Nordkoreas Zweckehe mit China
28. Februar 2005Nachdem Nordkorea sich wegen seines Atomprogramms von den Sechs-Parteien-Gesprächen verabschiedet hatte, konnte der chinesische Vermittler Wang Jiarui das Land zu neuen Verhandlungen überreden. Diktator Kim Jong Il signalisierte schon Gesprächsbereitschaft. "China ist das einzige Land, von dem Nordkorea abhängig ist und dessen Stimme Gewicht hat", erklärt Hanns-Günther Hilpert von der Stiftung Wissenschaft und Politik.
Abgekühlte Freundschaft
China und Nordkorea haben eine spezielle Beziehung zueinander. Zwischen den beiden Staaten gilt noch immer ein Beistandspakt von 1961 - "das ist schon ein enges Verhältnis", sagt Hilpert. "Aber es hat sich in den 90ern etwas abgekühlt."
Dr. Hans-Joachim Schmidt von der Hessischen Stiftung für Friedens- und Konfliktforschung sieht zwischen China und Nordkorea mehr eine Art Arbeitsbeziehung: "Es war früher mehr eine Freundschaft, jetzt entwickelt es sich zu einem kritischen Zweckbündnis."
Erdöl für das Bollwerk
Denn China brauche Nordkorea als kommunistisches "Bollwerk gegen den Westen" - und das wirtschaftlich schwache Nordkorea könne Hilfe gut gebrauchen.
So entsteht eine ziemlich einseitige Beziehung: China unterstützt Nordkorea als sein wichtigster Handelspartner. Es liefere Erdöl und Nahrungsmittel, "zum Teil sogar unentgeltlich", sagt Hilpert. "Eine ganze Reihe Chinesen haben dort auch investiert, aber das sind Kleinbeträge." Nordkorea dagegen sei wirtschaftlich eher schwach - laut Schmidt ist der Waffenhandel die Haupt-Devisenquelle, neben dem Export von Fischprodukten und Textilien.
China will Nordkoreas Vorbild sein
Diese Abhängigkeit sehe man im Land des Diktators Kim Jong Il von zwei Seiten, beschreibt Schmidt: "Man möchte natürlich unabhängig bleiben. Aber man weiß auch, dass man eine gewisse Abhängigkeit von China akzeptieren muss."
Nordkorea nimmt zwar die Unterstützung an, macht China aber auch nicht alles nach - etwa, was die Öffnung der kommunistischen Wirtschaft angeht. "Das haben die Chinesen schon öfter vorgeschlagen", berichtet Hilpert, "aber das machen die Nordkoreaner nicht."
Wunder Punkt: Koreanische Flüchtlinge
Immerhin gebe es "vorsichtige Schritte". Und auch Schmidt sieht durchaus Versuche, Nordkorea zu Wirtschaftsreformen zu bewegen: "Die Nordkoreaner waren ja mehrfach in China, auch Kim Jong-Il. Da werden ihnen natürlich Musterbetriebe gezeigt. Nordkoreanische Bankexperten sind auch derzeit in China und lassen sich fortbilden."
Ein Streitpunkt zwischen den beiden Staaten seien die Flüchtlinge aus Nordkorea: Die würden von China meistens zurückgeschickt, schließlich bestehe ein Auslieferungsabkommen. Aber China wisse auch, dass die Flüchtlinge bei ihrer Rückkehr mit Misshandlungen rechnen müssten.
Reformen ja, abdanken nein
Das Regime in Nordkorea sei sich im Klaren darüber, dass an friedlichen Reformen kein Weg vorbeiführe, sagt Schmidt. Aber aufgeben wolle es seine Herrschaft nicht. Und dazwischenreden lässt es sich offenbar auch nicht, zumindest nicht in Sachen Atomwaffen.
Die sind ein verzwicktes Thema, weiß Hilpert: "Atomwaffen sind ja das Faustpfand für Nordkorea". Und das bringt China in die Zwickmühle, erklärt Schmidt: "Auf der einen Seite ist China daran interessiert, dass Nordkorea keine Atommacht wird. Aber es will auch verhindern, dass Südkorea und die USA mehr Einfluss gewinnen."
Notgedrungen sanfter Druck
Also übe das Land zwar Druck auf Nordkorea aus, aber ohne Sanktionen - "auch wenn die Hardliner in den USA das gerne gesehen hätten", sagt Schmidt. Als Nordkoreas wichtigster Unterstützer könne China jedoch zum Beispiel mit weiteren Energielieferungen locken.