Neuer Marsch von Flüchtlingen in Ungarn
7. September 2015
Die Flüchtlinge hatten ihre Registrierung im Transitlager Röszke verweigert. Sie waren aus Serbien gekommen und hatten dafür den Weg entlang der Eisenbahnschienen bei Röszke gewählt, die beide Länder verbinden und von dem neuen ungarischen Grenzzaun nicht abgeriegelt werden. Es kam zu Rangeleien, Polizeibeamte setzten Pfefferspray ein.
Die Polizei konnte die Menschen aber nicht aufhalten. Sie sperrte stattdessen den betroffenen Autobahnabschnitt auf der M5 für den Kraftverkehr und ließ die knapp 200 Flüchtlinge zunächst rund 15 Kilometer weiterlaufen. Erst dann gelang es Polizisten, die Gruppe zu überreden, sich in Bussen in ein nahe gelegenes Registrierungslager für Asylbewerb bringen zu lassen.
Verteidigungsminister wirft hin
Derweil trat Ungarns Verteidigungsminister Csaba Hende nach einem Bericht der staatlichen Nachrichtenagentur MTI zurück. Er habe seine Demission nach einer Sitzung des Nationalen Sicherheitskabinetts erklärt, auf der über den Zustand des Zauns an der Grenze zu Serbien beraten wurde.
Über die Gründe für den Rücktritt Hendes gibt es bislang keine offiziellen Angaben. Regierungskreisen zufolge ging Ministerpräsident Viktor Orban der Bau des Grenzzauns nicht schnell genug. Als Nachfolger berief Orban Verteidigungsstaatssekretär Istvan Simicsko. Er gehört wie Hende Orbans rechtsgerichteter Regierungspartei Fidesz an.
Flüchtlinge nach Athen
In Griechenland will die Regierung angesichts der katastrophalen Lage der Flüchtlinge auf Lesbos in den kommenden fünf Tagen etwa 12.000 Asylsuchende von der Ägäisinsel auf das Festland nach Athen holen. Dazu werde die Zahl der Fähren von drei auf vier oder fünf erhöht, kündigte Einwanderungsminister Yannis Mouzalas an. Zudem würden Registrierungsstellen eingerichtet und Schiffe als provisorische Unterkünfte für Flüchtlinge hergerichtet.
Lesbos sei "einer Explosion nahe", sagte Mouzalas. Inzwischen seien mehr als 15.000 Flüchtlinge auf der Insel, die meisten von ihnen aus Syrien. Die örtlichen Behörden auf der normalerweise etwa 85.000 Einwohner zählenden Insel könnten dies kaum noch bewältigen.
Nach Lesbos kommen besonders viele Menschen von der nahen türkischen Küste. In den vergangenen Tagen hatte es auf der Agäisinsel gewaltsame Zusammenstöße zwischen der Polizei und Flüchtlingen sowie zwischen verschiedenen Flüchtlingsgruppen gegeben.
Seit Montag vergangener Woche wurden nach griechischen Regierungsangaben über 15.000 Flüchtlinge von den Inseln auf das Festland gebracht. Von dort aus versuchen die meisten Asylsuchenden, über die sogenannte Balkanroute über Mazedonien, Serbien und Ungarn weiter nach Westeuropa zu kommen.
wl/sp (dpa, rtr, afp)