Ohne Infektionsgefahr: Virtuell durch die Fotografie-Biennale
Wegen Corona sind die Museen in Deutschland dicht. Die Biennale für aktuelle Fotografie jedoch ist geöffnet – virtuell. Deutschland größtes Fotofestival führt per Klick durch seine Ausstellungsräume.
Eintauchen in fotografische Welten
Bilder führen ein Eigenleben. Mit "The Lives and Loves of Images" untersucht die Biennale, wie Fotografien wirken - von Begeisterung, über Gleichgültigkeit bis hin zu Skepsis. 70 Künstler aus aller Welt sind in sechs Häusern in Mannheim, Ludwigshafen und Heidelberg ausgestellt und nun online erlebbar. Darunter Eva Stenrams Serie "Drape", die mit Erotik, Verstecken und Weiblichkeit spielt.
Klick für Klick durch die Ausstellung
Intuitiv läuft der virtuelle Besucher durch die Räume, verweilt, tritt an die Fotos heran, liest Ausstellungstexte. Die Navigation ist schnell gelernt, zusätzlich hilft ein kleines Erklär-Video. Die Vergrößerung der Bilder ist messerscharf - so genau hat man wahrscheinlich noch nie eine Ausstellung besucht. Bislang sind zwei der sechs Ausstellungsorte begehbar, der Rest soll in Kürze folgen.
Das Bild vom Bild vom Bild
Nehmen diese Museumsbesucher das Kunstwerk wahr? Oder nur dessen Abbild auf dem Display? Mehr als 30 Tage verbrachte Antonio Perez Rio im Louvre, fasziniert und erschreckt zugleich. "Gemälde und Skulpturen, die mehrere Jahrhunderte überlebt haben, stehen Menschen gegenüber, die einmal im Leben dieses Museum besuchen und sich weigern, die Kunstwerke direkt zu betrachten."
Ikonen neu sehen
Kommt Ihnen die Pose dieses Soldaten bekannt vor? Die Künstler Cortis und Sonderegger hinterfragen die Wirkung von Fotografie-Ikonen und stellen diese für ihre Arbeiten nach. Diese Rekonstruktion hier zeigt "Death of a Loyalist Militiaman", aufgenommen 1936 von Robert Capa. Es zeigt einen Soldaten im Spanischen Bürgerkrieg just in dem Moment, als er nach einem Kopfschuss zu Boden geht.
Versuchsanordnung
Der Fotograf Daniel Stier wirft einen Blick in die Welt der Forschung. Dabei zeigt er allerdings keine sterilen Reagenzgläser oder menschenleere Labore, stattdessen stellt er die Forschenden selbst in den Mittelpunkt. Für seine Serie "Ways of Knowing" fotografierte er in modernen Forschungseinrichtungen Studierende, Doktoranten und Professoren bei Selbstversuchen.
Faszinierende Klassiker
Bei der Frage, welche Bedeutung und Wirkung Fotografien haben, dürfen wegweisende Künstler der Vergangenheit nicht fehlen. So zeigt die Biennale unter anderem Arbeiten von Hein Gorny (1904-1967). Der Werbefotograf gilt als einer der wichtigsten Vertreter der Neuen Sachlichkeit.
Kunst mit Künstlicher Intelligenz
Algorithmen bestimmen schon längst, welche Bilder wir im Internet zu sehen bekommen. Aron Hegert hat daraus ein Projekt gemacht: Für ein von ihm gemachtes, aber bisher nicht veröffentlichtes Foto, suchte er über die Bildersuche einer Suchmaschine ein passendes Äquivalent. Da das Bild im Netz noch nicht existierte, handelt es sich bei den Ergebnissen um "algorithmische Vermutungen".
Zwischen Sympathie und Skepsis
"Fotografie hat sich zu einem Symbol für die Extreme der heutigen Gesellschaft entwickelt. Sie ist zutiefst privat, und doch ganz und gar öffentlich", sagt Kurator David Campany. "Fotografie genießt unsere Sympathie, aber ihrer Macht und ihren Manipulationen begegnen wir mit Skepsis - zumindest sollten wir das." Hierzu passend die Collage von Kensuke Koike, einer von 70 beteiligten Künstlern.