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Atomtests in Serie

18. Oktober 2006

Nordkorea plant ungeachtet internationaler Sanktionen einem Medienbericht zufolge eine ganze Serie unterirdischer Atomwaffentests. Unterdessen besucht US-Außenminister Rice Japan, Südkorea und China.

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Ehemalige südkoreanische Agenten in nordkoreanischen Armeeuniformen demonstrieren in Seoul vor einer Kim-Jong-Il-Karikatur gegen Nordkorea
Ehemalige südkoreanische Agenten demonstrieren in Seoul gegen NordkoreaBild: AP

Die nordkoreanische Führung hat China nach Informationen des US-Senders NBC News über ihre Absicht informiert, weitere unterirdische Atomwaffentests vorzunehmen. Wie NBC News unter Berufung auf nicht genannte US-Regierungsvertreter weiter berichtete, wurden dabei keine konkreten Daten genannt. Ein Mitarbeiter der US-Geheimdienste, der nicht namentlich genannt werden wollte, sagte der Nachrichtenagentur AFP, der nächste Atomwaffentest könne "ohne Vorwarnung" erfolgen. Es hatte sich zuvor bereits angedeutet, dass Nordkorea anscheinend zu einem weiteren Atomwaffentest entschlossen ist. Die USA und Russland warnten in scharfen Worten vor diesem Schritt.

Warnung vor einem Wettrüsten

Condoleezza Rice und Taro Aso sitzen sich scheu lächelnd auf Sesseln gegenüber
Condoleezza Rice und Taro Aso in TokioBild: AP

Zum Auftakt ihrer Reise nach Japan, Südkorea und China warnte Rice vor einem atomaren Wettrüsten in Ostasien. Deshalb sei es nach dem Atomtest in Nordkorea äußerst wichtig, die amerikanische Verteidigungsgarantie für Japan und Südkorea zu bekräftigen, sagte Rice auf ihrem Flug nach Tokio, wo sie am Mittwoch (18.10.) eintraf. In Washington wächst offenbar die Sorge, dass beide Staaten nun ein eigenes Atomwaffenprogramm entwickeln könnten.

Der japanische Außenminister Taro Aso erklärte am Mittwoch, dass seine Regierung an der bisherigen Position festhalte, keine Atomwaffen zu entwickeln, zu erwerben oder auf dem eigenen Territorium zu erlauben. Gleichzeitig sprach er sich vor einem Parlamentsausschuss in Tokio aber für eine offene Diskussion über eine eigene Nuklearoption aus. "Wenn ein Nachbarland Atomwaffen haben wird, kann man es nicht ablehnen, diese Frage in Erwägung zu ziehen", sagte Aso.

Druck auf Südkorea

Bei den Gesprächen von Rice in Tokio, Seoul und Peking soll es vor allem um die praktische Durchsetzung der vom UN-Sicherheitsrat beschlossenen Sanktionen gehen. Der Weltsicherheitsrat hatte unter anderem ein Handelsembargo für Waffen, Luxusgüter und alle Waren, die dem nordkoreanischen Atomwaffenprogramm dienen könnten, beschlossen. Die US-Außenministerin will ihre Reise mit einem Besuch in Moskau abschließen.

Die USA wollen Südkorea drängen, sich stärker in einem globalen Programm zu engagieren, das die Verbreitung von Massenvernichtungswaffen verhindern soll. Der Schwerpunkt des Besuchs von US-Außenministerin Condoleezza Rice an diesem Donnerstag (18.10) in Seoul werde auf einer gemeinsamen Strategie im Atomstreit mit Nordkorea liegen, sagte der US-Botschafter in Südkorea, Alexander Vershbow. Rice werde dabei auch über Washingtons Wunsch reden, dass Südkorea eine größere Rolle in der von den USA angeführten Proliferations-Sicherheitsinitiative (PSI) spielen solle, zitierte die südkoreanische Nachrichtenagentur Yonhap Vershbow am Mittwoch in Seoul.

Angst vor einer Provokation

Nach Angaben des südkoreanischen Sicherheitsberaters Song Min Soon erwägt Seoul bereits, seine Rolle bei PSI zu erweitern. Auf eine endgültige Position habe sich Südkorea aber noch nicht festgelegt, sagte Song laut Yonhap. Südkorea hatte sich bisher gesträubt, über den Beobachterstatus hinaus aktiv an PSI teilzunehmen. Seoul befürchtet, das Regime in Pjöngjang andernfalls zu provozieren. Südkorea würde sich verpflichten, möglicherweise die Inspektion verdächtiger nordkoreanischer Schiffe zu unterstützen. Die Gründung des vor allem gegen Nordkorea gerichteten PSI geht auf die Initiative von US-Präsident George W. Bush im Jahr 2003 zurück. Damals einigten sich zahlreiche Länder auf Strategien, um den Transport illegaler Waffen durch die Durchsuchung von Transportmitteln und die Beschlagnahme der Güter zu verhindern.

Am Dienstag hatte das nordkoreanische Außenministerium die Sanktionen erneut zurückgewiesen und mit einem bewaffneten Konflikt gedroht. Man werde notfalls auch nicht vor einem Krieg zurückschrecken, hieß es in einer Erklärung. Die UN- Resolution wegen des ersten Atomtests sei eine "Kriegserklärung"; jedes Land, das im Namen der UN-Entschließung die "Souveränität und das Existenzrecht" Nordkoreas bedrohe, müsse mit "gnadenlosen Schlägen" rechnen. (stu)