Neue UNESCO-Welterbestätten
Bei seiner 44. Sitzung im chinesischen Fuzhou hat das World Heritage Committee der Vereinten Nationen zahlreiche historisch bedeutsame Orte neu auf die Welterbe-Liste genommen. Hier eine Auswahl.
Donaulimes, Deutschland, Österreich, Slowakei
Auch der Donaulimes ist als Teil der Grenze des antiken Römischen Reiches als neues Welterbe ausgezeichnet worden. Zuvor war bereits der Niedergermanische Limes entlang des Rheins in die Welterbeliste aufgenommen worden. In Deutschland erstreckt sich der Donaulimes über Regensburg bis nach Passau. Die antike Grenze reichte von Großbritannien bis nach Nordafrika.
Ivindo Nationalpark, Gabun
Der Ivindo Nationalpark gilt mit seinem nahezu intakten Regenwald als einzigartig. Er ist Lebensraum für viele bedrohte Tierarten, vom Waldelefanten bis zu seltenen Schmetterlingen. Er ist nach dem Lopé-Okanda-Schutzgebiet der zweite von 13 Nationalparks in Gabun, der zum Welterbe erklärt wurde.
Werk von Jože Plečnik in Ljubljana, Slowenien
Mit der behutsamen Erneuerung seiner Heimatstadt hat der Architekt Jože Plečnik ein Beispiel für eine lebenswerte, an menschlichen Bedürfnissen orientierte Stadt geschaffen. Durch seine Neugestaltung von Straßen, Plätzen und öffentlichen Gebäuden machte er in den 1920er-Jahren Ljubljana zu einer europäischen Metropole.
Felsbilder an Onegasee und Weißem Meer, Russland
Die 4500 Felsbilder in der Republik Karelien wurden von Menschen der Kammkeramischen Kultur während der Jungsteinzeit geschaffen. Sie sind in 33 Teilgebiete aufgeteilt, 22 am Onegasee und elf am Weißen Meer in Karelien. Die vor 6000 Jahren entstandenen Bilder sind eine der größten Felskunststätten weltweit und zeugen von künstlerischer Ausdruckskraft.
Arkadengänge in Bologna, Italien
Die aus insgesamt 62 Kilometern ausgewählten Abschnitte spiegeln verschiedene Stil- und Bauphasen wider. Konzipiert als privates Eigentum zur öffentlichen Nutzung, sind die Arkadengänge Ausdruck und Bestandteil der urbanen Identität Bolognas.
Moscheen im sudanesischen Stil, Elfenbeinküste
Zwischen dem 17. und 19. Jahrhundert kamen Händler aus dem Sudan bis nach Westafrika. An der Elfenbeinküste vermischten sich die lokale und die islamische Architektur. Acht gut erhaltene Lehmziegelmoscheen wurden nun zum Weltkulturerbe erklärt. Noch heute stellen sie wichtige Zeugnisse des Transsaharahandels dar, der die Ausbreitung des Islam und der islamischen Kultur erleichterte.
SchUM-Städte am Rhein, Deutschland
Die Städte Speyer, Worms und Mainz am Rhein waren im Mittelalter bedeutende Zentren jüdischer Gelehrsamkeit. Sie prägten die Kultur, Religion und Rechtsprechung der mittel- und osteuropäischen jüdischen Diaspora. Schpira (SCH), Warmasia (U) und Magenzia (M) sind zusammen die SchUM-Städte - und können sich gemeinsam über den Welterbetitel freuen.
Niedergermanischer Limes, Deutschland, Niederlande
Das Römische Reich ist eines der größten Reiche aller Zeiten. Der Limes - seine Verteidigungslinie - grenzte es von Germanien im Norden ab. Zwei Abschnitte tragen bereits den Welterbetitel. Nun darf ihn auch der Niedergermanische Limes, der "nasse Limes", führen. Nass, weil er 400 Kilometer am Rhein entlang verläuft, von Rheinbrohl in Rheinland-Pfalz bis an die Nordsee in den Niederlanden.
Nizza - Winterkurort der Riviera, Frankreich
Die französische Hafenstadt Nizza kann sich jetzt mit dem Welterbe-Titel schmücken. Als "Hauptstadt des Riviera-Tourismus" hat sie sich um die Auszeichnung beworben. Die kosmopolitische Stadt an der Côte d'Azur ist bekannt für ihre Architektur, Museen und Kunst. Hier hofierten schon der europäische Hochadel, der russiche Zar und Victoria von Großbritannien.
Jomonische archäologische Stätten, Japan
Mit Japan verbindet man Teezeremonie oder Kimono. Wie das Land jedoch vor Tausenden Jahren aussah, zeigen die antiken Stätten aus der Jomon-Zeit (13.000 bis 300 v.Chr.). Das Dorf Sannai Maruyama in Aomori etwa ist 5900 Jahre alt - die Menschen lebten in solchen Erdlochhäusern. Der Wandel vom Nomadentun hin zur Sesshaftigkeit stellte den ersten Schritt zur Entwicklung des heutigen Japans dar.
Chanquillo-Komplex, Peru
Der Chanquillo-Komplex ist ein gewaltiges Bauwerk, 2.300 Jahre alt, mitten in der peruanischen Wüste gelegen. Er umfasst eine Tempelanlage, eine Bergfestung und diese 13 Türme auf einem Bergkamm. Ihre Anordnung ist so gewählt, dass sie exakt die Sonnenpositionen im Laufe eines Jahres markieren. Chanquillo gilt als das älteste Sonnenobservatorium Amerikas.
Felszeichnungen von Ḥimā, Saudi-Arabien
Die Felszeichnungen von Ḥimā sind eine beeindruckende Dokumentation des kulturellen Lebens auf der Arabischen Halbinsel über mehr als 7000 Jahre. Die hervorragend erhaltenen Bilder erzählen von der Jagd, von Tier- und Pflanzenwelt und vom Alltag der Bewohner. Bis ins späte 20. Jahrhundert wurden hier Inschriften hinterlassen, verfasst unter anderem in Arabisch, Griechisch und Musnad.
Hafenstadt Quanzhou, China
Die Metropole im Osten Chinas wurde einst vom italienischen Entdecker Marco Polo als "die ganz große und edle Stadt" gepriesen. Quanzhou gehörte zwischen dem 10. und 14. Jahrhundert zu den größten Häfen der Welt und spielte eine wichtige Rolle als florierender Standort entlang der berühmten Seidenstraße.
Ramappa-Tempel, Indien
Der rund 200 Kilometer nordöstlich von Hyderabad gelegene Ramappa-Tempel gilt als herausragendes Beispiel für die Architektur der Kakatiya-Ära. Die ältesten Elemente seiner Sandstein- und Basaltkonstruktion stammen aus dem frühen 13. Jahrhundert. Es finden sich viele Skulpturen höchster künstlerischer Qualität, die regionale Tanztraditionen und kulturelle Bräuche zeigen.
Bronzezeitliche Hirschsteine, Mongolei
Die Steinfiguren bekamen ihren Namen "Hirschsteine" von den darauf abgebildeten fliegenden Hirschen. Sie sind mit Schmuck, Gürteln und Werkzeugen verziert und zwischen 50 Zentimetern und drei Metern groß. Errichtet wurden sie vor mehr als 1000 Jahren von bronzezeitlichen Nomaden. Bislang sind 900 von diesen Steinen entdeckt worden, davon stehen 700 in der Mongolei.
Transiranische Eisenbahn, Iran
Vier Klimazonen durchquert die 1400 Kilometer lange Trasse der Transiranische Eisenbahn vom Kaspischen Meer im Nordosten bis zum Persischen Golf im Südwesten des Landes. 360 Brücken und 224 Tunnel wurden zwischen 1927 und 1938 gebaut, um Bergketten und Flüsse zu überwinden. Finanziert wurde das Projekt komplett aus Steuergeldern - so sollte der Einfluss ausländischer Investoren verhindert werden.
Leuchtturm von Cordouan, Frankreich
Der 68 Meter hohe Leuchtturm von Cordouan ist der dienstälteste Leuchtturm in Frankreich: seit 1611 steht er auf einem Felsenplatau in der Mündung des Flusses Gironde und weist den Schiffen den Weg. Der mit Säulen und Wasserspeiern verzierte Turm ist laut der UNESCO ein künstlerisches, handwerkliches und technologisches Meisterwerk - und bis heute in Betrieb.
Paseo del Prado und Retiro-Park, Spanien
Der Boulevard Paseo del Prado in der spanischen Hauptstadt Madrid wird gemeinsam mit dem angrenzenden Retiro-Park auch als "Museumsdreieck" bezeichnet: Hier stehen zahlreiche Museen in unmittelbarer Nachbarschaft, unter anderem das Museo del Prado, das Museo Nacional Centro und das Museo Thyssen-Bornemisza. Entstanden ist das Areal zum großen Teil im 17. Jahrhundert - jetzt ist es UNESCO-Welterbe.
Fresken-Zyklen von Padua, Italien
Die von der UNESCO als Welterbe gewürdigten Wandmalereien finden sich in acht sakralen und säkularen Gebäudekomplexen in der historischen Altstadt von Padua. Sie wurden im 14. Jahrhundert von verschiedenen Künstlern geschaffen. Trotzdem bilden sie nach Ansicht der Jury eine Einheit und zeigen, welche Entwicklung die Freskenmalerei innerhalb eines Jahrhunderts genommen hat.
Neue Holländische Wasserlinie, Niederlande
Die ehemalige Festungsanlage besteht aus 45 Forts, sechs Festungen sowie Hunderten Kasematten und militärischen Wasserwerken. Sie wurde im 19. Jahrhundert erbaut, um im Falle einer kriegerischen Invasion ganze Landstriche gezielt unter Wasser setzen zu können. Heute gilt sie als "verborgene Attraktion", weil viele der Bauwerke in der Landschaft kaum zu sehen sind.
Darmstädter Mathildenhöhe, Deutschland
Die Künstlerkolonie Mathildenhöhe in Darmstadt gilt als Vorläufer des Bauhaus. Gegründet hat sie 1899 der hessische Großherzog Ernst Ludwig. Zwischen 1901 und 1914 zeigten die Kunstschaffenden der Mathildenhöhe in vier großen Ausstellungen ihre Vorstellung einer modernen, künstlerisch gestalteten Wohn- und Lebenswelt. Ihre Bauten bilden das Gesamtkunstwerk Mathildenhöhe.
Orte der Badekultur, Europa
Elf historische Kurorte aus sieben europäischen Ländern wurden auf die UNESCO-Welterbeliste aufgenommen. In Deutschland freuen sich Bad Ems, Baden-Baden und Bad Kissingen (Foto) über die Auszeichnung. Die beiden letzteren Kurorte sind bekannt für ihre natürlichen Mineralwasserquellen. Für Großbritannien erhielt Bath mit seinen gut erhaltenen römischen Badeanstalten den Welterbetitel.