Niederländische Reporterin in Türkei vor Gericht
8. April 2015Die Hoffnung auf einen Freispruch ist groß. Zu Beginn des Prozesses gegen die niederländische Journalistin Frederike Geerdink wegen angeblicher Verbreitung von kurdischer Terrorpropaganda hat die Staatsanwaltschaft selbst auf Freispruch plädiert. Das schrieb Geerdink aus dem Gerichtssaal im südostanatolischen Diyarbakir auf dem Kurznachrichtendienst Twitter. Der Vorsitzende Richter sei nicht bei der Verhandlung gewesen und der anwesende Richter nicht befugt "mich freizusprechen", twitterte sie nach der Verhandlung. Laut Geerdink soll das Urteil am Montag verkündet werden.
Internationale Proteste
Zuvor hatte ihr die Anklage vorgeworfen, Propaganda für die verbotene Arbeiterpartei Kurdistans (PKK) betrieben zu haben. Die Niederländerin, die in Diyarbakir arbeitet, war im Januar von der dortigen Anti-Terror-Polizei vorübergehend festgenommen und verhört worden. Sie soll PKK-freundliche Botschaften und Embleme der Kurdenrebellen wie deren Fahne über soziale Netzwerke verbreitet haben. Die Festnahme der Journalistin löste internationale Proteste aus.
Geerdinks Anwalt Ramazan Demir forderte einen Freispruch. Er sagte der Deutschen Presse-Agentur: "Sie hat niemanden dazu ermutigt, sich der PKK anzuschließen." Sie habe lediglich offen über den Konflikt berichtet. Geerdink ist nach eigenen Angaben die einzige ausländische Journalistin, die in Diyarbakir lebt.
Journalisten unter Druck
Kritiker werfen der islamisch-konservativen Regierung in Ankara vor, Journalisten unter Druck zu setzen und die Pressefreiheit immer weiter einzuschränken. Nach einer Zählung des Komitees zum Schutz von Journalisten (CPJ) in New York waren 2012 und 2013 in der Türkei mehr Journalisten inhaftiert als in jedem anderen Land der Welt. Ausländische Reporter werden jedoch nur relativ selten von den Behörden bedrängt.
cr/pg (afp, dpa)