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Neuer Spielberg "Bridge of Spies"

Jochen Kürten15. Oktober 2015

Die Geschichte, die Steven Spielberg in seinem Film erzählt, ist phantastisch. Doch sie hat sich tatsächlich so zugetragen. Gedreht hat Spielberg auch in Berlin. Neben Tom Hanks spielt ein Deutscher eine wichtige Rolle.

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Berlin Glienicker Brücke vor Vollsperrung (Foto: Ralf Hirschberger/dpa)
Bild: picture-alliance/dpa/R. Hirschberger

Er dürfte in den USA derzeit der bekannteste deutsche Schauspieler sein: Sebastian Koch. Jetzt stand er neben Steven Spielberg auf der Bühne und nahm den Dank des Publikums und auch den des Regisseurs entgegen. Koch, in Deutschland vor allem durch viele wichtige Fernseh-, aber auch Kinorollen ("Stauffenberg", "Speer und Er", "Das Leben der Anderen") bekannt, war in jüngster Zeit nicht nur für Spielberg im Einsatz. Auch in der US-Erfolgsserie "Homeland" hatte er eine tragende Rolle übernommen. Die fünfte Staffel ist gerade in den USA angelaufen.

Stehende Ovationen in New York

Die Weltpremiere des Spielberg-Films im Rahmen des 53. Filmfestivals New York endete mit stehenden Ovationen und stieß auf ein sehr positives Echo bei der US-Presse. "The Hollywood Reporter" lobte: ein "Feel-Good- Melodrama über den Kalten Krieg". Die "New York Post" prophezeite mehrere Oscar-Nominierungen. Auch der "Independent" urteilte begeistert. Das Branchenblatt "Variety" lobte vor allem Darsteller Mark Rylance, der im Film einen russischen KGB-Agenten spielt sowie die für den Film entstandenen Bauten von Studio Babelsberg.

Szene aus Bridge of Spies Der Unterhändler (Foto: "2014 Twentieth Century Fox")
Im Mittelpunkt der Verhandlungen: Tom Hanks als Anwalt James B. DonovanBild: 2014 Twentieth Century Fox

So ist es nicht nur Schauspieler Sebastian Koch, der Deutschland als Filmnation vertritt im neuen Werk des mehrfachen Oscar-Preisträgers Steven Spielberg. Der hatte im vergangenen Jahr wochenlang an Originalschauplätzen in Deutschland gedreht, in Berlin und Potsdam, in Brandenburg sowie in den Filmstudios Babelsberg. In New York kündigte Spielberg dann auch schon einmal an, dass er demnächst zur Deutschland-Premiere nach Berlin kommen werde.

Ein Regisseur zwischen Fiktion und Geschichte

Spielberg hat in seiner langen und erfolgreichen Karriere schon viel Angst und Schrecken erzeugen können, mit phantastischen Kinowesen wie dem weißen Hai und gigantischen Dinosauriern ("Jurassic Park"). Er hat bizarre, aber auch ungemein zutrauliche Geschöpfe wie "E.T." zum Leben erweckt. Doch Spielberg steht auch für ein anderes, realistisch geprägtes Kino: In "Schindlers Liste" hat er von Auschwitz und vom Holocaust erzählt, in "Der Soldat James Ryan" vom Sturm der Alliierten gegen Nazi-Deutschland.

Szene aus Bridge of Spies Der Unterhändler (Foto: "2014 Twentieth Century Fox")
Die '60er Jahre wurden für den Film akribisch nachgestelltBild: 2014 Twentieth Century Fox

Diesem "realistischen" Steven Spielberg wird der Kinozuschauer jetzt auch wieder in "Bridge of Spies" begegnen. Auch wenn die Geschichte, die der Regisseur erzählt, für heutige Zuschauer unglaublich erscheinen mag, fußt sie doch auf wahren Ereignissen aus dem Kalten Krieg. "Bridge of Spies" schildert den Abschuss des US-amerikanischen Aufklärungsflugzeugs vom Typ U-2 über der Sowjetunion im Jahre 1960 durch russische Raketen. Wie durch ein Wunder konnte sich der Pilot Francis Gary Powers in 20.000 Meter Höhe damals retten. Die Ereignisse gingen um die Welt und ließen die Menschen auf dem Höhepunkt des Kalten Kriegs den Atem anhalten.

Ein Propagandaerfolg der UDSSR

Die Amerikaner hatten schon den Tod ihres Piloten gemeldet, als die Sowjets kurz darauf bekanntgaben, dass sie Power gefangenen genommen hätten: ein ungeheurer Propagandaerfolg der Sowjets. Der Versuch, Powers durch Verhandlungen freizubekommen, scheiterte dann zunächst.

Szene aus Bridge of Spies Der Unterhändler (Foto: "2014 Twentieth Century Fox")
Schwierige Unterredungen in dunklen Gemäuern - wie können die Spione ausgetauscht werden?Bild: picture-alliance/AP Photo/J. Buitendijk

Hier setzt Spielbergs Film ein. Der New Yorker Anwalt James B. Donovan (Tom Hanks) nimmt in Ost-Berlin Kontakt zu ostdeutschen Behörden und russischen Agenten auf. Er trifft sich mit dem DDR-Unterhändler Wolfgang Vogel, gespielt vom Deutschen Sebastian Koch. Die Verhandlungen führten schließlich zum Erfolg, weil die Supermacht USA damals auch etwas zu bieten hatte: den in US-Haft sitzenden hochrangigen russischen Spion Rudolf Abel (Mark Rylance).

Eine Brücke als Symbol für den Kalten Krieg

Powers und Abel wechseln während eines denkwürdigen Agentenaustausches im Februar 1962 auf der Glienicker Brücke die Seiten. Fortan wird die Brücke über Jahre zum Schauplatz weiterer Austauschaktionen. Als "Bridge of Spies" geht das Bauwerk zwischen Potsdam und Berlin in die Geschichte ein, jetzt hat sie dafür den "Ritterschlag" aus Hollywood bekommen.

Man darf gespannt sein, wie das amerikanische Publikum (US-Start ist am 16.10.2015) und dann vor allem die deutschen Zuschauer Ende November auf das Historienspektakel von Spielberg reagieren. "Bridge of Spies" wird in der US-Presse schon jetzt als heißer Oscar-Anwärter für 2016 gehandelt. In Deutschland wird der Spionagethriller unter dem Titel "Bridge of Spies - Der Unterhändler" in die Kinos kommen.

Szene aus Bridge of Spies Der Unterhändler (Foto: "2014 Twentieth Century Fox")
Kalter Krieg: Der Anwalt studiert das Tagesgeschehen in der PresseBild: picture-alliance/AP Photo/J. Buitendijk

Spielberg zieht Parallelen zur Gegenwart

Für Steven Spielberg übrigens hat sein historischer Film auch viel mit der derzeitigen Weltlage zu tun: "Man macht solche Filme, weil sie relevant sind für die Gegenwart, weil es so aussieht, als wenn der Kalte Krieg zurückkommen würde", so der Regisseur bei der Premiere beim Festival in New York. Zumindest einer darf sich schon jetzt freuen. Der internationale Marktwert von Sebastian Koch dürfte sprunghaft gestiegen sein. "Im eigenen Bett zu schlafen ist in meinem Beruf ein großes Geschenk" verriet der Schauspieler dem Wochenmagazin "Stern" jüngst in einem Interview, nachdem er für "Homeland" und "Bridge of Spies" gleich zweimal für US-Regisseure in seiner Heimat gedreht hat.