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Nordkorea kappt die letzte Verbindung

3. April 2013

Das kommunistische Nordkorea heizt den Konflikt mit Südkorea und mit den USA weiter an. Das Regime untersagte Pendlern aus dem Süden den Zutritt zur gemeinsamen Sonderwirtschaftszone Kaesong.

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Südkoreanische Arbeiter, denen der Norden den Zutritt zum Industriepark Kaesong verwehrt hat (Foto: AFP/Getty Images)
Bild: Jung Yeon-Je/AFP/Getty Images

Damit kappte der Norden zugleich die letzte Verbindung zum Süden. (Das Artikelbild zeigt "ausgesperrte" südkoreanische Arbeiter). Der weitgehend von südkoreanischer Seite finanzierte Komplex Kaesong ist das einzige noch verbliebene Kooperationsprojekt zwischen beiden verfeindeten Ländern. Der nur einige Kilometer von der schwer bewachten Grenze entfernte Industriepark gilt als wichtiger Devisenbringer für das verarmte Nordkorea. Es spült Pjöngjang jährlich rund zwei Milliarden Dollar in die Kassen. Mehr als 50.000 niedrig entlohnte Nordkoreaner arbeiten in Kaesong. Es werden dort unter anderem Textilien und Bekleidung, Haushaltsgeräte sowie Autoteile hergestellt.

Südkoreaner, die sich zum Zeitpunkt der Schließung von Kaesong  dort aufhielten, können offenbar in den Süden zurückkehren. Nach offiziellen Angaben machten davon bis zum Mittwochabend (Ortszeit, 03.04.2013) aber nur 33 von mehr als 860 Südkoreanern Gebrauch. Unmittelbar nach der Schließungsankündigung durch den Norden hatte Südkoreas Verteidigungsminister Kim Kwang Jin mit militärischen Aktionen gedroht, falls seinen Landleuten in dem Industriepark Gefahr drohen sollte. Regierungsbeamte in Seoul stellten aber klar, dass Militäreinsätze nur die "allerletzte Option" seien.

Nordkorea schottet Wirtschaftszone ab

Die Abriegelung von Kaesong reiht sich ein in eine ganze Reihe von Provokationen und Drohungen, mit den die Kommunisten in Pjöngjang seit Tagen auf amerikanisch-südkoreanische Militärmanöver und auf die Entscheidung des UN-Sicherheitsrates reagieren, die Sanktionen gegen Nordkorea wegen des Atomwaffentests vom Februar zu verschärfen. Jung-Diktator Kim Jong Un ließ den USA mit einem Atomschlag drohen, erklärte, sein Land sei im Kriegszustand mit Südkorea und kündigte die Wiederinbetriebnahme des Atomreaktors Yongbyon an.

Nordkoreas Machthaber Kim Jong Un (Foto: Reuters)
Droht und provoziert: Nordkoreas Machthaber Kim Jong UnBild: Reuters

Die USA stärkten ihrem südkoreanischen Verbündeten demonstrativ den Rücken. Außenminister John Kerry sagte nach einem Gespräch mit seinem südkoreanischen Amtskollegen Yun Byung Se in Washington, die USA seien bereit, "sich selbst und Südkorea" zu verteidigen. Die nordkoreanische Kriegsrhetorik sei provokativ und gefährlich. In den vergangenen Tagen hatten die USA hochmoderne Kampfflugzeuge und Kriegsschiffe nach Südkorea beordert.

Bundesaußenminister Guido Westerwelle bekräftigte angesichts der angespannte Lage die "Solidarität der Bundesrepublik mit Südkorea". In einem Telefonat mit seinem südkoreanischen Kollegen Yun Byung Se bezeichnete er außerdem die Ankündigung der Wiederinbetriebnahme des Reaktors Yongbyon und die Schließung der Sonderwirtschaftszone Kaesong als unannehmbar. Westerwelle sprach von "fortgesetzten Drohungen Nordkoreas" und verurteilte Pjöngjangs "scharfe Eskalation der Worte" sowie jüngsten "eskalatorischen Schritte". Zugleich würdigte er die "bisherige balancierte und verantwortungsvolle Reaktion Südkoreas". Besonnenheit sei das Gebot der Stunde, "um in dieser schwierigen Lage auf eine Deeskalation hinzuwirken", betonte der deutsche Außenminister. Gleichzeitig appellierte die Bundesregierung an China, Nordkorea zur Zurückhaltung zu bewegen. "Wir erwarten insbesondere von China als Nachbar und wichtigster Verbündeter, dass es diese Rolle sehr verantwortungsvoll und mäßigend spielt", sagte der Sprecher des Auswärtigen Amtes, Andreas Peschke, in Berlin. Die Volksrepublik hat mehrmals ihr Unbehagen über das nordkoreanische Vorgehen ausgedrückt und alle Seiten zur Zurückhaltung aufgerufen.

wl/re (dpa, afp, rtr)