Neuer gegen Messi und Ronaldo
2. Dezember 2014Manuel Neuer ist es also, der, nach Lothar Matthäus im Jahr 1991, als deutscher Fußballer mit dem Titel "Weltfußballer des Jahres" geehrt werden könnte. Es wäre zweifellos eine große Ehre und ein Riesenerfolg für den Nationaltorhüter des DFB, aber auch eine tolle Sache für die Bundesliga. Konnte doch noch nie ein Bundesligaspieler, welcher Nation auch immer, den Ballon d'Or gewinnen. Doch leider ist auch in diesem Jahr der "dritt-nominierte" mal wieder eher als Außenseiter zu betrachten. Denn Neuer tritt gegen die beiden Seriensieger und Rekordsammler Cristiano Ronaldo und Lionel Messi an. Der gegelte "CR7" und "La Pulga", der Floh. Der extrovertierte Medien- und Werbestar sowie der kleine Junge aus Rosario, der eigentlich nur Fußball spielen möchte. Seit 2008 machen ausschließlich diese beiden Superstars den Titel "Weltfußballer des Jahres" unter sich aus. Ronaldo geht in diesem Jahr als Titelverteidiger und Favorit ins Rennen.
Es gibt einiges, was die beiden Ausnahmespieler so besonders macht. Mehr als 50 individuelle Rekorde in der spanischen Liga und der Champions League teilen die beiden unter sich auf. Messi hält mit 253 Toren Spaniens Ligarekord. Ronaldo benötigte nur 92 Spiele um 100 Ligatreffer zu erzielen. Messi konnte 91 Treffer in einem Kalenderjahr erzielen und schoss sich zuletzt zum besten Champions-League-Torjäger aller Zeiten. Ronaldo hat in der Primera Division in den ersten zwölf Partien bemerkenswerte 20 Treffer erzielt. Auch finanziell belegen die Superstars Top-Plätze. Ronaldos Jahresgehalt bei Real Madrid wird mit 17 Millionen Euro beziffert. Dazu kommen geschätzte Werbe- und Sponsoreneinnahmen von 18 Millionen Euro. Für die Dienste von Lionel Messi zahlt der FC Barcelona jährlich ein Gehalt von 24 Millionen Euro. Seine zusätzlichen Werbeeinnahmen werden auf ca. 17 Millionen Euro taxiert. Zahlen und Werte, die für einen Torhüter aus der Bundesliga nur schwer zu erreichen sind.
Messi 2014 ohne Titel
Was die Sammlung von Titeln angeht, musste Lionel Messi im Jahr 2014 komplett leer aus gehen. 2010 war die Situation jedoch eine ähnliche: Messi gewann die Wahl, obwohl er weder mit Barca noch mit Argentinien international etwas gewonnen hatte. Dennoch sind seine Chancen, den Titel in diesem Jahr zurückzuholen, eher als gering bis aussichtslos einzuschätzen. Cristiano Ronaldo hingegen konnte die Champion League und den UEFA Super Cup gewinnen. National reichte es noch zum spanischen Pokalsieg. Er gilt somit für viele Experten, Fans und auch bei den Buchmachern als Topfavorit auf die Auszeichnung zum Weltfußballer des Jahres 2014.
Manuel Neuer holte national das Double. Er wurde zu Deutschlands Fußballer des Jahres 2014 gewählt und belegte den zweiten Platz bei der Wahl zu Europas Fußballer des Jahres, hinter Cristiano Ronaldo übrigens. Die Krönung des Fußballjahres fand für Neuer am 13. Juli in Rio de Janeiro statt. Hier holte er sich, im Spiel gegen Messis Argentinier, den Weltmeistertitel. Der größte und bedeutendste Titel des Jahres! Selten aber nur geht es bei der Wahl zum Weltfußballer um große Teamleistung. Auch wenn Neuer hervorstach. Wie viele weitere aus dem Siegerteam von Rio übrigens auch, die allerdings nicht den Weg auf die Nominierungs-Liste gefunden haben. Ein Thomas Müller, Toni Kroos oder auch Bastian Schweinsteiger hätten sicher eine größere Beachtung verdient gehabt. Aber die Superstars Messi und Ronaldo sind einfach jedes Jahr gesetzt. Auch weil sie konstant überragende Leistungen bringen. Daher kann man sie nicht einfach weglassen. Und schon gar nicht nur einen von beiden.
Nur ein Torwart kann Ronaldo und Messi stoppen
Es scheint also ein aussichtsloser Kampf für Manuel Neuer zu sein. Auch wenn sich sogar UEFA Chef Michel Platini für einen Preisträger aus Deutschland stark machte. Neuers Problem dürfte sein, dass es alle Trainer und Kapitäne der Nationalmannschaften sowie ausgewählte Journalisten aus sämtlichen 209 FIFA-Mitgliedsländern waren, die an der Wahl teilgenommen haben. Und ob wirklich ein Großteil der Vertreter beispielsweise aus Äquatorialguinea, Panama oder Katar den deutschen Keeper vorne sehen, kann zumindest einmal hinterfragt werden. Das Gesamtergebnis der Wahl wird bei der Weltfußballer-Gala am 12. Januar in Zürich bekanntgegeben. Es ist schön, dass es erstmals seit 2002 mit Neuer wieder ein Deutscher in die Top 3 geschafft hat. Damals war es mit Oliver Kahn ebenfalls ein Torhüter. Für gute Torwartschule ist man ja bekannt und wird weltweit beneidet. Aber vielleicht kann es auch eben nur ein Torwart sein, der sich gegen diese beiden Individualisten und Einzelkönner der Extraklasse durchsetzt.
Nur einmal gelang es übrigens bislang einem Defensivspezialisten, sich in die Siegerliste einzutragen. Der italienische Innenverteidiger Fabio Canavaro wurde 2006 zum Weltfußballer des Jahres gewählt - nachdem er mit den Italienern in Deutschland Weltmeister wurde.