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'Keine Subventionen'

Interview: Michael Knigge, Washington DC 18. November 2008

Die Wirtschaft braucht stabile Regeln, sagt AGCO-Vorstandschef Martin Richenhagen nach dem Finanzgipfel. Und wer wie manche Autobauer schlecht wirtschaftet, dürfe keine staatliche Hilfe bekommen.

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Der Finanzgipfel (Quelle: AP)
Der Finanzgipfel hat die Weltwirtschaft weitergebracht, sagt Martin RichenhagenBild: AP

DW-WORLD.DE: Die meisten Volkswirte bewerten den G-20-Gipfel als Erfolg. Was hat der Gipfel aus Sicht eines Vorstandschefs eines global agierenden Konzerns wie des Ihren gebracht?

Martin Richenhagen: Die Wirtschaft braucht stabile Regeln und eine stabile Situation und ich glaube, dass wir da weitergekommen sind hinsichtlich des Abgleichs der verschiedenen Maßnahmen zwischen den wichtigen Industrienationen.

Hat es den konkret irgendwelche Maßnahmen für Firmen gegeben, wo Sie sagen würden, die waren für uns wichtig?

Nein, in unserem Umfeld hat es keine Maßnahmen gegeben. Es hat aber auch nichts gegeben, wo ich sagen muss, das war aber entsetzlich, von daher war alles im grünen Bereich.

In den USA, aber auch in Europa leiden immer mehr Firmen, und nicht nur Banken, unter der Krise. Sind die Landwirtschaftsbranche und ihr Unternehmen ebenfalls betroffen und befürchten Sie, dass die Krise auf immer mehr Branchen der Realwirtschaft durchschlägt?

Wir sind weniger betroffen, das hängt damit zusammen, dass wir in kluger Voraussicht etwas weiser gewirtschaftet haben. Wir haben eine debt-to-equity-Rate von Null, das heißt also keine Bankschulden zurzeit. Wir haben einen sehr guten Cashflow und werden das Jahr abschließen mit 600 Millionen US-Dollar in Cash. Darüber hinaus haben wir zur Absatzfinanzierung für unsere Kunden bereits vor vielen Jahren eine Bank gegründet, AGCO Finance. Das machen wir zusammen mit einer holländischen Bank, der Rabobank, die übrigens eine der wenigen mit dem bestmöglichen Rating AAA ist, von daher geht es AGCO ganz spezifisch sehr gut.

Um auf den zweiten Teil Ihrer Frage einzugehen: Ich halte im Prinzip wenig davon, wenn man notleidende Unternehmen jetzt auf Kosten der Steuerzahler subventioniert, wie es jetzt zum Beispiel im Fall General Motors diskutiert wird, oder Opel ganz konkret in Deutschland. Da kann ich mir nur vorstellen, dass das eine kurzfristige Lösung ist, aber es hat immer inhärent die Gefahr der Wettbewerbsverzerrung in sich.

In den USA wie in Europa gibt es eine hitzige Debatte, ob der Staat Großkonzerne wie die von Ihnen erwähnten Autohersteller vor der Pleite retten soll, weil daran ja auch sehr viele Arbeitsplätze hängen, die für das Überleben der Wirtschaft zwar nicht unbedingt notwendig sind, aber eben sehr viele Menschen betroffen sind. Sie würden also sagen, dass der Staat auch konkret Unternehmen wie GM oder Opel in Deutschland Pleite gehen lassen sollte?

Ja, da bin ich fest davon überzeugt, dass das der richtige Weg wäre, weil es ja ganz einfach so ist, dass es andere gibt, die das Geschäft viel besser gemacht haben. Warum sollte man jetzt gerade die Schwachen, die schlecht gewirtschaftet haben, künstlich am Überleben halten? Das ist ja so ein ähnliches Phänomen wie das, was wir zum Beispiel jahrelang mit der Ruhrkohle hatten.

Was das Problem ist, ist natürlich, wenn viele Menschen betroffen sind, das Thema Arbeitslosigkeit. Aber da bin ich der Meinung, da ist man besser aufgestellt, wenn man konkrete Maßnahmen einleitet, als wenn man jetzt ein totes Unternehmen künstlich unter ein Sauerstoffzelt bettet.

Martin Richenhagen ist Vorstandschef des US-Landmaschinenherstellers AGCO und der einzige deutsche "Chief Executive Officer" (CEO) eines amerikanischen Fortune-500-Unternehmens.