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Politik

Nigerias Bischöfe sind wütend

Katrin Gänsler
23. Mai 2018

Seit der Ermordung von zwei Priestern während einer Frühmesse übt die katholische Kirche schwere Kritik an der nigerianischen Regierung. Mit einem landesweiten Protest zeigen Vertreter ihren Unmut.

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Nigeria Makurdi Gottesdienst
Bild: DW/K. Gänsler

Felicia Tabo schiebt sich langsam durch die Menschenmenge. "Ich bin extra aus Abuja gekommen, um zu sehen, was hier passiert", sagt die Frau und versucht, dichter in Richtung Altar zu kommen. Fünf Stunden ist sie unterwegs gewesen, um im Landkreis Gwer, der im Bundesstaat Benue liegt, an der Trauerfeier für zwei ermordete Priester und 17 weitere Gemeindemitglieder teilzunehmen. Die weißen Särge stehen in unmittelbarer Nähe des Altars. Jeder, der hier ankommt, sieht sie. "Nach der Frühmesse haben sie davon erzählt. Ich wäre fast ohnmächtig geworden. So etwas hört man aus anderen Ländern. Aber jetzt passiert es in Nigeria", erinnert sie sich. Auch Wochen später sei sie noch immer geschockt.

So geht es zehntausenden Menschen, die am Dienstag in Nigeria dem Aufruf der katholischen Bischofskonferenz gefolgt sind. Neben Gottesdiensten im ganzen Land hat es mehrere Protestmärsche gegeben. Die mit Abstand größte Veranstaltung ist eine knappe Autostunde von der Provinzhauptstadt Makurdi entfernt. Gedacht wird hier jenen, die am 24. April während eines Gottesdienstes im Dorf Mbalom erschossen wurden. Neben zahlreichen Bischöfen sind auch Gouverneur Samuel Ortom und Vizepräsident Yemi Osinbajo unter den Besuchern.

Nigeria Makurdi Bischof Wilfried Chikpa Anagbe
Wilfried Chikpa Anagbe, Bischof der Diözese MakurdiBild: DW/K. Gänsler

"Wo sollen wir noch sicher sein?"

Der muss sich immer wieder anhören, wie schlecht sich viele Nigerianer von der Regierung geschützt fühlen. "Wenn wir nicht einmal mehr an den Orten, an denen wir beten, sicher sind, wo sollen wir dann noch sicher sein", fragt etwa Kardinal John Onaiyekan, Erzbischof von Abuja, in seiner Predigt. Anders als Osinbajo erhält er viel Zuspruch.

Mit der Veranstaltung drückt die katholische Kirche so deutlich wie nie zuvor ihre Unzufriedenheit mit der Regierung um Präsident Muhammadu Buhari aus. Zu spüren ist sie besonders bei Wilfried Chikpa Anagbe, Bischof der Diözese Makurdi, in der die Priester ermordet wurden. "Präsident Buhari soll endlich Verantwortung übernehmen. Er ist Präsident aller Nigerianer und nicht bloß für eine bestimmte Gruppe."

Buhari verliert an Unterstützung

Damit versagt eine durchaus einflussreiche Gruppe dem Staatsoberhaupt die Unterstützung. Zwar lässt es sich nicht genau sagen, wie viele Mitglieder die Kirche im Vergleich zu den ständig wachsenden Freikirchen hat. Einige der Bischöfe gelten aber als Autorität und werden von Christen wie Muslimen gleichermaßen respektiert. "Als Buhari gewählt wurde, haben wir seinem Kampf gegen Korruption und Disziplinlosigkeit zugestimmt. Wir haben ihn sehr unterstützt", beschreibt Bischof Anagbe den Kontakt. Seit dessen Amtsantritt 2015 fanden regelmäßig Treffen statt. Doch bereits Anfang Februar forderte die Bischofskonferenz ihn zum Handeln auf. Nach dem Tod der Priester wurden sogar Rücktrittsforderungen laut. "Es muss etwas geschehen und zwar sofort."

Damit meint Anagbe die Krise, die bisher als Ressourcenkonflikt zwischen Farmern und Viehhirten - sie gehören der ethnischen Gruppe der Fulani an - bezeichnet wurde. Dass es längst nicht mehr nur um Weideflächen gehe, würde der Priestermord zeigen. "Wir wollen wissen, wer dahinter steckt. Ein einfacher Viehhirte kann sich kaum Waffen leisten."

Nigeria Makurdi Plakate ermordeter Priester
In Makurdi erinnern Plakate an die ermordeten PriesterBild: DW/K. Gänsler

An den Pranger gestellt

Zustimmung findet die Kirche mit ihren deutlichen Worten aber längst nicht überall. Vertreter der Fulani fühlen sich stigmatisiert, auch weil immer wieder der Begriff Fulani-Terroristen fällt. Auch Shetima Mohammed, Generalsekretär der Viehhalter-Organisation Miyetti Allah im Bundesstaat Benue, gehört dazu. "Niemand, der Vieh besitzt, will eine Krise haben", sagt er. "Er ist der erste Verlierer, wird keinen Frieden finden und nicht zur Ruhe kommen".

Das könnte nun auch dem Bundesstaat Benue bevorstehen, befürchtet Mohammed. Die Trauerfeier betrachtet er mit gemischten Gefühlen. "Schon früher hat es nach großen Begräbnissen neue Unruhen gegeben. Der Hass wird größer. In sozialen Medien tauchen Bilder auf und dann heißt es: Schaut, wie diese Menschen von Viehhirten ermordet wurden." Unter der Krise würden die Fulani genau so leiden. "Viele wurden obdachlos. Aber über sie spricht niemand."