Neukaledonien will bei Frankreich bleiben
4. Oktober 2020Laut amtlichem Endergebnis stimmten rund 53 Prozent gegen die Abspaltung, wie die Behörden in Nouméa mitteilten. Die Beteiligung lag bei knapp 86 Prozent. Etwa 180.000 Neukaledonier durften teilnehmen.
Es war bereits das zweite Referendum zu einer Abspaltung von Frankreich innerhalb von zwei Jahren. Bei der vorangegangenen Abstimmung im November 2018 hatten noch fast 57 Prozent gegen die Loslösung von Frankreich gestimmt. Ein 1998 unterzeichnetes Abkommen sieht bis zu drei Referenden bis 2022 vor, sollte die Unabhängigkeit in einer ersten und zweiten Volksabstimmung abgelehnt werden.
Frankreichs Präsident Emmanuel Macron brachte sein "tiefes Gefühl der Dankbarkeit" und seine "Demut" angesichts des Ergebnisses zum Ausdruck. In einer Ansprache im Elysée-Palast wandte er sich auch an die Befürworter der Unabhängigkeit Neukaledoniens: "Nur zusammen werden wir das Neukaledonien von morgen aufbauen", sagte er. Er würdigte zudem die hohe Wahlbeteiligung trotz der schwierigen Bedingungen inmitten der Corona-Pandemie.
Das Ergebnis stellt vor allem für die Bevölkerungsgruppe der Kanaken - Neukaledoniens melanesische Ureinwohner - erneut eine Enttäuschung dar. Sie kämpfen seit den 1970er Jahren für die Unabhängigkeit. Zunehmend kam es dabei auch zu gewalttätigen Aktionen unter Führung der Kanakischen sozialistischen Front der nationalen Befreiung (FLNKS).
Als Reaktion wurde das Nouméa-Abkommen geschlossen, das eine Dezentralisierung der Macht sowie bis zu drei Unabhängigkeitsreferenden bis 2022 vorsieht. Aktuell sind mehr als 40 Prozent der fast 300.000 Einwohner Neukaledoniens Kanaken. Auf Deutsch bedeutet Kanake Mensch. Bei Anhängern der Unabhängigkeitsbewegung heißt die Inselgruppe östlich von Australien auch "Kanaky".
Archipel mit begehrten Bodenschätzen
Sie gehört seit 1853 zu Frankreich und besitzt nach wie vor geostrategische Bedeutung für Paris. Zudem lagert dort ein Viertel der weltweiten Nickelvorkommen - ein wichtiger Rohstoff für die Herstellung elektronischer Geräte.
Unabhängigkeitsgegner verweisen unter anderem auf die 1,3 Milliarden Euro, die der französische Staat jedes Jahr in die öffentlichen Kassen Neukaledoniens fließen lässt. Andere befürchten einen größeren Einfluss Chinas im Pazifik, sollte Frankreich in der Region weniger präsent sein.
uh/haz (afp, dpa)