Nigeria: Wasserstraßen als umweltfreundliche Transportlösung
Die nigerianische Wirtschaftsmetropole Lagos, die von Lagunen und dem Atlantischen Ozean umgeben ist, will Wasserwege stärker als Alternative zu den überfüllten Straßen der Stadt nutzen. Ein echter Gewinn für die Umwelt.
Mehr Zeit für Berufspendler
Was früher oft eine dreistündige Albtraumfahrt zur Arbeit war, ist heute mitunter schon ein schneller Sprint, bei dem man mit dem Boot über das Wasser der Lagune von Lagos gleitet. Die Metropole ist mit rund 16 Millionen Einwohnern die größte Stadt des Landes. Die halbstündige Fahrt mit dem Boot vom Festland zum Geschäftsviertel auf der Insel Lagos hat das Leben vieler Berufspendler verändert.
Schlange stehen am Ticketschalter
Am Morgen ist meist ein großer Andrang am Ikorodu Fährterminal. Während die meisten Lagosianer und Lagosianerinnen auf dem Festland leben, befinden sich viele Büros und Arbeitsplätze auf den Inseln Victory Island, Ikoyi, Lagos Island und Lekki, die durch eine Reihe von Brücken miteinander verbunden sind. Das bedeutet, dass der reguläre Straßenverkehr zu den Inseln sehr belastend sein kann.
Das normale Verkehrschaos
Schlechte Straßen und Überschwemmungen während der Regenzeit sowie die chaotischen Flotten von Minibussen, die die Straßen verstopfen, verschlimmern die Schwierigkeiten noch. Auch neu in Betrieb genommene Bahnlinien sollen helfen, den Autoverkehr zu reduzieren und das Verkehrschaos zu verringern.
Umweltfreundliche Transportlösung
Doch bald könnten noch mehr Pendler mit dem Boot unterwegs sein, denn es gibt Pläne für einen massiven Ausbau des Wasserstraßenverkehrs. Das von der französischen Entwicklungsagentur Agence Française de Développement (AFD) und der EU mit rund 410 Millionen Euro geförderte Programm "Omi Eko" soll den Autoverkehr zu reduzieren und mit elektrisch betriebenen Fähren den Kohlendioxidausstoß verringern.
Das Ikorodu Fährterminal verbindet die Stadt
Die Regierung des Bundesstaates hat bereits ehrgeizige Pläne für ein besseres öffentliches Verkehrssystem angekündigt. Lagos ist eine der bevölkerungsreichsten Städte der Welt und wächst stetig. Für die französische Entwicklungsagentur AFD waren Binnenwasserstraßen eine klare Lösung für das überlastete Straßennetz von Lagos und eine Möglichkeit, Punkte in der Stadt miteinander zu verbinden.
Herausfordernde Zeiten
Am Fährterminal warten die Passagiere auf das nächste Boot. Für viele ist der Alltag in der Hafenstadt herausfordernd. Nigeria befindet sich in einer schweren Wirtschaftskrise, die vor allem durch steigende Lebensmittel- und Treibstoffpreise sowie hohe Inflation gekennzeichnet ist.
"Safety first"
Der Verkehr und seine Kosten sind ein großes Problem für die Einwohner von Lagos, doch sie haben sich bereits angepasst. Einige fahren weniger Auto oder benutzen mehr öffentliche Verkehrsmittel. An Bord der Boote geht es nur mit einer Sicherheitsweste.
Nachhaltige Lösung gegen überfüllte Straßen
Mit Wasser auf allen Seiten ist der Bootstransport eine offensichtliche Lösung. "Wir haben die Wasserstraßen als potenzielles Juwel in der Krone betrachtet, um sicherzustellen, dass wir den Verkehr, den wir auf den Straßen sehen, bewältigen können", sagte der Generaldirektor der Lagos State Waterways Authority, Oluwadamilola Emmanuel, gegenüber der französischen Nachrichtenagentur AFP.
Zahl der Schiffspassagiere soll ansteigen
In den nächsten drei Jahren sollen im Rahmen des Projekts 15 Fährrouten mit mehr als 75 Elektroschiffen eingerichtet sowie das Anlegesystem modernisiert werden. Um das schwache Stromnetz der Stadt nicht zu überlasten, werden Solaranlagen und Generatoren für komprimiertes Erdgas die Schiffe an den Anlegestellen aufladen.