Neue israelische Offensive im Gazastreifen
25. September 2005Die israelische Armee flog Luftangriffe im Gazastreifen und nahm bei Razzien im Westjordanland in der Nacht zum Sonntag (25.9.2005) mehr als 200 militante Palästinenser fest. Unter den Festgenommenen waren auch mehrere ranghohe Mitglieder der politischen Flügel der radikalen Gruppen "Hamas" und "Islamischer Dschihad", darunter der "Hamas"-Führer Hassan Jussuf.
"Alle Mittel"
Israel forderte die Autonomiebehörde auf, die palästinensischen Raketenangriffe auf israelische Ortschaften an der Grenze zum Gazastreifen zu stoppen. Ministerpräsident Ariel Scharon erklärte am Sonntag, die Truppen würden "alle Mittel" einsetzen, um die Terroristen, ihre Ausrüstung und ihre Verstecke zu treffen. Dies gelte nicht nur für den Gazastreifen, sondern auch für das Westjordanland.
Bei Angriffen der Luftwaffe im Gazastreifen waren in der Nacht zum Sonntag etwa 20 Palästinenser verletzt worden. Aus palästinensischen Kreisen hieß es, in der Stadt Gaza sei eine Schule getroffen worden. Nach israelischer Darstellung diente das Gebäude zur Ausbildung militanter Kämpfer. Nach Angaben der Armee wurden zudem ein Waffenlager in Dschabalia sowie ein Büro einer extremistischen Organisation in Bet Chanun beschossen.
Möglicher Einsatz israelischer Bodentruppen
Einsatzleiter General Israel Siw sagte, man bereite sich auch auf den möglichen Einsatz von Bodentruppen vor. Der israelische Rundfunk meldete, die Armee habe schwere Artillerie im Grenzbereich aufgestellt und bereits "Testschüsse" auf leere Felder im Gazastreifen abgegeben. Verteidigungsminister Schaul Mofas habe die Armee angewiesen, im nördlichen Gazastreifen durch Artilleriebeschuss eine Pufferzone zu schaffen, um Raketenangriffe aus Israel unmöglich zu machen.
Das israelische Sicherheitskabinett um Scharon hatte am Samstagabend einen größeren Militäreinsatz im Gazastreifen gebilligt. Bereits vor der Kabinettsentscheidung hatte die israelische Luftwaffe am Samstag zwei Mitglieder der radikal-islamischen Hamas-Bewegung in der Stadt Gaza gezielt getötet. Die Organisation kündigte Racheanschläge "im Herzen des zionistischen Feindes" an.
Unfall als Auslöser einer Explosion
Die Hamas macht Israel für eine tödliche Explosion auf einer Kundgebung in dem Flüchtlingslager Dschabalia verantwortlich, bei der am Freitag 19 Palästinenser ums Leben gekommen waren. Palästinenserpräsident Mahmud Abbas bekräftigte jedoch am Sonntag, Auslöser der Explosion sei ein Unfall gewesen. Ermittlungen hätten ergeben, dass sie passierte, nachdem ein Paradefahrzeug der Hamas umgekippt war. Israelische Medien hatten berichtet, im Kofferraum des Autos seien Kassam-Raketen gewesen, die daraufhin detonierten.
Abbas forderte erneut, das öffentliche Zurschaustellen von Waffen müsse ein Ende haben. Gleichzeitig verurteilte er die israelischen Luftangriffe im Gazastreifen, die alle Friedensbemühungen zunichte machten. Beide Seiten müssten zur Waffenruhe zurückkehren. Im Verlauf dieser Woche wird der jordanische König Abdullah II. zu Vermittlungsgesprächen in Israel und den Palästinensergebieten erwartet. (kap)