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"Wir wollen Eindruck hinterlassen"

Joscha Weber13. Dezember 2015

Zum ersten Mal hat sich das kleine Nordirland für die Europameisterschaft qualifiziert - und trifft sofort auf Weltmeister Deutschland. Kein Grund zur Sorge, meint der Nationaltrainer Michael O'Neill im DW-Interview.

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Michael O'Neill, der irische Trainer
Bild: Getty Images/L. Griffiths

DW: Mister O'Neill, zum ersten Mal in der Geschichte des nordirischen Fußballs fährt Ihre Nationalmannschaft zur Europameisterschaft. Was fühlen Sie und Ihre Spieler angesichts dieser historischen Chance?

Michael O'Neil: Meine Spieler sind unglaublich stolz und voller Vorfreude. Aber sie glauben, wie übrigens auch ich, dass sie hier in Frankreich tatsächlich etwas erreichen können. Jetzt kennen wir die Gruppe und unsere Gegner und können an dieser Aufgabe arbeiten. Ich glaube, Aufregung und Vorfreude werden jetzt sogar noch ansteigen.

Es muss ein spannender Auslosungs-Abend für Sie hier in Paris gewesen sein, aber war es auch ein guter? Immerhin haben Sie starke Gegner wie Deutschland und Polen sowie die Ukraine zugelost bekommen.

Es ist eine Chance gegen Deutschland spielen zu können. Wir bekommen sie in der nächsten WM-Qualifikation und auch im kommenden Jahr bei der EM. Wir wissen, dass das ein sehr schweres Spiel für uns wird. Die ganze Gruppe ist eine schwere - aber wir sind überzeugt, dass wir uns für das Achtelfinale qualifizieren können.

Bierhoff sagt: Unbequem

Da erwartet Sie eine komplizierte Aufgabe, wie wollen Sie das schaffen?

Der Turniermodus gibt vor, dass 16 Mannschaften weiterkommen, also auch die vier besten Gruppen-Dritten. Der Schlüssel zum Erfolg wird sein, dass wir in den ersten beiden Spielen (gegen Polen und die Ukraine, Anm. d. Redaktion) punkten. So schaffen wir uns eine Ausgangslage für das dritte Spiel gegen Deutschland.

Der deutsche Teammanager Oliver Bierhoff hat Sie als unbequemen Gegner bezeichnet. Was bedeutet diese Aussage für Sie?

Die Geschichte hat genau das gezeigt. In den vergangenen Jahren waren wir das in der Tat - in Qualifikationspartien und Freundschaftsspielen gegen Deutschland. Wir werden die Spiele Deutschlands gegen Irland in der EM-Qualifikation genau analysieren, denn unsere Nachbarn haben den Deutschen in zwei Spielen insgesamt vier Punkte abgenommen. Natürlich wird es für uns gegen solch eine fußballerische Supermacht schwer. Wir sind dagegen nur ein sehr kleines Land. Aber der Druck wird an diesem Abend (21. Juni 2015, Anm. d. Red.) auf Deutschland lasten, nicht auf uns.

Irland EURO 2016 Playoff Rückspiel Irland - Bosnien Herzegovina
Die Iren - erfolgreich in der Qualifikation. Hier im Spiel gegen Bosnien-HerzegowinaBild: picture-alliance/Actionplus

Ist das Ihre Rolle in EM-Gruppe C? Sind Sie "der kleine Underdog"?

Es ist nicht an uns, das zu sagen. Unsere Gegner können sagen, ob sie uns als "Underdog" sehen oder nicht. Wir fahren als Qualifikations-Gruppensieger und "Top-Goalscorer" nach Frankreich. Deshalb haben wir den Glauben und das Selbstvertrauen, dass wir es über die Gruppenphase hinaus schaffen können.

Wie gehen Sie in das Spiel gegen Deutschland? Können wir uns darauf einstellen, dass Sie mit elf Mann verteidigen oder wollen sie eine aktivere Rolle spielen?

Für solche Gedanken ist es noch zu früh. Wenn wir am Ende ein 0:0 gegen Deutschland brauchen, werden wir alles dafür tun, wie auch immer. Es ist schwer zu sagen, wie wir an dieses Spiel herangehen werden, ohne zu wissen, wie die anderen beiden Spiele vorher ausgegangen sind.

Was wollen Sie mit Ihrem Team bei Ihrer ersten Teilnahme erreichen?

Unser Ziel ist es, einen Eindruck zu hinterlassen. Als ein kleines Land streben wir nach dem, was alle kleine Fußballnationen wollen: es irgendwie bis in die K.O.-Phase zu schaffen.

Vier Wochen sind seit den Terroranschlägen von Paris vergangen. Die Sicherheitsvorkehrungen rund um die Auslosung waren immens. Wie haben Sie sich in Paris gefühlt?

Ich habe mich gut gefühlt. Ich bin mit meiner Frau hierhergereist und sie hat fleißig geshoppt. Wir haben Paris sehr genossen. Ich denke, Frankreich wird ein fantastisches Turnier ausrichten und wir freuen uns sehr darauf.

Michael O'Neil ist 46 Jahre alt und seit 2011 Nationaltrainer in Nordirland. Der ehemalige Mittelfeldspieler blickt auf eine 20-Jährige Karriere als Profi zurück, unter anderem in der Premier League bei Newcastle United. Als Trainer gelang ihm in diesem Jahr sein Meisterstück: Als souveräner Gruppensieger zog sein nordirisches Team erstmals in die EM-Endrunde ein - und O'Neill wurde dafür nach dem letzten Gruppenspiel gegen Griechenland von seinen Spielern auf Händen über den Platz getragen.

Das Interview führte Joscha Weber.