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Oberstes Gericht: Londons Asyl-Pakt mit Ruanda rechtswidrig

15. November 2023

Rückschlag für die Regierung des britischen Premiers Rishi Sunak: Sie wollte Asylsuchende nach Ruanda abschieben - und so Migranten von der irregulären Einreise über den Ärmelkanal abschrecken. Doch daraus wird nichts.

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Eine Demonstrantin vor dem Gebäude des Obersten Gerichts von Großbritannien
Eine Demonstrantin vor dem Gebäude des Obersten Gerichts von Großbritannien Bild: Kirsty Wigglesworth/AP Photo/picture alliance

Die britische Regierung ist vor Gericht mit ihrem international umstrittenen Plan gescheitert, Asylsuchende ohne Rücksicht auf ihre Herkunft nach Ruanda abzuschieben. Das Oberste
Gericht in London nannte das Vorhaben von Premierminister Rishi Sunak rechtswidrig und bestätigte eine Entscheidung des Berufungsgerichts vom Juni. Es bestehe die Gefahr, dass Asylbewerber in dem ostafrikanischen Land kein faires Verfahren erhielten, betonte der Supreme Court. Das Gericht berief sich unter anderem auf Erfahrungsberichte des UN-Flüchtlingshilfswerks UNHCR.

Für die konservative Regierung ist das Urteil ein weiterer Rückschlag. Sie wollte mit dem Ruanda-Plan, für den ein Abkommen mit dem ostafrikanischen Land geschlossen wurde, Migranten von der irregulären Einreise in kleinen Booten über den Ärmelkanal abschrecken. Im vergangenen Jahr waren mehr als 45.000 Menschen auf diesem Weg ins Vereinigte Königreich gekommen. Zwar ist die Zahl in diesem Jahr mit bislang etwa 27.000 niedriger als im Vorjahresvergleich. Doch das Versprechen der Regierung, die Boote zu stoppen, gilt noch nicht als eingelöst.

Urteil: Abschiebungen nach Ruanda rechtswidrig

Heftige Kritik im In- und Ausland

Dem Plan zufolge sollten irreguläre Migranten künftig ohne Prüfung eines Asylantrags direkt nach Ruanda abgeschoben werden und stattdessen dort um Schutz suchen. Eine Rückkehr nach Großbritannien sollte ausgeschlossen werden. Der Plan war im In- und Ausland auf heftige Kritik gestoßen. Das Flüchtlingshilfswerk der Vereinten Nationen hatte das Vorgehen als Bruch internationalen Rechts verurteilt. Englands Bischöfe sprachen von einer "Schande für Großbritannien". 

Die Niederlage der Regierung vor Gericht dürfte in der konservativen Regierungspartei erneut Rufe nach einem Austritt Großbritanniens aus der Europäischen Menschenrechtskonvention (EMRK) auslösen. Es war der Europäische Gerichtshof für Menschenrechte in Straßburg, der den bisher einzigen geplanten Flug mit Asylsuchenden nach Ruanda per einstweiliger Verfügung in letzter Minute gestoppt hatte.

Von einem Rettungsboot aufgenommene Flüchtlinge an der britischen Nordseeküste (Foto von September 2022)
Von einem Rettungsboot aufgenommene Flüchtlinge an der britischen Nordseeküste (Foto von September 2022) Bild: Gareth Fuller/PA/dpa/picture alliance

Sunak strebt neues Abkommen an

Trotz der Niederlage vor Gericht hält die britische Regierung an ihren Plänen fest, Migranten nach Ruanda abzuschieben. Premierminister Rishi Sunak kündigte an, ein neues Abkommen mit Ruanda auf den Weg bringen und den ostafrikanischen Staat per Eilgesetz zum sicheren Land erklären lassen zu wollen.  Zudem stellte Sunak in Aussicht, sich auch über ein mögliches erneutes Urteil des Europäischen Gerichtshofs für Menschenrechte hinwegsetzen zu wollen.

In einer Rede vor dem britischen Unterhaus sagte Sunak, er sei bereit, "unsere Gesetze zu ändern" und "internationale Beziehungen zu überdenken", falls "der nationale Rechtsrahmen oder internationale Abkommen" den Ruanda-Plänen der britischen Regierung entgegenstehen sollten.

sti/pg/kle (afp, dpa, rtr, epd)