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"NSU"-Attentat als Bühnenstoff

Sabine Oelze9. Juni 2014

Am 9. Juni 2004 detonierte eine Nagelbombe in Köln. Die Terrorzelle "NSU" jagte sie höchstwahrscheinlich in die Luft und verletzte 22 Menschen. Nun bringen Theatermacher den Stoff auf die Bühne.

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NSU Theaterstück Der weiße Wolf, Foto: Birgit Hupfeld/dpa
Bild: picture-alliance/dpa

Die Keupstraße hat über Köln hinaus traurige Berühmtheit erlangt. Aber es sind nicht nur die körperlichen Verletzungen und die Sachschäden, die den Bewohnern des Kölner Stadtviertels Mühlheim bis heute zu schaffen machen. Es ist auch die Tatsache, dass die Ermittlungen der Polizei jahrelang in die falsche Richtung liefen. Die Bombe, die am 9. Juni 2004 auf dem Gepäckträger eines Fahrrads montiert worden war, sollte nämlich von den Bewohnern selbst gezündet worden sein. Erst im November 2011 konnte der Anschlag der rechtsterroristischen Gruppe "Nationalsozialistischer Untergrund" (NSU) zugeordnet werden.

Pannen nach NSU-Anschlag

Bis dahin gab es Vermutungen, dass es sich um einen Racheakt, einen Streit im Rotlichtmilieu oder um Schutzgelderpressungen bzw. einen Anschlag der PKK, der Arbeiterpartei Kurdistans, handeln könnte. Einen terroristischen Hintergrund schloss der damalige Bundesinnenminister Otto Schily sogar explizit aus. Rechtsextremistische Motive, wie sie sich erst im November 2011 beweisen ließen, wurden als bloße Spekulation seitens der türkischen Bevölkerung abgetan. Das stellte sich als ein fataler Irrtum heraus. Eine DVD wurde im November 2011 in Zwickau sicher gestellt. Darin bekannten sich die Täter zu ihrem Attentat.

Kunst und Kulturfest auf der Keupstrasse, Foto: Tuncay Yildirim / DW
Zehn Jahre nach dem Attentat feiern die Bewohner ein Fest des ZusammenhaltsBild: DW/T.Yildirim

NSU-Attentat als Schauspiel

In ganz Deutschland arbeiten sich Theaterbühnen derzeit am Nationalsozialistischen Untergrund ab. In Frankfurt wurde "Der weiße Wolf" uraufgeführt. In Karlsruhe fand Ende März die Uraufführung von "Rechtsmaterial" statt , einem NSU-Projekt von Jan-Christoph Gockel und Konstantin Küspert. Im April kam in München Christine Umpfenbachs Stück "Urteile" heraus. Im Juni folgte in Köln "Die Lücke" von Nuran David Calis. Auch die Literatur-Nobelpreisträgerin Elfriede Jelinek schreibt ein Bühnenstück über den NSU-Prozess. Die Münchner Kammerspiele eröffnen ihre kommende Spielzeit nach der Sommerpause mit der Uraufführung des Werkes, das den Titel "Das Schweigende Mädchen" trägt. Handlungsort ist ein Gerichtssaal.