufung eines Kalifats durch die Isis-Miliz hat die irakische Armee ihre Angriffe auf die Islamisten ausgeweitet. Vor allem um die strategisch wichtige Stadt Tikrit wird heftig gekämpft.

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Irakische Armeefahrzeuge (Foto: Reuters)
Bild: Reuters

Bereits am Samstag hatte die irakische Armee damit begonnen, sich mit tausenden Soldaten, Kampfflugzeugen und Panzern der 160 Kilometer nördlich von Bagdad gelegenen Stadt zu nähern. Nach Angriffen aus der Luft gelang es ihr dann, zumindest die Randgebiete unter ihre Kontrolle zu bringen. In der Stadt selbst konnte sie die sunnitischen Terrormilizen der Isis allerdings nicht zurückdrängen.

Tikrit ist neben Mossul eine der größten Städte in der Hand der Dschihadisten. Die radikalislamischen Kämpfer hatten Tikrit am 11. Juni unter ihre Kontrolle gebracht. Die irakische Armee konnte deren Eroberungsfeldzug bislang nur wenig entgegensetzen. Der Versuch, Tikrit zurückzugewinnen, ist der bislang größte Einsatz der Streitkräfte seit dem Beginn der Dschihadisten-Offensive vor knapp drei Wochen und kann auch als Antwort auf die Ausrufung eines Kalifats durch die Isis am Sonntag verstanden werden.

Warnung vor Kalifat

Ein Sprecher des Militärs warnte, von dem neu ausgerufenen Gottesstaat gehe eine Bedrohung für die ganze Welt und nicht nur für die Region aus. In einer Audio-Botschaft hatte die Isis alle Muslime dazu aufgerufen, dem neuen Kalifen Treue zu geloben. Zugleich erklärte die Gruppe, sie nenne sich von jetzt an "Islamischer Staat" und nicht mehr "Islamischer Staat im Irak und Syrien" (Isis).

Ein Kalifat ist ein auf islamischen Gesetzen basierendes Staatswesen, in dem die weltliche und religiöse Führung in einer Hand liegen. Das von den Kämpfern für sich beanspruchte Gebiet erstreckt sich nach eigenen Angaben von der Region Aleppo im Norden Syriens bis nach Dijala im Osten des Irak.

Als erstes deutsches Regierungsmitglied äußerte sich Außenminister Frank-Walter Steinmeier (SPD) zur Ausrufung des Kalifats durch die Isis. Bei einem Treffen mit seinem israelischen Amtskollegen Avigdor Lieberman in Berlin warnte Steinmeier davor, dass der Irak zu einer "Brutstätte des Terrors" wird. Der Gruppe müsse der Nährboden für ihre Aktivitäten entzogen werden. Dafür sei allerdings die Bildung einer Einheitsregierung notwendig, in der alle Regionen und Religionen des Landes angemessen vertreten sind.

Parlament wählt neuen Premier

Während im Norden des Landes gekämpft wird, bereiten sich die Abgeordneten des irakischen Parlaments auf die erste Sitzung seit der Wahl im April vor, die am Dienstag in Bagdad stattfinden wird. Dabei sollen auch der Premierminister und der Präsident neu gewählt werden. Die Tage des amtierenden Regierungschefs Nuri al-Maliki dürften allerdings gezählt sein.

Al-Maliki strebt zwar eine dritte Amtszeit an, aber Vertreter der Sunniten und Kurden wehren sich gegen eine Wiederwahl und auch innerhalb seines eigenen Parteienbündnisses wachsen die Zweifel daran, ob der Ministerpräsident dazu geeignet ist, die Kämpfe im Norden zu beenden und die allgemeinen Spannungen im Land abzubauen.

djo/sc (dpa, AFP, Reuters)