Nigeria: „Klare Hinweise auf einen militärischen Eingriff“
18. März 2015In einem Interview der Deutschen Welle sprach Soyinka in diesem Zusammenhang von „klaren Hinweisen auf einen militärischen Eingriff“.
Der 80-jährige Schriftsteller, der sich seit mehr als 50 Jahren in Afrika politisch engagiert, sagte der DW: „Ehemalige Militärs und hochrangige Sicherheitsbeamte wollen die Unruhen im Land nutzen, um eine Übergangsregierung zu bilden. Daran wollen sich auch politische Führungspersönlichkeiten beteiligen, um den Eindruck ziviler Strukturen zu vermitteln. Doch im Grunde ist das ein militärischer Eingriff.“ Die Präsidentenwahl war um sechs Wochen verschoben worden. In dem wirtschaftlich stärksten Land Afrikas zeichnet sich ein Kopf-an-Kopf-Rennen zwischen dem christlichen Amtsinhaber Goodluck Jonathan und seinem muslimischen Herausforderer Muhammadu Buhari ab.
Soyinka sieht sein Heimatland „auf bestem Weg zu einem gescheiterten Staat“. Mit Blick auf die mehr als 200 vor einem Jahr von der Terrorgruppe Boko Haram im Nordosten Nigerias entführten Schülerinnen äußerte er kaum Hoffnung, dass „die Mehrheit von ihnen jemals gefunden wird“. Trotz der militärischen Erfolge, die Truppen aus Nigerias Nachbarstaaten Kamerun, Niger und Tschad derzeit gegen Boko Haram erzielten, glaubt Soyinka an keinen schnellen Erfolg gegen die Terroristen: „Es wird mindestens eine Generation brauchen, bis wir dieses Phänomen besiegt haben, denn die Regierung hat versäumt, früh genug Maßnahmen gegen die Terroristen zu ergreifen. Das ist das größte Problem, das ich mit der Regierung habe.“
Kritik übte Soyinka am zunehmend aggressiv geführten Wahlkampf in Nigeria. Erst kürzlich habe die Präsidentengattin Patience Jonathan Anhänger ihres Ehemanns dazu aufgerufen, Menschen zu steinigen, die Veränderung forderten. Dies wurde von politischen Beobachtern als Aufruf zur Gewalt gegen die größte Oppositionspartei APC (All Progressives Congress) bewertet, die in ihrem Wahlkampfslogan für Veränderung wirbt. Gegenüber der DW sagte Soyinka, er unterstütze zwar nicht die Forderung der Opposition, den Fall vor den Internationalen Strafgerichtshof zu bringen, fordere aber eine „Disziplinierung“ der Präsidentengattin: „Was sie gesagt hat, ist absolut inakzeptabel. Ich betrachte sie nicht mehr als First Lady Nigerias“, so der Nobelpreisträger.
18. März 2015
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