1. Zum Inhalt springen
  2. Zur Hauptnavigation springen
  3. Zu weiteren Angeboten der DW springen

Regierung abgestraft

13. Juli 2013

Bei der Parlamentswahl in Bhutan hat die Opposition überraschend die meisten Sitze errungen. Damit steht ihrer Regierungsübernahme in dem kleinen Himalaya-Staat nichts mehr im Weg.

https://p.dw.com/p/197N0
Eine Frau, die in einer Warteschlange steht, zeigt ihren Wählerpass (Foto: dpa)
Bild: picture-alliance/dpa

Die Wähler in Bhutan haben der Opposition einen Erdrutschsieg verschafft. Die Volksdemokratische Partei (PDP) kommt nach offiziellen Angaben auf 32 der 47 Parlamentssitze. Die Partei für Frieden und Wohlstand (DPT), die bislang fast alle Abgeordneten stellte, erhält künftig 15 Sitze.

Viele Beobachter sahen die DPT als Favorit. Sie wollte vor allem die Landbevölkerung für sich gewinnen, die etwa 70 Prozent der Bevölkerung ausmacht. In den vergangenen fünf Jahren bemühte sie sich um bessere Verkehrswege sowie den Ausbau des Mobilfunknetzes und der Elektrizität in ländlichen Gebieten.

Der Wahlkampf war von Streitigkeiten Bhutans mit dem großen Nachbarn Indien beeinflusst, der Anfang des Monats plötzlich Vergünstigungen für Gas und Kerosin gestrichen hatte. Dies könnte die DPT ebenso wie die schlechte wirtschaftliche Lage des Landes Stimmen gekostet haben.

Jigme Y. Thinley (L) bei einer Pressekonferenz im April (Foto: David Owen/AFP/Getty Images)
Jigme Y. Thinley (l.) muss seinen Posten als Regierungschef jetzt räumenBild: AFP/Getty Images

Fast 400.000 Menschen waren zur Unterhauswahl aufgerufen gewesen. Rund 66 Prozent gaben ihre Stimme ab, 2008 waren es noch rund 80 Prozent. Vor den Wahllokalen klagten viele, die Regierung sei korrupt und habe das Land in den vergangenen fünf Jahren kaum vorangebracht. Zunehmende Arbeitslosigkeit, Unterentwicklung der ländlichen Regionen und eine immer größer werdende Einkommensschere sind die häufigsten Kritikpunkte.

Zehntausende mussten stundenlang zu den Wahllokalen laufen. Andere fuhren in der Monsunzeit tagelang über holprige Straßen, da sie zur Wahl in ihren Heimatort zurückkehren mussten. Bei vielen hieß es, sie fühlten sich zu der Abstimmung verpflichtet.

Glück in Bhutan

Es war erst die zweite Wahl in der Geschichte des Landes, nachdem der König 2005 den Wandel von einer jahrhundertealten Monarchie zu einer parlamentarischen Demokratie mit zwei Kammern eingeleitet hatte. Ein neues Oberhaus (Nationalrat) war bereits im April bestimmt worden.

Allerdings sind alle Parteien königstreu und konsultieren den im Land beliebten Monarchen in wichtigen Fragen. Vor allem: Keine Partei stellt die Wichtigkeit des einzigartigen Bruttoglücksproduktes infrage, das sich aus der Zufriedenheit mit Umwelt, Bildung, Kultur und den eigenen Perspektiven zusammensetzt. Bhutan ist das einzige Land, in dem dieser Index des "guten Lebens" gemessen wird. Im Jahr 2010 waren 41 Prozent der Bhutaner "glücklich", besonders Beamte und Mönche.

re/uh/gmf (dpa,afp)