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Nicht nur Asteroiden sind gefährlich

Zulfikar Abbany / fs7. März 2016

Astronomen konnten uns beruhigen: Die Flugbahn des Asteroiden 2013 TX68 führt am 8. März weit genug an der Erde vorbei. Aber es gibt genug anderes, worum wir uns sorgen dürfen - um Viren, Klimawandel und Aliens etwa.

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Infografik Umlaufbahn Asteroid 2013 TX68 (Grafik: DW).

Die Projekt Zukunft-Zuschauerfrage

Wenn ich an meine Kindheit in den 1970er und 1980er Jahren zurückdenke, erinnere ich mich an sogenannte "Sandwich Board Men" - Menschen die mit Schildern vor dem Bauch und am Rücken vor dem Weltuntergang gewarnt haben: "Das Ende ist nah!".

Erst jüngst wurden diese Erinnerungen wieder wach - als ich ein Spionage-Drama namens "The Game" angeschaut habe. Es spielte im Jahr 1972. In einer Zeit, in der die Möglichkeit eines sowjetischen Atomangriffs auf Großbritannien tatsächlich real schien und Ängste hervorrief.

40 Jahre später ist der Kalte Krieg vorbei und Großbritannien immer noch gut im Geschäft - nach wie vor hält es an den Trident-Raketen, seiner eigenen nuklearen Verteidigung, fest. Und so frage ich mich auch heute noch manchmal: "Wie nah ist das Ende?"

Einige mögen nun sagen: Sehr nah! Am 8. März 2016 ist Schluss.

Asteroid 2013 TX68: Zu nahe, um sich bequem zurückzulehnen?

Asteroiden fliegen wohl recht oft an der Erde vorbei - aber vielleicht doch nicht ganz so knapp wie diesmal. Die NASA schätzt, dass der Asteroid 2013 TX68 mit einer Entfernung von fünf Millionen Kilometern an der Erde vorbeirauschen wird. Das ist dreizehn Mal so weit entfernt wie der Mond.

Es wäre auch möglich, dass der Asteroid der Erde näher kommt, aber sicher nicht näher als 24.000 Kilometer, so die NASA Experten. Das wäre dann schon deutlich näher: Etwa dort, wo sich auch geostationäre Satelliten tummeln.

Unterm Strich steht jedoch fest, dass die NASA zumindest für das bevorstehende Jahrhundert ausgeschlossen hat, dass der Asteroid auf die Erde einschlagen könnte.

Warum soll ich mir dann Sorgen machen?

Asteroiden haben schon früher Leben auf der Erde ausgelöscht. Und sie fliegen regelmäßig an uns vorbei, so wie auch viele andere Himmelskörper. Einige werden zu Meteoriten - und schlagen auf der Erde ein.

Dashboard Kamera filmt Meteoriten-Einschlag (Foto: picture alliance).
Meteorit über Tscheljabinsk im Februar 2013Bild: picture-alliance/dpah

Asteroiden sind Kugeln aus Eis und Gestein, die irgendwo aus dem Kuipergürtel am äußeren Rande unseres Sonnensystems, hinter Mars und Jupiter, zu uns gelangen, und sich immer enger der Sonne annähern. Etwa einmal im Jahr kommt es vor, dass ein Asteroid von der Größe eines Autos in die Erdatmosphäre eintritt und verglüht - bevor er auf den Boden aufschlagen kann.

Der Asteroid 2013 TX68 misst allerdings zwischen 23 und 52 Meter im Durchmesse. Damit gilt er trotzdem noch als relativ klein.

In dieser Woche fliegt außerdem noch ein Objekt an uns vorbei: 2007 DM41 wird sogar auf einen Durchmesser von 120 Metern geschätzt. Und am 9. März kommt auch noch 2001 PL9 - mit einem Durchmesser von zwischen 770 Metern und 1,7 Kilometern. Aber der bleibt auf Distanz: Die nächste Annäherung ist immer noch 77,6-mal so weit wie der Mond.

Dennoch bleiben Asteroiden eine Bedrohung. Der Meteorit, der das Aussterben der Dinosaurier bewirkt hat, hatte vermutlich einen Durchmesser von zehn Kilometern. Er hat wahrscheinlich beim Eintritt in die Atmosphäre einen globalen Feuersturm ausgelöst.

Dann erlebte die Erde durch den ganzen Staub, den er aufwirbelte, eine massive Abkühlung; möglicherweise gefolgt von einer Überhitzung. Nur anpassungsfähige Lebewesen konnten das verkraften.

In jüngster Geschichte traf ein Asteroid 1908 die Erde und verursachte massive Zerstörungen in Sibirien. Und 1989 flog einer ganz dicht an der Erde vorbei. Er verfehlte uns nur knapp.

Wie groß ist die Wahrscheinlichkeit?

Das ist schwer zu sagen. Aber für alle, die etwas Unterhaltung lieben, empfiehlt es, sich "Stephen Petranek's 2002 TED Talk" anzuschauen. Darin beschäftigt er sich mit "10 Arten, wie die Erde untergehen könnte". Asteroiden stehen für ihn ganz oben auf der Liste. Er zitiert eine Studie von Clark Chapman, vom Southwest Research Institute (San Antonio, Texas, USA), der errechnet hat, dass die Wahrscheinlichkeit, von einem großen Asteroiden getroffen zu werden, bei 1:20.000 liegt. Das entspricht der Wahrscheinlichkeit, bei einem Flugzeugabsturz zu sterben.

Petraneks weitere Top Ten-Gefahren sind:

10. Wir verlieren die Lust am Leben

9. Eine Invasion von Außerirdischen

8. Unser Ökosystem kollabiert

7. Ein Fehler in einem Teilchenbeschleuniger

6. Ein Unfall mit Biopestiziden

5. Das Erdmagnetfeld kehrt sich um

4. Gigantische Sonnenstürme

3. Eine globale Epidemie

2. Ein schwarzes Loch gerät außer Kontrolle

Einige dieser Bedrohungen klingen ernster als Asteroiden...

Wahrscheinlich gibt es noch andere Möglichkeiten, die Petranek - bewusst - ausgelassen hat. Zum Beispiel die Gefahr eines Super-Vulkans, der eine allmächtige Aschewolke über den Planeten ergießt und damit dasselbe auslöst, was auch den Dinosauriern wiederfahren ist.

Ansteckung, Pandemie und Inferno

Außerdem haben die letzten Jahre uns nur zu gut gezeigt, dass ein außer Kontrolle geratener Erreger wie Ebola eine viel größere Gefahr darstellt als ein Angriff von Terroristen mit biologischen Waffen. Obwohl wir seit Jahrzehnten von Ebola wussten, hatten wir keine Verteidigung dagegen. Liegt das an unserer Apathie, der mangelnden kommerziellen Anreize oder an unserer Inkompetenz?

NeilGardner‏ (@outsider63) antwortete auf unsere Twitter-Umfrage mit dem folgenden Kommentar:

"@dw_scitech Ihr habt vergessen meine Lieblingsantwort zu dem Auswahloptionen hinzuzunehmen: Dummheit ist die größte Gefahr für die menschliche Zivilisation."

Neil - vielleicht hast Du recht.

Und was ist mit künstlicher Intelligenz (AI)?

Nach dieser Vorstellung übernehmen Roboter die Erde und töten alle Menschen. Sollten wir uns davor fürchten?

Ein Roboter auf der Hannover Messe 2015 (Foto: DW).
Roboter: Freund oder Feind?Bild: DW/Z. Abbany

In Verbindung mit dem mooreschen Gesetz, das besagt, dass sich die Leistung von Computern exponentiell vergrößern würde, und mit Raymond Kurzweils Überlegungen über eine "technologische Singularität" - einen Zeitpunkt in der Entwicklungsgeschichte, bei der wir Menschen unseren eigenen Fortschritt nicht mehr begreifen können - haben wir uns in so eine Lage manövriert - oder nicht?

Einige sagen, die Singularität hat schon begonnen, ihr Gesicht zu zeigen. Später in dieser Woche werden wir sehen, wie stark künstliche Intelligenz ist, wenn der Computer AlphaGo gegen den Menschen Lee Sedol antritt. Wer wird wen im Go-Brettspiel schlagen? Viele vermuten: Der Roboter siegt.

Seit Jahrzehnten bedient sich Science Fiction im Fundus der künstlichen Intelligenz - zum Beipiel in Romanen wie "The Shockwave Rider" von John Brunner, William Gibsons "Neuromancer", oder Filmen wie Alex Garlands "Ex Machina". Die Bilder sind so real, dass einem angst und bange werden kann.

Es kann sein, dass diese Furcht nur eine Fiktion unserer Vorstellung ist - so wie die fiktiven Werke. Und trotz der Massen wissenschaftlicher Studien über das Thema: Wer kann wirklich sagen, ob die Roboter irgendwann die macht ergreifen und uns Menschen töten werden? Letzten Endes sind doch wir Menschen diejenigen, die diese Entwicklung vorantreiben? Wenn wir uns davor so fürchten, warum stoppen wir sie nicht?

Gleichzeitig entwickeln wir die Fähigkeit, unsere Hirne zu benutzen, um Roboter zu steuern. Also eher als dass die Roboter zu unserem Aussterben beitragen, scheinen wir mit ihnen zu verschmelzen. Auch das wäre ziemlich abgedreht - oder nicht?