Alles neu beim ADAC?
22. November 2014Ist der ADAC noch als steuerbegünstigter Verein zu betrachten oder vielmehr als Wirtschaftskonzern mit angeschlossenem Automobilclub? Mit dieser Frage beschäftigt sich bereits seit einiger Weile das Amtsgericht München.
Wie "Der Spiegel" und "NDR Info" berichten, will Europas größter Autoclub selbst einen Schnitt machen und sein verschachteltes Unternehmensimperium weitgehend von der Vereinstätigkeit trennen. Außerdem soll der Unternehmensbereich als Konsequenz aus verschiedenen Skandalen stärker durch Externe kontrolliert werden.
ADAC will Verein bleiben
Nach Angaben eines ADAC-Sprechers soll die "erforderliche und sinnvolle Trennung zwischen Vereins- und Wirtschaftsaktivitäten" am 6. Dezember auf der außerordentlichen ADAC-Hauptversammlung als entsprechender Reformentwurf vorgelegt werden. Damit solle auch der Vereinsstatus gesichert werden, denn grundsätzlich wolle der Autoclub eine Mitgliederorganisation in Form eines Vereins bleiben.
Nicht bestätigen und nicht kommentieren wollte der Sprecher allerdings Informationen des "Spiegel" und von "NDR Info", wonach der kommissarische ADAC-Präsident August Markl ein Modell favorisiert, das eine Umwandlung der ADAC-Firmenholding in eine Aktiengesellschaft vorsieht. Nach diesen Informationen soll der Autoclub daran statt bisher 100 Prozent künftig nur noch 74,9 Prozent der Anteile besitzen. Minderheitsgesellschafter der AG mit Sperrminorität solle eine neu zu gründende ADAC-Stiftung werden, deren fünfköpfigem Stiftungsrat auch zwei externe Mitglieder angehören sollten.
Mitgliedsbeiträge für die Forschung?
Den Berichten zufolge sollen in die Stiftung künftig auch Überschüsse aus den Mitgliedsbeiträgen fließen, die nicht für die reguläre Vereinsarbeit benötigt werden. Finanziert werden sollen damit laut "Spiegel" etwa Forschungsprojekte zur Verkehrssicherheit oder zu neuen Mobilitätskonzepten. Von Seiten den ADAC hieß es dazu lediglich, es seien "verschiedene Modellentwürfe entwickelt" worden.
Im Herbst 2013 waren Manipulationen bei der Wahl des ADAC-Autopreises "Gelber Engel" bekannt geworden. Nach zunächst heftigen Dementis musste die ADAC-Führung die Tricksereien zugeben. Infolge dessen wurden noch weitere Verfehlungen bekannt, wie etwa die Nutzung von Rettungshubschraubern für dienstliche Zwecke, undurchsichtige Geschäfte mit der Pannenhilfe oder verspätet gezahlte Steuerschulden.
cw/se (dpa, afp, spiegel.de)