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GesellschaftDeutschland

Neuregelung der Sterbehilfe im Bundestag gescheitert

6. Juli 2023

In einer emotionalen Debatte hat das deutsche Parlament um eine Regelung für die Sterbehilfe gerungen. Beide Entwürfe fielen durch. Damit bleibt es bei der bisherigen Regelung, die aber rechtliche Unsicherheiten birgt.

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Deutscher Bundestag, 48. Plenarsitzung
Wie das Recht auf selbstbestimmtes Sterben ausgestalten? Angesichts der Schwere des Themas konnten die Abgeordneten ohne Fraktionszwang abstimmen (Archivbild)Bild: Jens Krick/Flashpic/picture alliance

Eine gesetzliche Regelung zur Sterbehilfe in Deutschland ist vorerst gescheitert. Im Bundestag verfehlten zwei dafür vorgelegte Entwürfe mit Bedingungen und Voraussetzungen jeweils eine Mehrheit. Für den Entwurf einer Gruppe um die Abgeordneten Lars Castellucci (SPD) und Ansgar Heveling (CDU) stimmten 304 Parlamentarier, mit Nein votierten 363, es gab 23 Enthaltungen. Der konkurrierende Entwurf einer Gruppe um Katrin Helling-Plahr (FDP) und Renate Künast (Grüne) bekam dann 287 Ja-Stimmen, es gab aber 375 Nein-Stimmen und 20 Enthaltungen. Für die namentliche Abstimmung wurde der Fraktionszwang aufgehoben.

Bundesverfassungsgericht kippte 2015 das Verbot

Hintergrund für die Initiativen war ein wegweisendes Urteil des Bundesverfassungsgerichts von 2020, das ein seit 2015 bestehendes Verbot der geschäftsmäßigen Sterbehilfe im Strafgesetzbuch gekippt hatte - weil es das Recht des Einzelnen auf selbstbestimmtes Sterben verletzte. "Geschäftsmäßig" hat dabei nichts mit Geld zu tun, sondern bedeutet "auf Wiederholung angelegt".

Deutschland l Bundestagsdebatte zur Sterbehilfe l Lars Castellucci (SPD)
Der SPD-Abgeordnete Lars Castellucci will eine Neuregelung der Sterbehilfe im StrafgesetzbuchBild: Michael Kappeler/dpa/picture-alliance

Das Urteil stieß eine Tür für organisierte Angebote auf - aber ausdrücklich mit der Möglichkeit zur Regulierung. Diese Möglichkeit nutzte der Bundestag nun nicht. Beide Vorstöße sollten Bedingungen und Voraussetzungen zu Fristen und Beratungspflichten festlegen, um eine Suizidhilfe für Volljährige zu regeln.

Beide Gruppen wollten Betäubungsmittelgesetz ändern

Mit der Ablehnung beider Entwürfe durch den Bundestag bleibt es dabei, dass Suizidassistenz in Deutschland grundsätzlich erlaubt ist, teilweise aber rechtliche Unsicherheiten birgt. Beide Gruppen wollten beispielsweise im Betäubungsmittelgesetz ausdrücklich festschreiben, dass die Abgabe todbringender Medikamente auch zum Zweck der Selbsttötung zulässig ist. Die Hürden für die Verschreibung der Mittel legten sie aber unterschiedlich hoch an. 

Deutschland l Bundestagsdebatte zur Sterbehilfe l Katrin Helling-Plahr (FDP)
Die FDP-Abgeordnete Katrin Helling-Plahr warb im Bundestag für ihren EntwurfBild: Michael Kappeler/dpa/picture-alliance

Der Vorschlag der Gruppe Castellucci/Heveling sah dazu eine Neuregelung im Strafgesetzbuch vor. Dort soll es heißen: "Wer in der Absicht, die Selbsttötung einer anderen Person zu fördern, dieser hierzu geschäftsmäßig die Gelegenheit gewährt, verschafft oder vermittelt, wird mit Freiheitsstrafe bis zu drei Jahren oder mit Geldstrafe bestraft." Geregelt werden sollten aber auch Ausnahmen.

Ärzte hätten todbringende Medikamente verschreiben dürfen 

Der Vorschlag der Gruppe Künast/Helling-Plahr sah eine Regelung ausdrücklich außerhalb des Strafgesetzbuches vor. Kommen sollte ein "Gesetz zum Schutz des Rechts auf selbstbestimmtes Sterben und zur Regelung der Hilfe zur Selbsttötung". Ärzte dürften Volljährigen dann Arzneimittel dafür verschreiben.

Der Bundestag sprach sich später mit großer Mehrheit für ein Gesetz zur Suizidpräventionen aus. 688 stimmten Abgeordnete für einen entsprechenden Antrag. Der Antrag fordert die Bundesregierung auf, im kommenden Jahr einen entsprechenden Regelungsentwurf und eine Strategie für die Suizidprävention vorzulegen. Die Regelung solle unter Einbeziehung etwa der Telefonseelsorge oder sozialpsychiatrischer Dienste einen bundesweiten Suizidpräventionsdienst etablieren. Menschen mit Suizidgedanken wie auch ihren Angehörigen sollten online und unter einer bundeseinheitlichen Telefonnummer ein sofortiger Kontakt ermöglicht werden. Ferner solle die Forschung ausgebaut werden.  

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nob/sti (dpa, afp, kna, epd)