Obama beginnt Nahost-Mission
4. Juni 2009Obama, der ein neues Kapitel in den Beziehungen Amerikas zur islamischen Welt aufschlagen möchte, wurde am Mittwoch (03.06.2009) in Riad vom saudischen König Abdullah begrüßt. Er empfing den US-Präsidenten auf einem Gut außerhalb der saudi-arabischen Hauptstadt Riad zu einem Vier-Augen-Gespräch. In dessen Verlauf verlieh der Monarch Obama einen goldenen Orden und sicherte dem US-Präsidenten seine Unterstützung zu. US-Verteidigungsminister Robert Gates hatte Saudi-Arabien schon bei einem Besuch im Mai um Hilfe beim Vorgehen gegen die Islamisten in Afghanistan gebeten. Das Königreich habe großen Einfluss in der Region und langjährige Beziehungen zu Pakistan, erklärte Gates damals. Riad könnte nach Einschätzung von Experten eine wichtige Rolle in einem Versöhnungsprozess spielen und helfen, den Fluss von Finanzmitteln an die Extremisten zu unterbinden.
Auf der Tagesordnung seiner Gespräche in Saudi-Arabien und Ägypten steht neben der Lage in Afghanistan und Pakistan auch der Nahost-Konflikt. Höhepunkt der vierten Auslandsreise Obamas seit seinem Amtsantritt soll die "Rede an die islamische Welt" sein, die er am Donnerstag in Kairo halten wird. Im Anschluss wird der US-Präsident nach Deutschland weiterreisen. Obama betonte in Riad das "strategische Verhältnis" und "die lange Geschichte der Freundschaft zwischen den USA und Saudi-Arabien". Er würdigte den König als "weise und gütig". Nahost-Experten in Washington meinten, dass die von Obama erwartete neue Initiative zu einem Nahost-Frieden den Friedensplan Abdullahs aus dem Jahr 2002 zum Kern haben könnte. Dem Plan nach bietet die arabische Welt Israel einen Frieden und die volle Anerkennung an, falls sich Israel aus allen 1967 besetzten Gebieten zurückzieht.
Neue Botschaft von Osama bin Laden
Das nach wie vor brisante Verhältnis der USA zu Teilen der muslimischen Welt wurde durch eine neue Botschaft von Osama bin Laden deutlich. Noch während der US-Präsident von Washington nach Riad flog, tauchte auf Islamisten-Websites eine Audio-Botschaft von El-Kaida-Vize Eiman al-Sawahiri auf. Darin beschimpfte er Obama als "Verbrecher", der mit der Führung des "Folterstaates" Ägypten unter einer Decke stecke.
Wenige Stunden später wurde dann auch noch eine Botschaft veröffentlicht, die El-Kaida-Chef Osama bin Laden zugeschrieben wird. Darin wirft er dem US-Präsidenten vor, er verfolge die gleiche verfehlte Politik wie sein Vorgänger George W. Bush. Obama habe den Hass auf die USA geschürt. Der Druck aus Washington habe die pakistanischen Streitkräfte zu einem Feldzug "des Tötens, des Kämpfens, der Bombardierungen und der Zerstörung" im Swat-Tal geführt, heißt es in der vom Fernsehsender Al Dschasira in Auszügen gesendeten Botschaft. Durch die Offensive gegen die Taliban seien Millionen Muslime aus der nordwestpakistanischen Region in die Flucht getrieben worden.
Herzlicher Empfang für Obama
Der betagte König von Saudi-Arabien ließ es sich trotz Temperaturen um die 40 Grad nicht nehmen, Obama am Flughafen von Riad vor der Präsidentenmaschine Air Force One zu empfangen. Ihr anschließendes Gespräch drehte sich nach saudischen Angaben unter anderem um den Nahostkonflikt, das iranische Atomprogramm und die jüngste Achterbahnfahrt der Ölpreise. Die meisten saudischen Zeitungen titelten am Mittwoch: "Herzlich Willkommen, Herr Präsident!" Die Kommentatoren drückten fast einhellig ihre Hoffnung aus, dass Obama die "Fehler" und das von seinem Amtsvorgänger Geroge W. Bush "angerichtete Unheil" korrigieren werde.
Obamas Rede an die Muslime an der Kairo-Universität soll "einen Dialog" initiieren, der die "großen Missverständnisse" zwischen dem Westen und der islamischen Welt beseitige, hatte Obama zuvor in einem Interview der BBC gesagt. Erwartet werden in seiner weltweit übertragenen Rede eine deutliche Absage an den Gedanken, es könnte einen "Kampf der Kulturen" geben, sowie eine deutliche Distanzierung von der israelischen Siedlungspolitik. Vor der Ansprache wird Obama mit dem ägyptischen Präsidenten Husni Mubarak zusammenkommen, der allerdings nach inoffiziellen Angaben der Rede nicht beiwohnen wird. Ägyptische Beobachter vermuten, dass der Präsident nicht im gleichen Saal sitzen will, da zu der Rede von der US-Botschaft auch Oppositionelle und Vertreter von Menschenrechtsorganisationen eingeladen worden waren.(fg/dpa/AP)