Oper für die Jugend
17. Dezember 2008Dichtes Gedränge herrscht an der Mailänder Scala, denn in einer Stunde soll die Vorpremiere von „Don Carlos“ beginnen. Die reduzierten Tickets für Jugendliche unter 26 Jahren sind innerhalb kürzester Zeit ausverkauft. Der 21-jährige Frederico hat noch eine Karte bekommen. „Don Carlos“ ist seine Lieblingsoper.
Viele Jugendliche hätten die Oper dagegen noch nicht für sich entdeckt, sagt der künstlerische Leiter der Scala Gastón Fournier-Facio. In Schulen werde kaum noch Musik gelehrt, erklärt er. Und für Musikabsolventen gebe es keine Berufsperspektive. „Um das zu ändern möchte die Scala den traditionellen Saisonauftakt entmystifizieren und den Jugendlichen die Aufführungen bereits vor der offiziellen Premiere zugänglich machen“, sagt er.
Modern und traditionell zugleich
Im Vorraum der Scala schwirren Jugendliche in Frack und Abendkleid herum. In der mit Säulen bestückten Haupthalle und auf den höheren Rängen herrscht eine feierliche Stimmung. Die Beleuchtung wird gedämpft - und dann beginnt die Aufführung.
Don Carlos betritt im pompösen Renaissance-Kostüm die minimalistisch gestaltete Bühne aus weißem Marmor und schwarzem Hintergrund. Sein Klagegebet gilt seiner unerreichbaren Kindheitsliebe Elisabetta di Valois. Sie ist jetzt mit seinem Vater verheiratet.
Eine Geschichte, die genauso spannend ist wie so mancher Kinofilm - zumal die Mailänder Scala versucht, moderne Elemente in die bisher meist traditionell gehaltenen Aufführung einzubinden. Bei „Don Carlos“ werden barocke Kostüme mit einem modernen Bühnenbild kombiniert. Mit dem neuen General-Intendant Stefan Lissner gebe es diese Tendenz, sagt Fournier-Facio. „Er hatte von Anfang an ein großes Interesse, mit modernen Regisseuren zusammenzuarbeiten. Regie nach altem Stil gefällt Stefan Lissner nicht sonderlich“
Erfolgreiche Vorpremiere für Jugendliche
Nicht allen gefällt dieser Stil. Die 23-jährige Silvia findet es schwierig, ein solches modernes, zeitloses Bühnenbild mit klassischen Kostümen zu verbinden. „Aber vielleicht wird es dadurch auch für Jugendliche besser verständlich und bringt ihnen die klassische Oper näher“, sagt sie.
Am Ende der Aufführung gleicht der Geräuschpegel in der Mailänder Skala fast dem in einem Fußballstadion. 15 Minuten lang applaudieren die Zuschauer. Frederico hält die Initiative der Scala für ausgezeichnet. „Man muss die Jugendlichen in die Scala bringen“, sagt er.