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"Der Schatten des Rassismus"

7. März 2015

US-Präsident Obama hat den immer noch bestehenden Rassismus in den USA angeprangert. Bei der Gedenkfeier zum 50. Jahrestag des "Blutigen Sonntags" verwies er aber auch auf Fortschritte für die Bürgerrechte.

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US-Präsident Barak Obama spricht in Selma am 50. Jahrestag des "Blutigen Sonntag" von 1965"
Bild: Reuters/Jonathan Ernst

Noch sei der Kampf für Bürgerrechte und gegen Rassismus in den USA nicht ausgefochten, sagte Barack Obama in Selma. Die immer wiederkehrende Behauptung, der Rassismus in den Vereinigten Staaten sei komplett verschwunden, sei schlicht nicht wahr, betonte der Präsident.

Seine Rede hielt der Obama vor der Edmund Pettus-Brücke in Selma, im Bundesstaat Alabama. Genau dort hatte die Polizei am 7. März 1965 einen Protestmarsch gegen die Diskriminierung der schwarzen Bevölkerung mit Schlagstöcken und Tränengas brutal gestoppt.

Scharfe Kritik an Zuständen in Ferguson

In der leidenschaftlichen Rede ging der erste farbige Präsident in der US-Geschichte auch auf die jüngsten Vorwürfe polizeilicher Diskriminierungen und exzessiver Gewalt gegen Schwarze ein, so in Ferguson. Man brauche nicht den jüngsten kritischen Bericht des Justizministeriums über die Zustände in Ferguson zu lesen, um zu wissen, "dass die rassistische Geschichte dieser Nation weiter einen langen Schatten wirft", sagte Obama.

An der zentralen Gedenkveranstaltung zum 50. Jahrestag des "Bloody Sunday" in Selma nahmen mehrere zehntausend Menschen teil. Unter den Gästen waren neben der Familie Obamas auch Ex-Präsident George W. Bush sowie der Bürgerrechtler John Lewis. Er war einer der Anführer des Protests von 1965 und stand in der ersten Reihe der Demonstranten von Selma.

Polizeigewalt live im Fernsehen

Das ganze Land hatte damaligs die Ereignisse im Fernsehen miterleben können – es brach landesweite Empörung aus. Tausende Aktivisten, Studenten, Vertreter aller Kirchen und Hautfarben kamen für weitere Proteste nach Selma.

Der Druck auf Washington zeigte schließlich Erfolg. Präsident Lyndon B. Johnson versprach ein Gesetz, das für jeden Amerikaner das Wahlrecht gewährleistete. Das Wahlrechtsgesetz, der Voting Rights Act, trat im August 1965 in Kraft. Johnson war der letzte US-Präsident, der Afroamerikaner in der Öffentlichkeit als "negroes" (Neger) bezeichnet hatte.

Polizist tötet schwarzen Jugendlichen

Kurz vor der offiziellen Gedenkfeier von Selma wurde in den USA schon wieder ein schwarzer Jugendlicher durch Polizeischüsse getötet. Der 19-Jährige habe in Madison im Bundesstaat Wisconsin einen Polizisten angegriffen und sei dann von diesem erschossen worden, teilte der Polizeichef der Stadt, Mike Koval, mit.

Der Polizist war nach Angaben des Polizeichefs zu dem Jugendlichen nach Hause gegangen, weil dieser verdächtigt wurde, den Straßenverkehr gestört und jemanden geschlagen zu haben. Weil er von drinnen Lärm gehört habe, habe sich der Beamte gewaltsam Zugang zu der Wohnung verschafft. Dort habe der Jugendliche den Polizisten angegriffen, "der seine Pistole gezogen und geschossen hat". Der Beamte habe zwar "sofort" Erste Hilfe geleistet, der junge Mann sei aber im Krankenhaus "seinen Schussverletzungen erlegen". Nach dem Vorfall versammelten sich Fernsehberichten zufolge dutzende Demonstranten vor dem Haus, die Slogans wie "Das Leben von Schwarzen zählt" riefen.

cw/qu (dpa, afp, rtr)