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Weitere Runde gegen Audi

2. Juni 2017

Das, was bei Volkswagen vornehm die "Diesel-Problematik" heißt, wird bei der Konzerntochter Audi immer mehr zum Problem. Die Staatsanwaltschaft weitet ihre Ermittlungen aus und der Audi-Chef gerät zunehmend unter Druck.

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Audi Logo Dieselmotor
Bild: Reuters/W. Rattay

Eingeschlossen in die erweiterten Ermittlungen seien nun auch Fahrzeugverkäufe in Deutschland und Europa, sagte ein Sprecher der Staatsanwaltschaft München am Freitag. Bisher ging es nur um Verkäufe in den USA.

Am Donnerstag hatte das Bundesverkehrsministerium der Volkswagen-Tochter öffentlich vorgeworfen, in etwa 24.000 Oberklassewagen der Typen A7 und A8 eine illegale Software eingesetzt zu haben. Demnach ist der Ausstoß der gesundheitsschädlichen Stickoxide (NOx) im realen Betrieb zweimal höher als auf dem Prüfstand. Der Autobauer erklärte, man habe die Auffälligkeiten bei eigenen Untersuchungen gefunden. Die betroffenen Autos würden zurückgerufen und eine neue Software erhalten.

Alle Motoren durchgemessen

Aus Konzernkreisen verlautete, die VW-Tochter habe seit einem halben Jahr alle Motoren durchgemessen und bei bestimmten Fahrsituationen erhöhte Stickoxid-Werte festgestellt. Audi habe das dem Kraftfahrtbundesamt umgehend mitgeteilt und bereits an einer Lösung gearbeitet.

Der Skandal um manipulierte Abgaswerte im VW-Konzern war im September 2015 ans Licht gekommen. In den USA hatte VW deswegen Milliarden zahlen müssen. In Europa und Deutschland ist VW aber der Auffassung, dass Abschalteinrichtungen in seinen Dieselmotoren gar nicht illegal gewesen sind.

Deutschland PK Audi
Audi-Chef Stadler bei der JahrespressekonferenzBild: Reuters/L. Barth

Audi  und VW hatten bereits in einem milliardenschweren Vergleich mit dem US-Justizministerium eingeräumt, dass sie in den USA rund 83.000 Autos mit Audi- Dieselmotoren und einer dort illegalen Software verkauft hatten, die niedrigere Abgaswerte angibt. Die Verfahren hatten Audi im vergangenen Jahr 1,86 Milliarden Euro gekostet.

"Druck auf Stadler wächst"

Bei der Jahrespressekonferenz im März diesen Jahres angekündigt Audi-Chef Rupert Stadler an: "Als Konsequenz aus der Diesel-Affäre stellen wir bei Audi alles auf den Prüfstand." Die Aufarbeitung sei "noch lange nicht abgeschlossen".

Schon während der damaligen Pressekonferenz hatten mehr als 100 Polizisten und Staatsanwälte die Zentrale des Autobauers, weitere Standorte und Wohnungen von Mitarbeitern durchsucht. Die Staatsanwaltschaft hatte "ein Ermittlungsverfahren gegen Unbekannt wegen des Verdachts des Betruges und der strafbaren Werbung" eingeleitet. Mit den Aktionen soll geklärt werden, wer an der Verwendung der Abgas-Software im VW-Konzern und an Falschangaben beteiligt gewesen sei. 

Der Druck auf den Audi-Chef hat durch die neuen Vorwürfe zugenommen. So berichtete "Der Spiegel", dass die VW-Aufsichtsräte seien wegen der neuen Erkenntnisse im Dieselskandal sauer auf den Audi-Chef. "Wir werden über diesen Vorgang mit Herrn Stadler im Aufsichtsrat zu reden haben", zitierte das Magazin einen nicht genannten Vertreter der Arbeitnehmerseite. Stadler müsse nun mit einer raschen Ablösung rechnen.

Volkswagen dementierte den Bericht: "Mit keiner Silbe hat irgendwer gesagt, dass sie Herrn Stadler ablösen wollen", sagte ein Konzernsprecher. Der Aufsichtsrat werde sich jedoch mit dem Thema befassen. "Dass man nicht einfach zur Tagesordnung übergehen kann, ist doch klar."

ar/nm/wen (rtr, HB, dpa)